Hoellentrip
Gruß, „machen Sie es gut , Shane!“
Shane blickte ihm nach, wie er die Straße hinunter ging . Nach Hause wären es höchstens zehn Minuten zu Fuß. Sicher wäre er bis dahin etwas nüchterner. Shane wollte gerade zurück ins Bett, als er das Geräusch eines anspringenden Wagens hörte. Verdammt ! Shane riss die Tür auf und sah gerade noch Herbs Commodore auf die Hauptstraße einbiegen. Fluchend stürzte er zum Tisch, nahm den dort liegenden Autoschlüssel des Dienstwagens und rannte hinaus. Als er den Motor anließ, erblickte er in den Augenwinkeln Tamara vor ihrer Tür, die ihm etwas zurief. Aber er trat aufs Gas. Mit quietschenden Reifen schoss sei n Wagen auf die Straße.
Die roten Lichter vor ihm mussten die von Herbs Wagen sein. Er hatte einen mächtigen Vorsprung. Häuser und Büsche wischten im Scheinwerferlicht vorbei, gespenstisch, fremd und stumm. Es gäbe genügend Bäume, die sich Herb aussuchen könnte, dachte er. Hochkonzentriert raste Shane hinter den roten Rücklichtern her, blendete auf, hupte, um Herb zum Stoppen zu bringen. Dieser verdammte Kerl !, dachte er wütend. Der Abstand verringerte sich kaum. Einhundert zeigte der Tachometer an u nd der Commodore wurde noch schneller.
D er Wagen vor ihm schlingert plötzlich . Shane steigt auf die Bremse, über die Straße fliegen Schatten - Kängurus - und die Rücklichter vor ihm brennen blutrot. Er schießt auf sie zu. Sein Fuß tritt hart auf das Bremspedal. Die Rücklichter schon fast scheibenfüllend, der Knall schon in den Ohren, der Aufprall unvermeidlich, er zieht den Hals zwischen die Schultern, duckt sich, krallt sich ans Steuer, reißt es nach rechts – die Lichter vor ihm rutschen nach links und Blech an Blech durch Millimeter Luft getrennt, reibt aneinander vorbei. Sein Wagen steht. Er kneift die Augen zu, macht sie wieder auf und sieht im Rückspiegel Herbs Auto im Graben lieg en.
Wie still es ist. Shane steigt aus. Unter seinen Schritten knirschen die feinen Sandkörner. Fahl leuchten ihm Scheinwerfer entgegen. Nichts regt sich im Auto.
Herb lachte als Shane die Tür aufzog.
„He, ich hab mich angeschnallt! War so ein blöder Reflex!“ E r schnallte sich ab und stieg aus.
Da verlor Shane die Beherrschung, holte aus und rammte ihm seine Faust in den Magen. Herb klappte zusammen, wankte zur Seite und übergab sich .
Mühsam rappelte er sich wieder auf und wischte sich mit dem Arm über den Mund. Dann blickte er hinauf in den Sternenhimmel.
„Jetzt muss ich also weitermachen, was?“, sagte er schließlich.
„Warum soll’s Ihnen besser gehen, als uns andern?“, sag te Shane , und rieb sich seine Hand.
„Ich bin Mitglied in der AAA“, sagte Herb schließlich, „die kommen und schleppen einen ab.“
„Das machen wir morgen . Ich fahr’ Sie jetzt heim.“
Herb folgte Shane zu seinem Wagen.
„Sie werden es berichten, oder?“, fragte Herb als Shane wendete. Im L icht der Scheinwerfer blitzten die vom Wind bewegten Blätter der Eukalyptusbäume weiß auf.
„Was denn , Herb?“, gab Shane zurück.
In Chinchilla leuchteten noch ein paar Werbeschilder. Die Bierwerbung über dem Pub, ein Motel und ein bläuliches Schaufenster. Shane bog links in die Straße ein, die zu Herbs Haus führte. Durch die Fliegennetztür fiel Licht. Kaum verstummte der Motor erschien Beckys Gestalt in einem Bademantel in der Tür. Herb zögerte einen Moment, bevor er ausstieg.
„Danke, noch mal“, sagte er.
„Wo um Himmels willen bist du gewesen, Herb!“ hörte Shane Becky besorgt entgegenrufen. „Und wo ist der Wagen? Ich hab’ dich doch wegfahren hören!“
Herb stieg die Treppen hinauf und legte sanft den Arm um seine zierliche Frau . Shane wartete, bis sich die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte, dann fuhr er zurück in sein Motelzimmer. Er war jetzt hellwach . Ächzend li eß er sich in den Sessel fallen , in dem Herb gesessen hatte und schaltete das Licht aus.
68
In den frühen Morgenstunden weckte ihn der Schrei eines Kookaburra aus einem Traum. Er hatte Romaines Wagen gesehen, der auf Barrys trockenem Land stand. Kein Windhauch hatte sich geregt, und nicht das leiseste Geräusch war zu vernehmen gewesen. Eine seltsame Stille hatte geherrscht. Irgendetwas hatte er entdeckt, wurde ihm gerade klar. Wenn er nur wüsste, was?
Er schloss wieder die Augen und fand in den Traum zurück. Er schwebte, gestalt- und schattenlos. Unter ihm wurde das Autodach durchsichtig und er konnte von oben in den Wagen sehen: Die
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