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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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nicht auf seine Beine gezielt, auch nicht auf seine Schulter. Hab’ ihn exakt getroffen.“ Er holte Luft. „Genau ins Herz.“
    Shane schwieg.
    „Ich war der beste Schütze weit und breit“, redete Herb weiter in die Dunkelheit. „Drei Jahre hab’ ich in einer gottverdammt en Schreibstube verbracht, schließlich hab’ ich die Stelle hier gekriegt. Und jetzt sitze ich hier in diesem beschissenen Kaff fest.“ Er seufzte. „ I ch geh’ jetzt mal lieber . Becky wartet schließlich. Sie sollten auch gehen .“ Herb ging zur Tür.
    „Herb?“
    Das Licht aus dem Flur fiel als heller Balken ins Büro. Herb blieb stehen. „Ja?“
    Shane hatte das Gefühl, etwas Mitfühlendes sagen zu müssen, aber ihm fielen nur abgedroschene Phrasen ein, u nd so sagte er nur:
    „Grüße n Sie Becky.“
    „ Mach ich .“ Herb nickte ihm noch einmal zu und schloss die Tür.
    Shane nahm sich ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank und starrte in die Dunkelheit. Auf einmal war es wieder da: die Wiederholung. Die Eltern in Caboolture . Finden Sie den Mistkerl! Schützen Sie uns und unsere Kinder! Er hat schon drei Kinder getötet, wie lange wollen Sie noch dabei zusehen...! Er hat schon drei Kinder getötet... Sie kamen zu spät, der Mörder tötete noch ein Kind und noch eins. Feindselig hatten die Eltern ihn angesehen, ihn beleidigt, sich beschwert, und er hatte noch mehr getrunken, Kim war irgendwann ausgezogen, mit Pamela, dann hatte sie die Scheidung eingereicht und er unbezahlten Urlaub genommen, was alles noch schlimmer machte, denn es wurde ihm erst jetzt klar, was er alles verloren hatte...

37

    Gellendes Telefonklingeln riss ihn aus seinen Gedanken . Knapp und hart kam es aus dem Hörer:
    „Wann schnappt i hr euch endlich diesen Mike Carney?“
    Dann Klicken in der Leitung. Es war eine Frauenstimme gewesen. Er sprang auf und stürzte zur Tür hinaus. Gerade noch sah er die Scheinwerfer eines Wagens hinter der Straßenbiegung verschwinden. Fünfzig Meter weiter in der anderen Richtung vor dem News Agent Shop leuchtete gelblich eine Telefonzelle. Und die Telefonschnur schwang. Wer hatte ihn angerufen? Er blieb eine Weile vor der Polizeistation stehen. Die Luft war angenehm kühl geworden. Seltsam, dachte er, wie schnell man sich heimisch fühlen konnte, wenn man kein wirkliches Zuhause hatte. Die orangefarbene Straßenbeleuchtung war ihm vertraut, das Zirpen der Zikaden, das Reiben der Blätter im Wind, entfernte Geräusche von Fernsehern. Hundegebell. Der Geruch von Eukalyptus und später, wenn es kühler und feuchter werden würde, käme der beißende der Gidgea-Bäume hinzu. Die Telefonschnur in der Zelle hatte aufhört zu schwingen. Er sollte Kim anrufen, er hatte es Pam versprochen. Vielleicht war es das Gespräch mit Herb, das ihn so sentimental gemacht hatte. Er ging zur Telefonzelle, steckte Münzen in den Schlitz und wählte. Nach viermaligem Klingeln nahm Kim ab.
    „Hallo?“
    „Ich bin’s.“
    „ Shane, m ein Gott, weißt du, wie viel Uhr es ist?“
    Wie vertraut, ihr vorwurfsvoller Ton.
    „Zehn?“
    „Du hast mi ch vielleicht erschreckt! Ist was
    passiert?“
    „Nei n, es ist nichts .“
    Genervtes Ausatmen.
    „Wie geht es euch, dir und Pam?“
    Sicher verdrehte sie gerade die Augen. Ob ihr neuer Freund auf sie im Bett wartete, oder gerade den Abwasch machte, oder fernsah und sie ungeduldig beobachtete ?
    „W eshalb rufst du wirklich an , Shane?“
    „Ich habe gehört , dass du wieder heiraten willst?“
    Plötzlich klang sie wach. „ Shane! Um diese Uhrzeit! Ja, ich hab einen sehr netten Mann kennen gelernt. “
    „ Wie kommt Pamela mit ihm zurecht ?“
    „Wieso interessiert dich das auf einmal?“
    „Kim, ich bitte dich, schließlich ist sie auch meine Tochter. “
    „Shane! Du hast dich aus ihr em Leben schon vor einer Ewigkeit verabschiedet! “ Kim schnaubte wütend. „ Wenn hier einer sich für Pam interessiert , dann bin ich es! Du hast wenig Interesse gezeigt . Weder für mich noch für deine Tochter! Ich leg’ jetzt auf.“ Das tat sie. Wartete nicht einmal sein „Gute Nacht“ a b .
    Shane, komm’ wieder zurück , lass’ es uns noch mal versuchen. Wir schaffen es diesmal. War es das, das er sich gewünscht hatte? Wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er ein Leben mit Kim überhaupt nicht mehr wollte. Warum musste er sich immer wieder etwas vormachen? Der Hörer in seiner Hand war schwer geworden. Er hängte ihn ein. Mann, Shane, hör endlich auf, dir selbst leid zu

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