Hoffnung am Horizont
mich mit seinen schwarzbraunen Augen unverwandt anhimmelt. Ich finde
anscheinend die richtige hinter seinen langen Schlappohren, denn er fängt an,
merkwürdige Grunzlaute von sich zu geben und rückt näher zu mir. Als er sich an
mein Bein lehnt, muss ich mich dagegen stemmen, um nicht umzufallen, er hat
ordentlich Gewicht. Dann lässt er sich auf einmal fallen und dreht sich auf den
Rücken. Mit den treuesten Augen, die ich je gesehen habe, sieht er zu mir auf,
während er mir seinen Bauch präsentiert. Ich bin verloren. Ich kann ihn nicht
zurückschicken, ich muss ihn einfach nehmen.
„Willst du mit mir kommen
Walton?“, frage ich ihn und er springt sofort auf die Beine und wedelt mit
seinem langen buschigen Schwanz.
„Na, das nenne ich mal
Liebe auf den ersten Blick.“, grinst Cindy mich an. Sie erklärt mir noch seine
Vorlieben und die Befehle, die er kennt und nachdem wir auch das Organisatorische
geklärt haben, bin ich stolze Besitzerin eines Doggenmischlings.
Glücklicherweise hat Cindy mir die Leine und das Halsband direkt mitgegeben, da
ich zu Fuß zum Tierheim gegangen bin. So kommen wir gleich zu unserem ersten
gemeinsamen Spaziergang.
Auf dem Weg zu meiner
Wohnung halten wir noch an einer Tierhandlung an, damit ich Futter, Näpfe und
ein bisschen Spielzeug für Walton besorgen kann. Schwer bepackt, mit dem Hund
an der Leine stolpere ich die letzten Meter zu meiner Wohnung. Ich kann es kaum
glauben, ich habe endlich einen Hund und freue mich wie ein Kind darüber.
Kapitel 4
Den Rest des Tages
verbringen wir beide damit, uns näher kennenzulernen. Walton ist zum Glück wirklich
ein ganz ruhiger, meine Zwei-Zimmer-Wohnung ist ja doch ziemlich klein für
einen so großen Hund. Aber ich kann ja mit langen Spaziergängen für genügend
Auslauf sorgen. Er beschnuppert alles, frisst das Futter, das ich ihm gekauft
habe und hört sofort wenn ich ihn rufe. Wenn er einmal raus muss, macht er sich
bemerkbar, sodass ich auch nichts aufwischen muss. Ich bin echt begeistert und
schreibe eine SMS an Annie, in der ich ihr von Walton erzähle. Sie will ihn
kennenlernen und so verabreden wir uns für den nächsten Morgen zum Frühstück
bei mir.
Nach einer ruhigen Nacht,
in der ich von braunen Augen träume und Walton neben meinem Bett schnarchen
höre, einem Spaziergang mit ihm am Morgen und meiner zwei Meilen langen
Joggingrunde, kommt Annie und Walton gewinnt auch ihr Herz sofort.
„Ach, ist der süß! Und
guck mal, wie er dich anhimmelt. Ja, Walton, du bist ein ganz feiner Kerl. Und
pass mir immer gut auf meine Jules auf, ja?“
Annie spricht mit dem
Hund, als wäre er ein Baby und er scheint sie zu mögen, denn er rollt sich auf
den Rücken und sieht uns auffordernd an. Gemeinsam kraulen und streicheln wir
ihn, während er vor Wonne grunzt. Das klingt so lustig, dass wir ihn noch mehr
kraulen, um ihn wieder grunzen zu hören. Wir kichern wie die Schulmädchen,
während wir mit ihm spielen. Irgendwann liegen wir erschöpft auf der Couch,
Walton schläft zu unseren Füßen. Auf einmal sieht Annie mich komisch von der
Seite an und fragt: „So, jetzt mal ehrlich, was ist zwischen dir und Gabe los?“
Ich verschlucke mich fast
an meinem Kaffee, den ich gerade trinken wollte.
„Was? Wieso? Ich habe doch
gesagt, wir kennen uns nicht einmal. Was soll denn los sein?“
„Ich weiß nicht, aber
irgendwie geht ihr komisch miteinander um. Nach dem Essen neulich dachte ich
noch, ich hätte mir das nur eingebildet, aber das stimmt nicht. Ihr mögt euch
nicht, oder?“, hakt sie nach.
Zögernd erzähle ich ihr jetzt
doch von der Sache mit dem Taxi am Flughafen. Obwohl das ja kein Grund ist,
dass er etwas gegen mich hat, schließlich hat er das Taxi ja bekommen.
„Hm, komisch.“, sagt sie.
„Eigentlich ist Gabe total umgänglich und herzlich. Ich werde mal Colin dazu
befragen, vielleicht hat der eine Idee, was mit ihm los ist.“
„Bloß nicht! Das wär ja
jetzt echt peinlich. Wir sind ja keine Kinder mehr. Außerdem haben wir uns
gerade zweimal gesehen. Vielleicht hatte er einfach nur beide Male schlechte
Laune. Und wenn er ein Problem mit mir hat, kann er es mir sagen oder halt
nicht. Was ist das überhaupt für einer? Woher kennt Colin ihn?“, frage ich scheinheilig
nach.
„Ach, die beiden kennen
sich schon ewig. So ähnlich wie wir. Sie haben sich im Studium ein Zimmer
geteilt. Wieso fragst du?“
„Och, nur so. Schließlich
sind wir ja zusammen eure Trauzeugen.“
Sie muss ja nicht
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