Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4
gefährliche Mission. Wenn Sie sich nicht darauf einlassen wollen, habe ich dafür vollstes Verständnis. Ich möchte meine fähigste Mitarbeiterin nicht verlieren.“
Mit einer solchen Ankündigung erreichte Williams bei Kate allerdings nur, dass ihr Interesse nun erst recht geweckt worden war. Sie legte den Kopf schief und warf ihm einen auffordernden Blick zu. Williams fuhr fort: „Ein gewisser Jeremy Summers sitzt unschuldig zum Tode verurteilt im Gefängnis. Er soll einen Mann namens Daniel Brassens umgebracht haben. Doch wir wissen, dass er es nicht getan hat.“
„Ich verstehe die Schwierigkeit nicht, Sir. Wenn Sie als Polizeibeamter seine Unschuld beweisen können, dann müsste doch das Gericht den Irrtum erkennen und Summers wieder laufen lassen.“
Williams nickte seufzend.
„Leider ist die Angelegenheit etwas komplizierter, Miss Fenton. Summers wurde nicht in Großbritannien verhaftet, sondern in Frankreich. Er sitzt in einem Gefängnis in Paris, das als absolut ausbruchsicher gilt. Diese Strafanstalt heißt La Roquette; ich habe sie einmal aus dienstlichen Gründen besichtigt. Es ist ein fürchterlicher Bau, in dem die schlimmsten französischen Kriminellen sitzen. Für viele ist es nur eine Durchgangsstation, bevor sie in die Strafkolonien nach Übersee gebracht werden. Oder man richtet sie dort hin. Und dieses Schicksal droht auch Jeremy Summers.“
„Ich verstehe nichts von diesen Dingen, Sir. Aber kann die französische Regierung denn einfach so einen britischen Staatsbürger hinrichten? Müssten unsere Königin oder der Premierminister nicht dagegen protestieren?“
„Jetzt sprechen Sie den entscheidenden Punkt an, Miss Fenton. Sehen Sie, Summers ist nicht einfach ein Engländer, der sich in Frankreich in eine zwielichtige Angelegenheit verstrickt hat. Genauer gesagt ist er ein Spion, der für unsere Regierung in Frankreich einige Dinge ausfindig machen sollte. Offenbar will man sich diesen Mann vom Hals schaffen, indem man ihm einen Mord anhängt, den er gar nicht begangen hat.“
Kate war bisher der Meinung gewesen, dass es solche Affären und Intrigen nur in schlechten Sensationsromanen gab. Aber offenbar hatte sie sich getäuscht.
„Darf ich fragen, wonach Summers in Frankreich Ausschau halten sollte, Sir? Oder müssen Sie das auch geheim halten?“
„Nein, Miss Fenton. Wenn Sie dieses Himmelfahrtskommando wirklich übernehmen wollen, dann muss ich Ihnen reinen Wein einschenken. Ich will Ihnen auch nicht verhehlen, dass Sie unsere einzige Hoffnung sind. Wenn Sie diesen Auftrag nicht übernehmen, dann sehe ich schwarz für Jeremy Summers.“
„Was genau sollte Summers ausspionieren?“, hakte Kate in ihrer direkten Art nach. Williams zündete sich eine Zigarre an. Kate spürte, dass er immer unruhiger wurde.
„Es handelt sich um eine Erfindung, die den Code-Namen Paris-Maschine trägt.“
„Nun, Maschinen gibt es heutzutage viele, Sir. Fast täglich werden neue Apparaturen entwickelt.“
„Das ist mir bekannt, Miss Fenton. Aber die Regierung Ihrer Majestät befürchtet, dass es sich bei der Paris-Maschine um eine Militärwaffe von bisher unbekannter Schlagkraft handelt. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass die Paris-Maschine ganz London und seine Bevölkerung innerhalb von einer Stunde auslöschen könnte.“
Diese Nachricht musste Kate erst einmal verdauen. Natürlich wusste sie, dass man auf Geschwätz und vage Vermutungen nichts geben konnte. Aber wenn auch nur die geringste Möglichkeit bestand, dass es diese Paris-Maschine wirklich gab, dann durfte sie niemals zum Einsatz kommen.
„Glauben Sie denn wirklich, dass eine solche Teufelstechnik gegen uns gerichtet werden würde, Sir?“
Inspektor Williams machte eine unbestimmte Handbewegung.
„Ich bin kein Politiker, Miss Fenton. Aber wir leben in unsicheren Zeiten, das wird Ihnen nicht entgangen sein. In der Vergangenheit haben unsere Nation und Frankreich bereits miteinander im Streit gelegen; denken Sie nur an den Hundertjährigen Krieg. Oder an Napoleons Niederlage gegen unsere Armee bei Waterloo. Und es gibt keine Garantie, dass so etwas in Zukunft nicht noch einmal passieren wird. Es wäre also gut, wenn Sie nicht nur Summers befreien, sondern auch die Paris-Maschine unschädlich machen könnten.“
Kate nagte grüblerisch an ihrer Unterlippe.
„An Mut mangelt es mir nicht, Sir. Aber ich weiß nicht, ob ich mit einer solchen neuen Erfindung fertigwerde. Ich könnte einen Schraubenschlüssel in das
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