Hoffnung ist mehr als ein Wort (Bianca) (German Edition)
verstehen.“
„Doch, doch. Ich habe ihn um Erlaubnis gebeten.“
„Wann?“
„Heute Nachmittag.“
„Oh.“
Er nahm die Ohrringe aus der Schachtel und legte sie ihr an. Seine Finger berührten die empfindsame Haut an ihrem Hals, sodass ihr Herz zu klopfen begann. Wie konnte sie einen Mann heiraten, obwohl sie einen anderen mit jeder Faser ihres Körpers begehrte?
Kummer befiel sie unvermittelt. Travis war ihre große, ihre erste Liebe. Er hatte sie in seinen Zauberbann gezogen und ihr dann sehr wehgetan. Nun war er zurück. Und für eine Weile wollte er bleiben. Aber das machte ihn immer noch nicht zu dem soliden Familienmenschen, nach dem sie schon ihr ganzes Leben lang suchte.
Er trat zurück und musterte sie. „Sie stehen dir ausgezeichnet. Du solltest das Haar hochgesteckt tragen. Wild und aufgetürmt. Levi hätte dann bestimmt viel Spaß daran, das Haar runterzulassen.“
„Levi?“ Sie befeuchtete sich die Lippen.
Er grinste. „Wer sonst?“
Abrupt kehrte Kit auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie drückte Libby an sich, während ihre Träume von einer Zukunft mit Travis wie Seifenblasen zerplatzten.
10. KAPITEL
„Du bist wunderschön“, schwärmte Kits Mutter.
Kit war sehr froh, dass ihre Eltern eingetroffen waren. Sie brauchte reichlich Unterstützung an diesem Tag, welcher der glücklichste ihres Lebens sein sollte.
Doch sie konnte nicht umhin, ihrem Jungmädchentraum von einer Märchenhochzeit nachzuhängen. Sie hatte sich immer ausgemalt, einem Mann das Jawort zu geben, der ihr weniger Behaglichkeit und Sicherheit vermittelte, sondern vielmehr ein Gefühl von Lebendigkeit, der prickelnde Aufregung in ihr weckte und überschäumende Vorfreude auf alle Überraschungen, die die gemeinsame Zukunft bereithalten mochte.
Dann war ihr Travis begegnet. In ihren törichten Teenagerfantasien hatte sie ihn eine Zeit lang für den Richtigen gehalten und war sehr glücklich gewesen. Und bis zum heutigen Tag sagte ihr jede Zelle ihres Körpers, dass er wirklich der Richtige für sie war.
Doch in weniger als einer Stunde sollte sie zu Levi vor den Traualtar treten. Zweifellos war er ihr ein sehr guter Freund. Aber war er auch derjenige, der sie auf immer und ewig glücklich machen konnte?
Sie schluckte die Tränen hinunter, die ihr in die Augen stiegen, und rief sich ihren zweiten misslungenen Versuch in Erinnerung, ihren flüchtigen Traum zu erfüllen, diesmal mit Brad.
Wann lerne ich endlich ein für alle Mal, dass Träume nur für das Drittel meines Lebens gemacht sind, das ich schlafend verbringe? Sie musste sich auf die Wirklichkeit konzentrieren. Einen sicheren Hafen ansteuern, in dem sie den Rest ihres Lebens verbringen konnte. Wo sie Kinder aufziehen und ein behagliches liebevolles Heim führen konnte – das waren doch ihre Prioritäten, momentan und schon immer.
Ihre Mutter zupfte den Brautschleier zurecht. „Es ist schon so lange her, seit dein Vater und ich hier waren. Ich bin gar nicht mehr auf dem Laufenden.“
Kit war froh über die Ablenkung von den Gedankensprüngen, was aus ihr und Travis hätte werden können. „Was willst du denn wissen?“
„Als Erstes, wohin eure Hochzeitreise gehen soll.“
„Nach Hot Springs.“
Ihre Mutter rümpfte die Nase. „Versteh mich nicht falsch. Es ist eine hübsche Stadt, aber hast du dir nicht immer eine exotische Insel gewünscht? In der Karibik oder so.“
„Stimmt.“ Sehnsüchtig musterte Kit sich in dem antiken Drehspiegel, in den Hunderte von Bräuten vor ihr geblickt hatten und der – so Gott wollte – Hunderte nach ihr widerspiegeln würde. Wie viele waren überglücklich gewesen? Wie viele hatten wie sie ein seltsames Unbehagen verspürt?
„Und was ist dazwischengekommen?“ Ihre Mutter legte ihr eine Hand auf den Arm.
Die kleine Geste der Zuneigung stählte Kits Entschlossenheit, ihre Tränen zu unterdrücken. „Levi kann nicht so lange vom Geschäft wegbleiben.“ Sie holte tief Luft und zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. „Er hat mir versprochen, dass wir schon bald eine lange Reise an einen wundervollen Ort machen.“
Eher enttäuscht murmelte ihre Mutter: „Na ja …“
So ähnlich dachte auch Kit darüber.
Seltsam, dass sie Travis die ganze Zeit über für einen absoluten Workaholic gehalten hatte. Dabei hatte er seine Firma in Chicago praktisch aufgegeben, um sich dort einzubringen, wo er seit Neuestem gebraucht wurde, nämlich in IdaBelle Falls. Hätte Levi das auch getan? Die Familie über
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