Hoffnung am Horizont (German Edition)
durchqueren können, hatte aber kein Glück.“ Er zögerte. „Vor zwei Tagen habe ich auf den Rat eines Mannes in der letzten Stadt hin einen Weg eingeschlagen, der ein paar Meilen nördlich von Brennans Route verläuft. Ich dachte, auf diesem Weg könnten wir den Treck schneller einholen und es liegen nicht viele Städte dazwischen, in denen sie anhalten könnten. Doch als ich dieses Flussbett gesehen habe, wusste ich, warum Brennan einen südlicheren Weg gewählt hat.“
Bedauern sprach aus seinem Gesicht und aus seinem Tonfall. Sie nickte besänftigend. „Aber wenn das Flussbett ausgetrocknet ist, ist es doch nicht so schlimm, oder?“
„Es ist uneben und hat einige tiefe Stellen, und es gibt viele Steine und Felsen, und das Nordufer steigt steil an. Wir müssen uns erst einen Weg frei räumen, bevor wir es durchqueren können, aber das ist nicht schwer. Es kostet nur Zeit. Wahrscheinlich musst du auf dem Kutschbock sitzen, wenn wir es durchqueren, und für alle Fälle die Zügel halten, während ich vorausgehe und das Gespann führe. Auf diese Weise kann ich die Räder besser im Blick behalten. Gemeinsam können wir den Wagen auf die andere Seite bringen. Das ist kein Problem.“
Sie nickte zustimmend, während ihre Gedanken zu ihrer Entdeckung von heute Morgen zurückwanderten. Sie wollte ihm gern ihre Angst um ihr Kind anvertrauen, aber die Erinnerung an seine Reaktion, als er von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, war stärker. Er hatte das Baby nicht mehr erwähnt, seit sie Willow Springs verlassen hatten, und sie fragte sich, ob er je daran dachte oder ob er überhaupt glaubte, dass es ein Baby gab. Da sie wusste, dass er sowieso nichts tun könnte, beschloss sie, es für sich zu behalten. Außerdem wusste Gott es bereits, und vielleicht genügte es, dass er Bescheid wusste.
Matthew schnitt ein Stück Maisbrot auf, bestrich es mit Butter und aß einen Bissen. „Mmm …“ Er hielt den Rest des Brotes in die Höhe, um sie mit dieser Geste für das leckere Essen zu loben.
Annabelle bedankte sich mit einem Lächeln. Ihre Gedanken kehrten zu dem Flussbett zurück, das vor ihnen lag. „Hast du eine Ahnung, wie weit wir von Idaho entfernt sind? Oder wann wir auf Jack Brennans Treck stoßen könnten?“
Er trank seine Tasse leer. „Bis jetzt kommen wir gut voran. Wenn wir in diesem Tempo weiterfahren und das Wetter hält, sollten wir in ungefähr zwei Wochen auf sie stoßen. Auf jeden Fall bis zum vierten Juli.“
„Als wir in Denver aufbrachen, hat Brennan Jonathan erzählt, dass er an diesem Tag eine Pause einlegt, falls sie gut im Zeitplan liegen. Sie wollen am Abend den amerikanischen Unabhängigkeitstag feiern. Mit Geigenmusik, Tanzen, Spielen und viel Essen. Sogar ein Feuerwerk ist geplant, wenn ich mich richtig erinnere.“ Da sie erst seit Kurzem verwitwet war, wusste sie, dass niemand sie zum Tanz auffordern würde, aber sie freute sich trotzdem auf das Fest.
Trotz dieses fröhlichen Themas zog ein dunkler Schatten über Matthews Gesicht. Er füllte seine Tasse erneut und trank langsam. „Mir geht etwas, das ich dir sagen möchte, nicht aus dem Kopf.“
Annabelle glaubte zu wissen, was jetzt käme, aber dieser Mann hatte sie schon oft überrascht. Deshalb schwieg sie und ließ ihm Zeit, seine Gedanken zu ordnen.
„An jenem Abend … in der Hütte.“ Er räusperte sich. „Im letzten Herbst …“ Seine Stimme klang fragend, so als ob es einen anderen Abend geben könnte.
„Ja, ich weiß, von welchem Abend du sprichst“, antwortete sie leise.
Er kaute auf seiner Unterlippe und zögerte wieder. „Ich habe zu Johnny einige Dinge gesagt, die ich gern zurückgenommen hätte, bevor er …“ Er biss kurz die Zähne zusammen. „Bevor es zu spät war. Ich weiß nicht, warum ich das alles gesagt habe.“ Er seufzte. „Nein … das stimmt nicht. Ich weiß genau, warum ich es gesagt habe. Ich war wütend und verletzt. So etwas zu sagen war meine Art zurückzuschlagen. Das war immer so.“ Er schüttelte den Kopf. „Da ich nie so stark zuschlagen konnte, dass er zu Boden gegangen wäre …“
„… hast du stattdessen Worte benutzt, um ihn zu verletzen. Du bist darin gut.“ Sie milderte die Wahrheit mit einem Lächeln ab. „Aber … das bin ich auch.“
Er schaute sie einen Moment lang an. Verständnis lag in seinem Blick. „Ja, Madam. Das ist etwas, das wir eindeutig gemeinsam haben.“ Er rieb mit einer Hand über sein stoppeliges Kinn. „Es ist zu spät, um Johnny zu sagen,
Weitere Kostenlose Bücher