Hoffnung am Horizont (German Edition)
dass es mir leidtut, auch wenn ich mir das oft gewünscht habe, aber … dir kann ich es sagen.“ Es schien seine ganze Konzentration zu kosten, die nächsten Worte auszusprechen. „Es tut mir leid, Annabelle. Ich habe an jenem Abend einige verletzende Dinge über dich gesagt, obwohl ich wusste, dass du wahrscheinlich jedes Wort hören konntest.“ Er brach ab. „Gehe ich recht in der Annahme, dass du alles gehört hast, was Johnny und ich an diesem Abend zueinander gesagt haben?“
Einen Augenblick lang schien die Zeit stillzustehen.
Seine Entschuldigung war aufrichtig. Daran zweifelte sie nicht. Sie wusste auch, was er noch wissen wollte. Sie hörte die Frage, die er nicht aussprechen wollte.
Seit jenem Abend in der Hütte wusste sie, dass Matthew noch nie körperlich mit einer Frau zusammen gewesen war. Sie hatte seine Verlegenheit gesehen, als sie die Tür öffnete, und seine Angst erspürt, dass sie ihn deshalb verspotten würde. In Willow Springs hätte sie das tatsächlich beinahe getan. Aber Gott sei Dank hatte Gott ihre Zunge gezügelt.
Sie sah jetzt Reue und eine gewisse Schüchternheit in seinem Blick und hätte ihm gern gesagt, dass er durch diese Entscheidung in ihren Augen noch viel mehr ein Mann war. Aber sie fand nicht die Worte, um seine unausgesprochene Frage zu beantworten, und war ziemlich sicher, dass er sowieso nicht mit ihr darüber sprechen wollte.
Schließlich nickte sie. Aber inzwischen hatte ihr langes Schweigen seine Frage bereits beantwortet.
Matthew beugte sich vor und stützte die Arme auf seine Oberschenkel. Er stellte seine Tasse beiseite und schob sich dann hoch. „Es ist Zeit aufzubrechen.“
Sie stand auf und stellte sich vor ihn hin. So oft hatte sie in ihrem Leben schon Worte benutzt, um Menschen zu verletzen, um sie in ihre Schranken zu weisen, um sich zu rächen. Und obwohl sie genau wusste, dass ihre nächsten Worte Matthew verletzen würden, betete sie, dass sie gleichzeitig heilsam wären.
Sie ergriff seine Hand. „Matthew, schau mich an.“ Als er ihrer Aufforderung schließlich nachkam, sah sie den Beweis für den stummen Kampf, der in ihm tobte, in seinen Augen. „Jonathan wusste, dass du das, was du gesagt hast, nicht so gemeint hast. Das hat er mir gesagt, bevor er starb.“ Matthew biss die Zähne zusammen. Ihre Kehle wollte sich zusammenschnüren, als sie seine Reaktion sah. „Er hat dich bis zum Schluss geliebt, und ich bin sicher, dass er dich auch jetzt noch liebt. Genauso wie er versprochen hat, dass er mich weiterhin lieben wird.“
Matthew atmete tief ein und nahm ihre beiden Hände in seine. Annabelle war von der Zärtlichkeit dieser Geste überwältigt und schloss die Augen. Sein Daumen malte langsam Kreise auf ihrem Handrücken und ein Zittern durchfuhr sie. Sie fühlte, wie eine Träne auf ihrem Handgelenk landete, aber sie war nicht sicher, ob es ihre Träne war … oder seine.
Kapitel 26
E inige Stunden später wischte Annabelle sich den Schweiß von der Stirn, trank kräftig aus der Wasserflasche und tupfte sich etwas Wasser auf das Gesicht und den Nacken. Die kühle, trockene Luft des Morgens war längst von der Nachmittagssonne vertrieben worden, und die Hitze legte sich schwer über das dürre Land. Die Prärie bot keinen Schatten außer dem begrenzten Raum des Planwagens, in dem es stickig heiß war. Sie war viel lieber draußen, wo sie den gelegentlichen Wind genießen konnte, der immer mehr zunahm, je länger der Tag dauerte. Genauso wie die dunkle Wolkenfront, die sich im Norden aufbaute und immer bedrohlicher wurde.
Sie wand sich innerlich, als Matthew den nächsten großen Stein, der ihnen im Weg lag, hochhievte. Sein Hemd war schweißgetränkt, da er unter großer Kraftanstrengung einen Weg durch das trockene Flussbett freigeräumt hatte. Er sank am Südufer auf die Erde. Sie brachte ihm seine frisch gefüllte Trinkflasche.
Er trank einen großen Schluck. Dann goss er sich den Rest über den Kopf, das Gesicht und den Nacken und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. „Danke.“ Sein Atem kam schwer. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange brauchen würde.“
Sie hörte die Frustration in seinem Ton und folgte mit den Augen seinem Blick zu den Gewitterwolken, die sich unheilvoll am Himmel auftürmten. Keiner von ihnen sprach seine Sorge laut aus, aber sie hatten beide genau verfolgt, wie sich das Gewitter im Laufe des Tages zusammenbraute.
„Kann ich noch etwas tun?“ Abgesehen davon, dass sie den Wallach, zwei
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