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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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gehe nachsehen.«
    Er drückt sich an Mark vorbei und watet zur Kombüse und der kleinen, quadratischen Luke im Boden, die zum Maschinenraum führt. Der Atlantik drängt sprichwörtlich nach oben, als Jake nach unten greift und den Riegel löst. Er ist dabei, die Klappe zu öffnen, und nur Gott weiß, was er dort unten vorfinden wird. Mein Herz schlägt bis zum Hals.
    »Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragt Mark.
    »Entweder ich sehe nach, oder wir sinken«, stellt Jake klar. »Ich entscheide mich für Nachsehen.«

    Marks Adamsapfel verschwindet unter dem Kragen seines T-Shirts. »Was kann ich tun?«, fragt er rasch.
    »Das werde ich dir in einer Minute sagen.«
    Es dauert eher nur den Bruchteil einer Sekunde. Er zieht den Deckel der Luke nach oben, erfasst die Situation mit einem Blick und gibt seine Anweisungen.

13
    »Katherine, ich brauche Tauchermaske und Schnorchel aus der Ave-Maria-Kiste!«
    »Aus der was?«, frage ich. »Eine rote Kiste unter dem Baum mit allem, was man für Notfälle braucht«, erklärt er rasch. »Für Notfälle wie diesen hier.«
    Oh, jetzt habe ich kapiert – leider. Die Ave-Maria-Kiste.
    Jake dreht sich zu Mark und deutet mit dem Finger auf ihn. »Mark, du schnappst dir alles, was nach einem Eimer aussieht.«
    Mark nickt zögerlich, bewegt sich aber nicht. Ich habe mich auch noch nicht bewegt. Worauf warten wir?
    »Zack zack!«, schreit Jake.
    Das funktioniert ganz gut. Mark und ich stürmen los, als hätte man uns Feuer unterm Hintern gemacht.
    »Was ist da unten los?«, erkundigt sich Ernie.
    »Das Scheißboot geht unter!«, kommt mir Mark zuvor.
    So hätte ich es zwar nicht ausgedrückt, aber angesichts der Situation wollte ich nicht spitzfindig sein. »Ernie, hilf deinem Bruder, ein paar Eimer zu suchen«, weise ich ihn an. »Wir werden nicht sinken.« O ja, bitte, lieber Gott, mach, dass wir nicht sinken.
    »Was ist mit Carrie?«, fragt Ernie.
    Wir blicken gleichzeitig zu ihr. Sie liegt, den Kopf mit den Händen umfassend, immer noch zusammengerollt auf dem Deck.
    Wieder kommt mir Mark zuvor. »Keine Sorge – kann sein, wir müssen bald alle von Bord springen!«
    Ernie starrt mich mit tellergroßen Augen an. Ein kleiner
Junge, der immer so tut, als wäre er älter, benimmt sich plötzlich tatsächlich wie ein Zehnjähriger. »Stimmt … das … w-wirklich, Mom?«, stammelt er.
    »Es wird alles wieder gut«, versuche ich ihn zu beruhigen. »Hilf einfach deinem Bruder, ja? Oder nein, behalte lieber Carrie im Auge.«
    Ich will mich gerade umdrehen und die Schnorchelausrüstung holen, als ich einen Blick auf das Einzige erhasche, das sich in diesem Drama als positiv erweist.
    Carrie.
    Langsam steht sie auf und wischt sich die Tränen fort. »Ich werde euch helfen«, sagt sie leise.
    Vielleicht will sie heute doch noch nicht sterben. Dann hat das Wasser unter Deck doch noch etwas Gutes bewirkt.
    Ich gehe einen Schritt auf sie zu, um sie in die Arme zu nehmen – um die Mutter zu sein, die ich auf so verzweifelte Weise sein möchte –, als Jakes Stimme von unten heraufdröhnt. Was er schreit, verbannt alle Umarmungen in die Warteschleife.
    »Beeilt euch, Leute! In spätestens zehn Minuten geht die Familie Dunne unter!«

14
    Ich komme mir vor wie in der Notaufnahme des Krankenhauses. Oder wie in einem schlecht ausgestatteten Operationssaal mit Zuschauertribüne. Ich plündere die Ave-Maria-Kiste, wühle mich an einem Erste-Hilfe-Kasten, einem aufblasbaren Rettungsfloß und Gott weiß was vorbei, bis ich die ersehnte Tauchermaske samt Schnorchel finde. Damit renne ich wieder unter Deck und werfe sie Jake zu.
    Er hat bereits die Handpumpe zusammengebaut und schiebt einen Schlauch durch die Luke. Die elektrische Pumpe im Maschinenraum, erklärt er, werde nicht funktionieren, da sie ebenfalls unter Wasser stehe.
    Ich blicke zu meinen nackten Füßen hinab. Das Wasser steigt. Aus den zehn Zentimetern sind bereits fünfzehn geworden. Und es ist kalt. Meine Füße fühlen sich an, als wären sie in Eisblöcken eingefroren.
    »Glaubst du, das Boot hat irgendetwas gerammt?«, frage ich.
    »Gespürt habe ich jedenfalls nichts«, antwortet Jake, der sich eilig die Maske überstülpt.
    »Vielleicht ist das passiert, als du mit Carrie im Wasser warst«, überlege ich. »Und wir waren so sehr damit beschäftigt, euch zuzusehen, dass wir nichts bemerkt haben.«
    »Kann nicht sein.« Jake stellt sich breitbeinig über die Luke. »Wir haben nichts gerammt. Wenn der Rumpf aufgerissen worden

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