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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Alles stand sauber an seinem Platz.
    „Ich hab’ mir sie immer und immer wieder angesehen“, begann Diane.
    Noch wusste Joanna nicht, worum es überhaupt ging. Diane nahm wieder die Postkarte unter dem Magneten in Pa lmenform von der Kühlschranktür und las langsam , jedes Wort betonend, vor :
    „ Hi Diane, alles okay, hier ist es wunderschön. Endlich hab ich mich entschlossen , ein neues Leben anzufangen. Ich weiß, es wird alles gut werden und hier ist genau der richtige Ort dafür. Wenn alles läuft, musst du unbedingt zu Besuch kommen. Suzanne .“ Diane ließ die Postkarte sinken. „Meine Schwester und ich hatten eine eigene Sprache“, erklärte sie, „ich weiß auch nicht, warum es mir nicht gleich aufgefallen ist.“
    „Was?“
    Diane wedelte aufgeregt mit der Postkarte.
    „S uzanne.“
    Joanna sah sie fragend an.
    „Damals war sie zwöl f oder dreizehn und verbrachte allein bei unserer Großmutter ihre Ferien.“
    Noch immer begriff Joanna nicht, worauf Diane hinaus wollte.
    „In Wirklichkeit fand sie es überhaupt nicht schön und wollte sofort wieder heim. Sie unterschrieb auch damals mit Suzanne, und nicht mit Sue, wie wir sie nannten! Wir hatten einen Code.“ Diane wirkte auf einmal ganz aufgeregt, lebendig. „Suzanne statt Sue bedeutete: das Gegenteil ist wahr.“
    Joanna las den Text noch einmal und spürte, wie ihr dabei ein Schauer über den Körper kroch.
    „Man hat Sie gezwungen“, mutmaßt e Diane, „eine Karte an mich zu schreiben.“ Sie machte einen Schritt rückwärts und stützte sich an der Spüle ab. Sie trug heute einen cremefarbenen Hosenanzug, der seit mindestens zehn Jahren aus der Mode gekommen war.
    „Haben Sie es schon der Polizei...“ , fing Joanna an.
    „Polizei!“, fiel ihr Diane ins Wort, „was soll die Polizei ... ? Joanna“, f ragte sie mit angsterfüllter Stimme , „Glauben Sie, Sue... ist tot?“
    Was sollte sie darauf antworten? Schon seitdem Max die blaue Figur unter dem Kreuz gemalt hatte, beschäftigte sie sich mit dieser Frage.
    „Joanna , als Sie vor ein paar Tagen vor meiner Tür standen ... da war ich zuerst etwas ... unfreundlich, weil ... weil ich ... überrascht war ... wegen Ihrer ... Ihrer Hautfarbe ... Es tut mir leid. Bitte , verzeihen Sie mir . Joanna – auch wenn ich Angst davor habe ...aber ich muss wissen, was geschehen ist.“ Sie schluckte, „und Max soll doch wieder reden und spielen können ... bitte, helfen Sie uns .“
    „Diane“, begann Joanna . Dianes Ehrlichkeit hatte sie gerührt. „Max hat seine Erinnerung gelöscht. Er ist schwer traumatisiert. Er konnte nur überleben, weil er etwas Schreckliches vergaß. Er hat überlebt. Aber jetzt muss er ein neues Leben beginnen. Doch i mmer wieder tauch t die Erinnerung aus der Vergangenheit auf, die ihn irritier t – und an einem neuen Leben hinder t , weil er Angst vor etwas hat. Diane – er muss sich erinnern und die Erinnerung verarbeiten. Max muss die Blockade auflösen . “
    „Aber wie?“
    Joanna holte tief Luft . Der Gedanke hatte sich schon länger in ihr festgesetzt. Immer wieder hatte sie ihn weggedrängt. „ I ch muss mit ihm noch einmal an den Ort, an dem es geschehen ist. Verstehen Sie? “
    „Ich komme mit!“, sagte Diane schnell.
    „Diane, ich glaube es ist besser, wenn ich mit Max allein fahre.“
    Als sie aus dem dunklen, engen Flur ins Freie trat, brannte die Sonne sengend von einem ausgebleichten Himmel.

65

    Am späten Nachmittag sah Detective Fiona Miller zur Tür herein. Shane erwartete die Nachricht von Herb und Beckys Rückkehr. Stattdessen aber sagte sie:
    „Ed Fraser will Sie sprechen.“
    Er hatte sich offenbar geduscht, denn sein Haar glänzte und war zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden. Frische Kleider trug er auch. Röhrenjeans und ein seine kränkliche Blässe hervorhebendes anliegendes gelbes T-Shirt, das über dem Oberarm eine kastenartigen Ausbuchtung aufwies, unter de r eine Zigarettenschachtel steckte .
    „Ich muss das Auto sehen“, begann Ed ohne Einleitung.
    Shane hob fragend die Augenbrauen, was Ed irritierte, denn er sah unsicher von Shane zu Tamara, bis er ihr Schweigen nicht mehr aushielt und herausplatzte:
    „Woher wissen Sie überhaupt, dass es Romaines Auto ist? Es gibt Millionen solcher Ki sten! “
    Shane deutete auf den freien Stuhl zwischen seinem und Tamaras Schreibtisch. Zögernd nahm Ed Platz. Mit nervösen Fingern zog er die Zigarettenschachtel unter dem Ärmel des T-Shirts hervor, doch Tamaras

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