Hoellentrip
fällen wollte. Natürlich, s ie musste einen Keil heraussägen! Endlich gelang es ihr, das Blatt herauszuziehen. Sie setzte wieder an.
„Catherine!“, rief Sophie wieder, „was ist jetzt ? “
Catherine machte weiter, sie spürte ihre Arme kaum noch, alles in ihr vibrierte mit dem Motor, sie hatte nie angenommen, dass eine Motorsäge so schwer war ... Aber sie durfte nicht aufgeben. Und dann, endlich, nach ewigen Minuten fiel ein großer Keil heraus und der Stamm brach auseinander . Nun musste sie dasselbe eine Autobreite weiter machen und anschließend das herausgesägte Stück Baumstamm irgendwie von der Straße schleifen. Dann endlich wäre der Weg frei. Aber s ie hatte kaum dieses eine Stück geschafft, wie sollte sie das zweite noch schaffe n? Verzweifelt machte sie weiter. Ohrenbetäubend dröhnte der Motor und rüttelte an Catherines Körper. Schweiß lief ihr in Strömen herunter, troff in ihre Augen und brannte darin. Catherines Hände waren glitschig von Schweiß, krampfhaft umklammerte sie den Griff der Maschine, ihre Brillengläser waren beschlagen , aber i mmer tiefer fraßen sich die metallenen Zähne der Säge ins Holz – und darum ging es. Nur darum.
„Wir haben’s gleich!“, feuerte sie sich selbst an. „Halt verdammt noch mal durch!“
Und e ndlich sackte auch das Mittelstück des Stammes auf den Boden.
„Los! Du musst mir helfen!“, rief sie Sophie zu. Doch ihr Versuch, den mittleren Teil des Baumstammes auch nur um Zentimeter zu bewegen, scheiterte kläglich. Wie schwer war er? Hundert Kilo? Zweihundert?
„Es geht nicht!“ Sophie fing an zu heulen.
„Hör auf!“, brüllte Catherine Sophie an. „Hör verdammt noch mal auf!“ Und tatsächlich hörte Sophie auf. Jetzt nur nicht aufgeben, dachte Catherine und erinnerte sich an das Abschleppseil, das Archie für ihren Wagen benutzt hatte, fand es auf der Ladefläche, drehte den Wagen, befestigte das eine Ende des Seils an der Anhängerkupplung, das andere schlang sie um den Stamm. Catherine fuhr langsam an. Das Seil straffte sich und der Stamm bewegte sich. Sie schleifte ihn so weit es ging an den Wegrand.
„He!“, rief Sophie jubelnd , „wir haben’s geschafft! Catherine! Wir haben’s geschafft!“
„Beeil dich!“, rief Catherine ungeduldig zurück. Sophie machte sich daran, das Seil an der Anhängerkupplung aufzuknüpfen.
„Wie lang brauchst du denn noch?“, rief Catherine aus dem Wagen.
„Ist verdammt fest!“
Catherine stieg wieder aus. Gemeinsam versuchten sie den festgezurrten Knoten aufzubekommen. „ Warte, i ch nehm’ die Säge!“, sagte Catherine und ging gerade zum Wagen zurück als eine Stimme sie herumfahren ließ.
„Brauchen die Ladies etwa Hilfe ?“ Sie drehten sich gleichzeitig um.
5 1
Archie stand hinter ihnen, breitbeinig, die Hände in den Hosentaschen . E r begutachtete das herausgesägte Stück Baumstamm.
„Gute Arbeit.“
Er musste ihr Auto kurzgeschlossen und Benzin nachgefüllt haben. Es stand mit laufendem Motor hinter ihm.
„Ihr solltet am Woodchop per - Wettbewerb teilnehmen!“ Er lachte sein grausames Lachen.
Sophie hatte sich zuerst wieder gefasst und rang sich ein Lächeln ab.
„Gute Idee. Aber zuerst könnten Sie uns mit diesem Seil da helfen. Anschließend können wir ja die Autos wieder tauschen.“
In Archies Augen glitzerte etwas . In seinem Gehirn arbeitet es, dachte Catherine, man sieht es ihm geradezu an. Nie wieder wollte sie auf die Farm zurück. Nie wieder in diese dunkle Gruft, in der Mae schon wartete – wie eine Spinne in ihrem Netz ... Sie mussten fort. Jetzt.
Sie mussten in ihr eigenes Auto gelangen. Bis Archie endlich das Seil losgeknotet hätte und sie verfolgen könnte, hätten sie schon einen gehörigen Vorsprung. Sie blickte zu Sophie. Der rote Fleck in ihrem Gesicht war nicht ein bisschen blasser geworden. In diesem Augenblick wusste Catherine, dass sie es wagen müsste. Sie nahm all ihren Mut zusammen, wischte all die Bedenken und Zweifel weg und sagte:
„Dürfen wir Ihren Wagen so stehen lassen? Der Schlüssel steckt. Wir übernehmen einfach wieder unseren eigenen.“ Sie zwang sich noch zu einem höflichen Lächeln, „und haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfsbereit schaft!“ Zu Sophie gewandt fügte sie hinzu: „Komm’ jetzt!“
Ihr Auto stand hinter Archie, nur fünf oder sechs Meter von ihnen entfernt. Der Motor lief. Sophie blickte unsicher zu Catherine, die ihr noch einmal zunickte. Sophie stand näher bei Archie, musste an ihm
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