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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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einzusetzen verstand, war es ihm unmöglich gewesen, ihr zu widerstehen.
    Das ungestüme Kind war eine betörende junge Frau geworden.
    Hugo schloss die Lider und versuchte, Emmas Bild zu verdrängen. Es würde ihm nicht guttun, zu freundlich über sie zu denken. Sie war eine verzogene, kokette kleine Göre – in mancher Beziehung hatte sie sich nicht im Geringsten verändert –, und offensichtlich genoss sie es, jedem Gentleman, der ihr über den Weg lief, den Kopf zu verdrehen. Wie viele Anträge hatte sie bereits abgelehnt? Richard hatte keine Zahl genannt, indes waren es sicher etliche gewesen. Und trotzdem war sie der Liebling der Londoner Gesellschaft, und jedes männliche Wesen, das infrage kam, lief ihr nach.
    Hugos lahmer Arm war nun vollkommen steif. Mühsam streckte er ihn aus. Der Schmerz, der ihn dabei durchzuckte, erinnerte ihn daran, dass er weit davon entfernt war, zu diesen männlichen Wesen zu gehören.
    Hugo lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Mit der rechten Hand drehte er sein Portweinglas hin und her. Bisher zumindest war die Dinnerparty auf Longacres besser verlaufen, als er es zu hoffen gewagt hatte. Keiner der Gäste hatte ihn angestarrt, und niemand hatte ihn in Verlegenheit gebracht. Emma hatte Wort gehalten. Hugo fühlte sich aufs Neue zu ihr hingezogen. Sie mochte verwöhnt sein, aber sie war auch aufmerksam und freundlich. Im Augenblick war sie mit den Damen im Salon, wo sie Kaffee anbieten würde, mit ihrem strahlenden Lächeln, und dafür sorgen, dass jeder ihrer Gäste sich als etwas Besonderes fühlte.
    Genau wie er, als er gemeinsam mit den Hardinges angekommen war und sie ihn mit warmen Worten willkommen geheißen hatte, mit einem herzlichen Blick und ebensolchem Händedruck.
    „Meinst du nicht auch, Hugo?“
    Es war Richard, der mit ihm sprach. Aber was hatte er gesagt? Hugo hob das Glas und nippte daran. Dann lächelte er reumütig. „Verzeih mir, Richard. Ich war in Gedanken. Was meintest du?“
    Richard schüttelte den Kopf. „Ich hätte dich niemals für einen Träumer gehalten – außer natürlich in Bezug auf Abenteuer.“
    „Das, fürchte ich, ist lange her“, erwiderte Hugo. In den letzten Tagen hatte Richard begonnen, versteckte Anspielungen auf ihre gemeinsame Vergangenheit zu machen und auf Hugos Zeit als Soldat. Hugo wusste, dass das nötig war, und dankte Richard für sein Taktgefühl.
    „Es ist so“, fuhr Richard nach einer kleinen Pause fort, „dass wir über das Derby sprachen. Sir Edwards Golden Star steht bei Tatt’s hoch im Kurs. Nicht wahr, Sir?“ Er wandte sich an seinen Gastgeber, der am Kopf der Tafel saß.
    Sir Edward nickte. „Ich habe den Eindruck, es stimmt“, erwiderte er lächelnd. „Ich würde nicht auf ihn setzen, Major, selbst wenn er der Favorit ist. Beim Derby gibt es keinen sicheren Sieger. Bei einem der anderen Tiere sind die Quoten besser. Versuchen Sie Graftons Klepper. Immerhin hat sein Pferd im vorigen Jahr gewonnen. Ich weiß allerdings nicht, wie dieses hier heißt – irgendetwas Ausländisches, glaube ich.“
    „Alien“, mischte sich der Pfarrer vom unteren Ende des Tischs her ein. Der junge Mr. Mountjoy neben ihm nickte heftig.
    Hugo musste lächeln. Reverend Greenwood hatte sich in seiner Jugend gern auf dem Rennplatz aufgehalten und machte keinen Hehl daraus, dass er sich noch immer für das Wetten interessierte.
    „Danke, Sir“, sagte er. „Und wie ist Ihre Meinung – lohnt er den Einsatz?“
    „Möglich“, meinte der Geistliche nachdenklich. „Obwohl ich persönlich Nectar den Vorzug gebe. Wenn Golden Star allerdings in Form ist, werden die anderen ihn nur von hinten sehen, denken Sie an meine Worte. Ich meine, Alien ist gut für eine Platzierung.“
    „Ich danke Ihnen, Sir“, wiederholte Hugo. „Ich glaube, ich werde verzichten.“
    „Das ist vermutlich eine weise Entscheidung, Major“, meinte Sir Edward und nickte. „Ich hoffe, Sie begleiten uns dennoch nach Epsom. Richard wird dabei sein, nicht wahr?“
    Richard sah plötzlich beunruhigt aus. „Nun, Sir“, begann er, „ich bin nicht ganz sicher. In … in Jamies Zustand …“
    Sir Edward bekam einen roten Kopf und räusperte sich. „Verzeihung, Richard“, sagte er kurz. „Ich fürchte, ich …“ Er erhob sich rasch von seinem Stuhl, ohne sein Glas geleert zu haben. „Ich fürchte, wir vernachlässigen die Damen. Schließen wir uns ihnen im Salon an, meine Herren?“
    Hugo ließ den anderen den Vortritt, sodass er der Letzte war, der die

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