Hoellentrip
Blick ließ ihn die Schachtel wieder in die alte Position zurückschieben.
„He, Mann, das ist doch eine ganz normale Frage, oder?“
Shane lehnte sich im Sessel zurück, als ob er unendlich viel Zeit hätte.
„Ihr Wagen wurde am Sonntag hier in Chinchilla gesehen. Wir haben einen Zeugen. Geben Sie’s zu Ed. Es macht uns allen die Sache einfacher.“
„Da will mich jemand in irgendwas reinziehen. Sie haben doch mein Alibi überprüft. Ich war in Brisbane.“
„Aber nicht mit dem eigenen Auto“, schaltete sich Tamara ein.
E igensinnig schüttelte er den Kopf .
„Dann steht meine Aussage gegen die eines anderen!“
„Romaine hatte eine Zahnprothese.“
Ed schwieg und starrte auf den Boden.
„Sie, Sidney Emerson und Harry Newman saßen damals vor zwei Jahren mit Romaine im Auto. Wir können also durchaus behaupten, Romaine hatte Beziehungen zur kriminellen Szene, Ed - genau wie Sie.“
„Wollen Sie mich deswegen verhaften?“, brauste Ed auf.
„Wir könnten bei Ihnen eine Durchsuchung anordnen“, fuhr Shane ruhig fort. „Zwanzigtausend Dollar sind `ne Menge Geld.“
„Sie haben nichts gegen mich in der Hand! Absolut nichts! Ich hab’ ein Alibi!“
Ed war ein härterer Brocken als Shane angenommen hatte.
„Was ist jetzt? Kann ich endlich das Auto sehen?“ Ed fühlte sich wieder sicherer.
„Es ist nicht hier, Ed, es wird gerade untersucht“, erklärte Shane ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Ed schluckte, sein spitzer Adamsapfel hüpfte.
„Ich hab’ ihr mal ein Feuerzeug geschenkt“, sein Ton hatte jetzt etwas Jungenhaftes , „da steht mein Name drauf, könnte sein , dass es im Auto ist. Aber nicht , dass Sie gleich denken...“
„ ... Sie hätten Romaine umgebracht?“
„Nun“, sagte Tamara in spöttischem Ton , „zwanzigtausend Dollar sind ... wie viele Monatsgehälter, Ed?“
„Es war dieser George! Warum glauben Sie mir nicht?“
„Ganz einfach, Ed“, entgegnete Shane scharf, „niemand kennt diesen George, niemand hat von ihm gehört oder ihn gesehen!“
„Aber diesem Hall glauben Sie! Das mit den zwanzigtausend im Safe hat er Ihnen doch gesagt! Vielleicht hat er sich die ganze Geschichte nur ausgedacht und mir die Nachricht, dass sie mit George unterwegs ist, hingelegt, um davon abzulenken, dass er Romaine umgebracht hat.“
„Sehen Sie Ed“, sagte Shane, „mit diesem Zettel ist es genau dasselbe wie mit George: Niemand außer I hnen hat ihn gesehen.“
Ed schluckte wieder, zögerte, räusperte sich schließlich.
„Ich gehe jetzt.“ Er erwartete wohl, dass man ihn zurückhielt, doch als weder Tamara noch Shane Anstalten dazu machten, ging er mit schnellen Schritten zur Tür hinaus.
„Ich muss mal raus“, sagte Tamara mit gerunzelter Stirn.
Als die Tür hinter ihr zufiel, starrte Shane eine Weile hinaus aus dem Fenster. Er bemerkte ein Ziehen in der Brust. Sein Arzt hatte ihm Bewegung , weniger Alkohol und leichteres Essen verordnet. „Shane, nimm’ dir die Dinge nicht so zu Herzen, im wahrsten Sinne des Wortes“, hatte er gesagt, „und wenn’s zu arg wird, dann greif’ zu deinen Sportschuhen.“
Die Aircondition kühlte den Raum auf fünfundzwanzig Grad. Draußen wären es zehn mehr. Zu viel, um auch nur an Sport zu denken. Er fühlte sich von dem Fall erstickt. An allen Enden brannte es gleichzeitig, und er wusste nicht, wo er beginnen sollte, zu löschen. Er legte die Beine auf den Schreibtisch, schloss die Augen und versuchte sich Romaines letzte Stunden vorzustellen. Sie hatte Barry auf seiner Farm besucht und ihm das Geld aus dem Safe angeboten, um Ashwood operieren zu lassen. Sie verließ die Farm und machte sich am Abend, zum Earl’s auf. Sie holte das Geld aus dem Safe und legte den Zettel „ Sorry. Romaine“ hinein. Doch jemand hatte sie beobachtet oder wusste von ihrem Plan. Er töte te Romaine, nahm das Geld, vergrub die Leiche, ließ ihren Wagen verschwinden. Alan Hall und die Polizei sollten glauben, Romaine habe sich mit dem Geld aus dem Staub gemacht. Doch wieso war dann das Türschloss zerbeult, wenn Romaine doch einen Schlüssel besaß? Und wieso stellte man Romaines Auto erst so viel später nach ihrem Tod auf Barrys Grundstück ab? Nichts passte im Fall Romaine Stavarakis zusammen.
66
Shane sah hinaus. Die Sonne ging bald unter. Ein Magpie, ein schwarz-weißer großer, schlanker Vogel mit einem spitzen, langen Schnabel hüpfte auf dem vertrockneten Gras umher, zupfte hier und da etwas aus der Erde. Ein zweiter ließ sich
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