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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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und die Arbeitsflächen zu reinigen, hier wird sie wahrscheinlich in Ruhe sitzen können, hier darf sie sein.
    Jonna leert die Tasse und holt Stift und Notizblock aus ihrer Tasche. Schlägt eine leere Seite auf und kritzelt das Erstbeste hin, was ihr in den Kopf kommt, hauptsächlich, um sich wach zu halten, denn diesmal darf sie auf keinen Fall einschlafen.
    Verdammt. Verdammt. VERDAMMT.
    Wenn es nicht so wäre, dass wir eigentlich NIEMALS Weihnachten gefeiert haben. Wenn nicht immer alle auf dem Ullvi ständig davon reden würden, wie gemütlich Weihnachten ist. Der Tropfen, der heute Morgen dazu führte, dass das Fass überlief.
    Sie hält inne, sowie sie merkt, wohin das führt. Zum Teufel. Schiebt den Stift weg, atmet tief durch und legt die Stirn auf den Block. Doch die Gedanken und die Tränen kommen so schnell, dass ihre Abwehr einfach weggefegt wird, sie ist ein kleines Rindenschiffchen im Sturm, sie will nicht wütend werden, aber sie hat, verdammt noch mal, keine Chance. Dieser Kampf den ganzen Herbst über und dann doch die Enttäuschung, das überwältigt sie.
    Ihr Traum: Sie wollte, dass sie Weihnachten miteinander verbringen, so wie sie es von anderen Familien gehört hat. Sie bettelte und redete immer wieder davon, sie stürzte sich auf Mama in den kurzen Stunden, in denen sie zu Hause war, und rief sie an, wenn sie arbeitete oder bei Claes war. So ist es nämlich immer – entweder arbeitet sie, oder sie ist mit ihrem aktuellen Typen zusammen. Und in den kurzen Zeiten, in denen sie keinen neuen Typen hat, hängt sie mit Maggi am Telefon und versucht rauszukriegen, was dieses Mal schiefgegangen ist.
    Aber im November wurde Mama weich. Wirklich.
    Sie bat ihren Chef im Pflegeheim um vier Tage Urlaub über Weihnachten, und in Jonna wuchs der Traum. Vier ganze Tage, nur für sie! Was sie alles machen würden! Kaum zu glauben. Wie toll! Sie planten, Jonnas Zimmer neu zu streichen und einen Abend nach Köping ins Kino zu gehen und zum Ausverkauf am zweiten Weihnachtstag nach Västerås zu fahren. Das Schönste aber war, dass Mama wirklich kapierte, worum es in diesem Traum vor allem ging: dass sie die Tage gemeinsam verbringen würden.
    Aber dann erschien Mama heute Morgen mit Claes.
    Sie kam in die Wohnung gewirbelt, so, wie frisch verliebte Mütter es tun, und wedelte mit einem Papier, das sie vor Jonna und Oma auf den Frühstückstisch legte, und als die beiden nicht begriffen, worum es ging, kicherte sie und sagte, das sei »ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk von Claes« und sie sei gekommen, um zu packen. »Wir fliegen heute Abend«, erklärte sie und schmiegte sich an Claes. Was? Jonna starrte auf das Blatt Papier, sie sah, dass es irgendeine Art Fahrschein war, begriff aber die Zusammenhänge nicht. Und was war mit ihren vier gemeinsamen Tagen? Oder sollte sie mitfahren? Hatte Mama sich das so gedacht? Jonna schielte zu Großmutter, die ihr plötzlich leidtat, denn die würde dann ja die Feiertage hier allein herumkriegen müssen. »Ist das Werbung für Palma?«, fragte Oma dämlich, und Jonna hatte einen Kloß im Hals, denn offensichtlich begriff Großmutter noch viel weniger als sie. »Ist das nicht auf Mallorca?«, fragte Oma weiter, und da fing Mama endlich an zu erklären. Sie hatte eine Reise zu Weihnachten geschenkt bekommen, und genau das brauche sie jetzt, nach diesem »stressigen Herbst«, wie sie mit einem Blick auf Jonna hinzufügte. Was sollte denn das? Hatte Mama nicht ihre Urlaubstage auf Jonnas Bitten hin genommen?
    »Und was ist mit uns?«, fragte Jonna kläglich, und jetzt sah zumindest Claes zerknirscht aus, räusperte sich und sagte, dass er seine Kinder an Weihnachten leider nicht bei sich habe. Als ob das etwas mit Jonnas und Mamas gemeinsamer Zeit zu tun hatte!
    Aber als Jonna gerade noch einmal protestieren wollte, meinte Großmutter: »Eva, das klingt ja einfach wunderbar.«
    Mit sanfter und fröhlicher Stimme. Obwohl auch sie wusste, wie Jonna für dieses Weihnachtsfest gekämpft hatte.
    Verdammte Scheiße.
    Die Frage ist nur: Hätte ich auch ANDERS
ausflippen können?
    »Kleine Mädchen, wie geht dir? Bist du Krankenhaus?«
    Was? Jonna fährt zusammen und sieht in zwei dunkle Augen, die sie besorgt anschauen. Es ist der Typ mit dem Wischmopp, sein Schwedisch ist schlecht, aber sie kann es doch verstehen. Sie schüttelt den Kopf, wischt sich mit den Händen übers Gesicht und versucht, sich zusammenzureißen.
    »Ne, ist schon gut.«
    »Hunger?«
    Er lässt nicht locker, und

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