Hoellentrip
Zuflucht suchen. I m Schatten angekommen blieben sie gleichzeitig stehen. Vor ihnen öffnete sich der Blick auf einen mit S eerosen bewachsenen See - Billabong - ein Nebenarm eines Flusses - der sich hier verbreiterte und durch einen aufgeschütteten Damm gestaut wurde. Catherine ließ ihren Blick über das dunkle Wasser schweifen, auf dem langstielige weiße und lila Seerosenblüten schwammen und hochbeinige filigrane Vögel über deren moosgrüne Blätter wie von Insel zu Insel staksten.
„Schwarze Schwäne!“ sag te Sophie, „wie im Märchen...“
„Ja, das sind alles verzauberte Seelen!“, erwiderte Catherine nüchtern.
Stumm glitten die Schwäne dahin, und wenn sich zwei trafen, schwammen sie in stiller Übereinkunft gemeinsam ein Stück weiter oder sie wichen sich aus, unbeirrt und gleichgültig ohne ihre Geschwindigkeit verändernd. Eine Weile standen sie schweigend unter den im heißen Wind rauschenden hellgrünen Blättern knorriger Eukalyptusbäume. Catherines Übelkeit ließ nach, auch Sophie sah nicht mehr ganz so blass aus. Vor ihnen wogte eine hohe Wiese Schilf, lispelte rau, wenn ein Windstoß darüber mähte. Gerade hatte der Wind einen Scheitel geblasen, als Catherine auf etwas aufmerksam wurde. Neugierig bückte sie sich und zog mit spitzen Fingern einen S chlamm verschmierten Pumps heraus. Sophie verzog ange ekelt das Gesicht, als wäre es ein toter Fisch.
Catherine fröstelte plötzlich, fühlte sich bedroht von den schwarzen Schwänen, von dem dunklen, lauernden Wasser, von den alten Bäumen, die mit Hunderten knotiger Finger nach ihnen gra p tschen. Ein Vogel kreischte , flog auf, ein Windstoß fuhr durch die Blätter.
Und plötzlich, wie aus dem Nichts, zerfetzte e in lauter Knall die friedliche Stille. Vögel schrien, die Schwäne klatschten hektisch mit ihren Flügeln aufs Wasser und die Luft schwirrte . Reflexartig krallte Sophie ihre Finger in Catherines Arm, die sich duckte. Noch ein Knall. Die Schwäne flogen davon. Vögel flüchteten aus den Kronen der Bäume. Von den Seerosenblättern waren die langbeinigen Wasservögel verschwunden.
Durch die schmalen Halme des Schilfs, erkannte Catherine nur fünf oder sechs Meter vor ihnen eine Gestalt. Archie. E r hielt ein Gewehr in der Hand. Auch Sophie hatte ihn entdeckt und krallte ihre Fingernägel noch tiefer in Catherines Arm, die ein schmerzhaftes Aufschreien unterdrückte. Archie machte einen Schritt auf das Schilf zu, neigte den Kopf zur Seite und fixierte die Stelle, an der sie sich verbargen.
„Hi!“ ertönte seine Stimme.
„Catherine!“, flüsterte Sophie, „was machen wir jetzt?“
Blitzschnell überdachte Catherine ihre Fluchtmöglichkeiten. Ein Sprung in den See? Weglaufen? Alles aussichtslos.
„He, was macht ihr Girls denn hier draußen?“, rief Archie und reckte seinen Hals, um sie hinter den Halmen besser erkennen zu können. Ihnen blieb nur die Flucht nach vorn und so richtete sich Catherine auf, am Arm eine verängstigte Sophie.
„Hi, gehen Sie auf die Jagd?“ Catherine bemühte sich, zu lächeln.
„Jagd?“, wiederholte er grinsend, hob den linken Arm. Wie eine blutiges Stück Darm hing der schlaffe Körper einer Schlange in seiner Hand. Sophie schrie auf und rannte humpelnd davon , Catherine zuckte zusammen. Archie holte aus und bevor sie zurückweichen konnten hatte er die Schlange vor ihre Füße ins Schilf geschleudert. Archie lachte.
„Macht Ihnen das Spaß?“, fuhr Catherine ihn an. Entschlossen trat Catherine nun aus dem Schutz des Schilfs. Archie hatte sein Gewehr sinken lassen. Aus dem geöffneten Kragen seines karierten Hemd, kringelte sich dunkles Brusthaar.
„Mein Gott“, rief eine schrille Stimme. „Archie, hast du sie erwischt!“
Mae rannte vom Haus heran. Archie machte mit seinem schlecht rasierten Kinn eine Bewegung zum Schilf und Maes Blick fiel auf die tote Schlange. Angewidert wandte sie sich ab.
„ Ihr solltet euch doch nicht so weit vom Haus entfernen“, sagte sie tadelnd zu Catherine, „ich hab’ euch ja gesagt, dass es hier giftige Schlangen gibt!“ I hr Blick fiel auf de n Schuh in Catherines Hand. „Wo hab t ihr den denn gefunden?“, fragte sie erfreut und streckte den Arm aus, „ich habe ihn im Morast verloren!“ Widerstandslos ließ sich Catherine den Schuh aus der Hand nehmen.
„Haben Sie das Ersatzteil für den Wagen bekommen?“
„Klar, muss morgen da sein“, Archie drehte sich um, und marschierte zum Haus zurück. Pfeifend, mit lässig
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