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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Lust auf Blackall und das Wiedersehen mit Toby so ziemlich vergangen. Als sie auf ihre Armbanduhr blickte, sah sie sie wieder, die roten Striemen. Ein unangenehmes Gefühl begann sich in ihr auszubreiten. Sie versuchte sich zu beruhigen . Sie würde jetzt etwas essen. Alles war normal und in Ordnung, sie hatten eine ganz banale Autopanne und warteten lediglich auf ein Ersatzteil. Das war alles. Sie konnte telefonieren und nicht weit von hier war die Hauptstraße. Es gab nicht den geringsten Anlass zur Beunruhigung. Catherine war einfach ein bisschen hysterisch . So war das und nicht anders. Morgen würden sie abreisen. Obwohl sie wusste, dass es keine Netzverbindung gab, nahm sie ihr Handy und schaltete es an. Aber das ersehnte Wunder geschah nicht und sie packte es wieder ein. Es dämmerte. Durch das Fenster betrachtete sie die hohen Bäume, deren weiße Rinde sich abschälte. Die feinen Äste und langen Blätter bewegten sich sanft im Wind. Wie friedlich und ruhig es hier war, dachte sie. Sie erinnerte sich an solche Tage als sie noch ein klein es Mädchen war. Doch die Ruhe konnte trügerisch sein, das wusste sie. Die Nacht käme und mit ihr die Träume und niemand hatte ihr Rufen gehört. Ents chied en schob sie die Erinnerungen weg und schüttelte ihr Haar. Dieser Archie war ein dämlicher Typ. Wie er an ihrem Dekolletee hing! Kein Wunder bei so einer Ehefrau! Mühelos könnte sie ihn um den Finger wickeln, wenn sie nur wollte. Bald würde sie Toby wiedersehen . Es war seltsam, aber je länger sie ihn nicht sah, umso gleichgültiger wurde er ihr. Wie ein Foto, das jeden Tag ein wenig mehr verblasste. Das irritierte sie... Sie schlüpfte in ihre Sandalen, biss die Zähne zusammen und humpelte zur Tür . Als sie die Hand zum Türknopf ausstreckte fiel ihr Blick wieder auf ihr Handgelenk. Eine Allergie, nichts weiter. Punkt.

39

    Kurz nachdem Joanna bei Max gewesen war und dann die Klinik verlassen wollte, hatte einer ihrer Patienten, ein neunundzwanzigjähriger Aidspatient, nach ihr rufen lassen. Zwei Stunden später war er gestorben. Sie hatte seine Hand gehalten. Als seine Familie eintraf, ging sie, traurig und leer nach Hause.
    „He “, rief Marc aus dem Wohnzimmer. „Ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr heim!“
    Er hatte eine DVD geliehen, Wein gekauft, wollte etwas gutmachen. Nur hatte er sich den falschen Zeitpunkt ausgesucht. Sie stand in der Tür und schüttelte ihre Sandalen ab.
    „ Marc , sorry, aber ich bin völlig erledigt.“
    „Du arbeitest viel zu viel, Dar ling“, sagte er und lächelte. Sein Haar war noch nass von der Dusche, sein gebräuntes Gesicht wirkte entspannt. Wieso fühlte sie sich ihm so fremd? Er bemühte sich doch, ging es ihr durch den Kopf, stell’ dich nicht so an, vielleicht tut es dir ja auch gut! Anstatt eine Dusche zu nehmen, wonach sie sich sehnte, setzte sie sich zum ihm auf die Couch . Marc legte den Arm um sie und sie blieb schweigend sitzen .
    „Einfach mal aufhören zu grübeln, zu denken.“ Er strich ihr über die Wangen, sah sie an, lächelte und flüsterte: „du bist einfach nur überarbeitet . “ Er wollte sie küssen, aber seine Nähe war ihr unangenehm . Sie konnte es nicht erklären, aber sie wollte jetzt nicht hier sein, nicht hier und nicht bei ihm. Abrupt löste sie sich von ihm und murmelte: „Sorry, es geht nicht.“
    Sie stand auf und lief zur Tür, zog ihre Schuhe wieder an.
    „ Joann a , was soll das? “, rief Marc ihr nach. „He, ich bin dir wohl zu langweilig, was? Aber denkst du nicht mal dran, dass du auch langweilig bist?“
    Ohne sich auf eine Diskussion mit ihm einzulassen, nahm sie ihre Mappe und den Autoschlüssel und ließ die Haustür hinter sich zufallen. Sie gab Gas und der Wagen glitt auf die leere Straße des Wohngebietes, um zwei Kreuzungen später in die Hauptstraße einzubiegen, die hinunter in die City führte. Es war schon lange vorbei. Sie hatten es nur nicht wahrhaben wollen.

    Zwanzig Minuten später drückte ihre Schwester sie fest und schob sie ins Haus, in dem sie mit ihrem Mann Paul und den drei Kindern seit zwei Jahren wohnte. Sie und Paul, Lehrer und handwerklich begabt, hatten das heruntergekommenste Holzhaus der Straße gekauft und in den letzten Jahren von Grund auf restauriert. Jetzt stach es mit seiner ausladenden, überdachten Veranda, dem dunkelroten Anstrich und einem phantasievoll bepflanzten Vorgarten als eines der attraktivsten hervor. Wenn es sich nicht um ihre Schwester handeln würde,

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