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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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war dankbar für diese Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen.
    Er hatte im Zorn zu Johnny Dinge gesagt, die größtenteils nicht einmal stimmten. Matthew hatte einfach seiner Enttäuschung über seinen Bruder – und sich selbst – Luft gemacht. Er wollte Johnny jetzt so vieles sagen. Besonders eine Sache lag ihm auf dem Herzen. Johnny sollte wissen, wie dankbar er für alles war, was er für ihn getan hatte, besonders in ihrer Jugend. Haymen Taylors strenge Züchtigungsmaßnahmen hatten Matthew nicht nur körperlich gebrochen, sondern die Worte dieses Mannes hatten auch seinen Geist verkrüppelt. Aber Johnny war immer wieder für ihn in die Bresche gesprungen, und Matthew hatte die Absicht, sich endlich dafür bei ihm zu bedanken.
    Johnny war sechs Jahre älter und fast zehn Zentimeter größer als Matthew und hatte einen muskulösen Oberkörper, der ihn noch imposanter wirken ließ. Trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten war er immer Matthews Held gewesen. Matthew bewunderte seinen Bruder in vielerlei Hinsicht, aber das hatte er ihm nie direkt gesagt. Ihre Mutter hatte nach dem Tod von Johnnys Vater wieder geheiratet. Laut Johnny war diese zweite Ehe ziemlich überstürzt gewesen. Bald danach war ihre Mutter mit einem zweiten Kind schwanger geworden, mit ihm. Laura McCutchens Taylor hatte gehofft, der neue Mann in ihrem Leben würde ihr die finanzielle Stabilität geben, zu der sie selbst nicht imstande war, und er wäre ihren Söhnen ein guter Vater.
    Ihre beiden Wünsche wurden enttäuscht.
    Als Matthew das Postamt vor sich sah, stieg er zum Rand des Gehwegs hinauf und wartete, bis zwischen den Fußgängern eine Lücke entstand. Dann trat er in das Postamt ein und schloss die Tür hinter sich. Die Ruhe, die hier drinnen herrschte, war nach dem Lärm auf der Straße angenehm. Er stellte sich in die Schlange und betrachtete ein Anschlagbrett an der Wand neben sich. Eine Anzeige stach ihm ins Auge. Zwei Worte, die in Großbuchstaben darüber standen, erregten sofort seine Aufmerksamkeit.
    Er starrte den Zettel an und ließ ihn auf sich wirken. Dann las er die nächsten paar Zeilen und nahm die handgeschriebene Nachricht vom Brett.
    Während er sich wieder in die Schlange stellte, las er die Anzeige noch einmal und wog seine Möglichkeiten ab.
    Die angebotene Arbeit würde gut bezahlt werden und der Lohn wurde garantiert. Ein Drittel bei der Einstellung, den Rest, wenn die Arbeit erledigt war. Die genannte Summe genügte nicht, um seine Schulden zu tilgen, aber sie würde ihn eindeutig ein gutes Stück weiterbringen. Und diese Arbeit würde ihn in die richtige Richtung führen. Nach Norden, so weit von Texas weg wie möglich.
    Ein Monat war vergangen, seit es ihm gelungen war, in einer mondlosen Nacht aus San Antonio zu verschwinden. Er war in Richtung Norden geritten und hatte sich nie länger als eine oder zwei Nächte am selben Ort aufgehalten. Er hatte einen Bogen um die größeren Städte gemacht und war nur lang genug geblieben, um auf einem abgelegenen Hof für eine Mahlzeit Feuerholz zu hacken oder einen Zaun zu reparieren. Aber er konnte noch so viele Meilen zurücklegen und sich noch so viele Entschuldigungen zu seinen Gunsten zurechtlegen, seinen Schuldgefühlen konnte er nicht entrinnen.
    Er hatte schlechte Entscheidungen getroffen, seit er Willow Springs verlassen hatte, und das wusste er. Er brauchte einfach mehr Zeit, um das Geld zusammenzubringen, mit dem er seine Schulden begleichen könnte. Aber die Männer in San Antonio waren nicht bereit gewesen, ihm diese Zeit zu lassen.
    Matthew hörte, wie sich die Tür zum Postamt hinter ihm öffnete, und wurde sofort vorsichtig. Er drehte sich instinktiv, so wie er es sich in den letzten Wochen angewöhnt hatte, zur Tür um. Zwei Frauen waren gerade eingetreten. Eine von ihnen hielt ein kleines Mädchen in den Armen. Sein Blick wanderte weiter zu dem Mann hinter ihnen, der jetzt im Türrahmen stand.
    Der Fremde blickte ihm in die Augen und Matthews Mund wurde trocken.
    Falls der Mann einen Sheriffstern trug, versteckte er ihn unter seinem schwarzen Mantel. Aber sein ernster Blick genügte, um Matthews Schuldgefühle zu wecken, bis Matthew sicher war, dass ihn allein schon sein Gesichtsausdruck verraten würde. Er zwang sich, den Blick des Mannes einige Sekunden zu erwidern und sich dann langsam wieder umzudrehen. Er entdeckte einen zweiten Ausgang hinter dem Postschalter, ungefähr vier Meter entfernt. Er müsste über den hohen Schalter springen, aber das

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