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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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können.
Wahrscheinlich hatte er das nur deshalb nicht getan, weil ihm ein solch leichter Sieg keinen Spaß bereitete.
Andrej stemmte sich mühsam hoch, ergriff das Schwert fester und nickte seinem Gegner auffordernd zu. Malthus hob seine Waffe, salutierte spöttisch und deckte Andrej im nächsten Augenblick mit einem solchen Hagel von Hieben, Stichen und Finten ein, daß diesem Hören und Sehen verging. Diesmal hatte der Hüne seine Taktik geändert. Statt mit brutaler Gewalt auf ihn einzustürmen,
überzog er ihn mit unglaublich schnellen, dabei aber äußerst präzise geführten Hieben; dabei verzichtete er bewußt darauf, das Gewicht seiner Waffe einzusetzen, sondern verließ sich einzig auf seine Schnelligkeit und seine perfekte Technik.
Und diese Technik war der seinen überlegen.
Andrej begriff dies nur allmählich - aber als er es begriff, war es wie ein Schock. Er mußte die unglaubliche Tatsache hinnehmen, daß er der Körperkraft seines Gegners genausowenig entgegenzusetzen hatte wie seiner Erfahrung. Andrej hatte von Michail Nadasdy sämtliche Techniken und Kunstgriffe gelernt, mit denen sein Lehrer im Laufe vieler Jahre die alte Fechtkunst der Sarazenen weiter und weiter verfeinert hatte. Und er hatte Andrej weismachen wollen, damit jedem nur denkbaren Gegner gewachsen zu sein. Daß das pure Übertreibung gewesen war, mußte er jetzt schmerzhaft erfahren.
Was nichts anderes hieß, als daß Andrej am Ende Malthus unterliegen würde. Und Malthus wußte das.
Auf seinem Gesicht erschien ein siegessicheres Lächeln, doch seine Aufmerksamkeit ließ deshalb keinen Sekundenbruchteil nach. Er trieb Andrej erbarmungslos vor sich her, und diesem blieb keine andere Wahl, als sich mit verzweifelten Paraden und Ausweichbewegungen zur Wehr zu setzen.
Trotzdem wurde er erneut getroffen.
Diesmal fegte Malthus Andrejs Sarazenenschwert mit einem kurzen, ansatzlosen Hieb zur Seite und trieb seinem Gegner die Klinge mit der nächsten Attacke in einer Abwärtsbewegung eine Handbreit tief in den Leib. Ein grausamer Schmerz explodierte in Andrejs Magen und breitete sich in Wellen in seinem ganzen Körper aus. Er krümmte sich, ließ das Sarazenenschwert fallen und sank auf die Knie. Andrej wartete auf den tödlichen Hieb - doch der blieb aus.
Statt den schon Bezwungenen zu enthaupten, wich Malthus zwei Schritte zurück, senkte seine Waffe und wartete, bis das Leben aufhörte in einem pulsierenden, dunkelroten Strom aus Andrejs Leib herauszuquellen.
Andrej griff mit seiner blutverschmierten Hand nach dem Sarazenenschwert und stemmte sich, auf die Klinge gestützt, schwerfällig wieder auf die Beine. Er wankte von einer Seite auf die andere, und seine Knie vermochten kaum das Gewicht seines Körpers zu tragen. Zum ersten Mal begriff er, daß das Erlernen einer überlegenen Kampfkunst allein nicht Unbesiegbarkeit bedeuten mußte. Sein Körper war noch nicht zerstörerisch getroffen worden; aber der Blutverlust schwächte ihn. Und diese Schwäche verflog weniger schnell als der Schmerz.
»Du bist gut, Delãny«, sagte Malthus ernst. »Anscheinend hattest du einen hervorragenden Lehrer. Aber eines hat er dir wohl nicht beigebracht: Versuche nie,
deine robuste Natur als Waffe einzusetzen! Sie ist ein unzuverlässiger Verbündeter.«
Und ohne Vorwarnung griff er erneut an.
Und diesmal machte er ernst.
Andrej kam seinem Angriff einen Sekundenbruchteil zuvor, indem er sich nach hinten fallen ließ und nach Malthus’ Knien trat, noch bevor seine Schultern den Boden berührten. Er traf, aber der Tritt reichte nicht aus, einen so großen und schweren Mann zu stoppen oder auch nur nennenswert aus dem Rhythmus zu bringen.
Immerhin brachte Delãny den Angreifer so weit aus dem Gleichgewicht, daß dessen nachgesetzter Schwerthieb Andrejs Hals verfehlte und statt dessen nur eine tiefe Scharte in den Boden der Lagerhalle riß.
Andrej sprang auf, stieß mit dem Schwert blind nach hinten und spürte, daß er irgend etwas getroffen hatte. Er vernahm ein schmerzerfülltes Grunzen, wendete sich mit einer instinktiven Bewegung um - und sah Malthus wie einen wütenden Stier auf sich losstürmen; es hatte den Anschein, als würde die tiefe Stichwunde in seiner Brust für Malthus gar nicht existieren.
Andrej versuchte erst gar nicht, diesen Angriff zu parieren … Jeder Versuch, diesen tobenden Riesen aufhalten zu wollen, wäre einem Selbstmordversuch gleichgekommen. Statt dessen ließ sich Andrej abermals nach hinten fallen, verwandelte diesen Sturz

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