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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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gewesen.
Die Tür flog auf, und drei, dann vier und schließlich fünf Männer in schweren
Wollmänteln und Helmen betraten den Gasthof. Andrej wußte sofort, daß sie zu
seinen Verfolgern gehörten.
Der goldene Ritter, der ihn mit dem Bihänder fast erschlagen hatte, war nicht
dabei.

5
    Ein sechster Mann betrat den Raum und zog mit einem übertrieben zur Schau gestellten Frösteln die Tür hinter sich zu. Als er sich herumdrehte, klaffte sein Mantel zwei Finger breit auseinander, und Andrej gewahrte darunter ein flüchtiges Aufblitzen wie von mattem Gold, vielleicht auch Messing, das durch die Kälte und Feuchtigkeit der Nacht beschlagen war.
    Andrej senkte gerade rasch genug den Blick, um nicht aufzufallen. Alle Gäste hatten die Männer neugierig angestarrt, als sie hereinkamen, scheuten aber zugleich auch den direkten Blickkontakt mit den bewaffneten und nicht sonderlich freundlich aussehenden Gestalten.
    Andrej hoffte, daß sein Verhalten in dieses Muster paßte. Der Mann in dem Messingharnisch schenkte ihm jedenfalls keinerlei Beachtung, sondern gesellte sich mit schnellen Schritten zu seinen Kameraden am Schanktisch und bestellte dasselbe wie sie: ein Bier.
    Die Gespräche im Raum setzten - allerdings deutlich leiser als zuvor - wieder ein, und auch Andrej beugte sich wieder über seinen Teller und begann zu essen. Er nahm den Geschmack kaum wahr, so wenig wie die überraschten Blicke, die Ansbert und seine Brüder tauschten, oder sonst irgend etwas anderes. Die Präsenz des goldenen Ritters erfüllte die Gaststube mit einer solchen Macht, daß sie jeden anderen Sinneseindruck einfach erschlug. Es war nicht der Mann, gegen den er am Morgen gekämpft hatte.
    Andrej sah aus den Augenwinkeln, wie Frederic sein Eßbesteck sinken ließ. Der Junge war leichenblaß geworden. Er hatte sich gut genug in der Gewalt, um die Männer an der Theke nicht anzustarren, aber seine Hände zitterten, zuerst ganz sacht, dann immer stärker, bis das Zittern seine Arme und Schultern hinauflief und schließlich von seinem ganzen Körper Besitz ergriff.
    »Du mußt dich beherrschen«, murmelte Andrej.
Zu seiner Überraschung reagierte Frederic mit einem nervösen Nicken auf seine Worte. Er fuhr sich unsicher mit der Zungenspitze über die Lippen und preßte beide Hände flach neben seinem Teller auf den Tisch, um das Zittern zu unterdrücken.
    »Kennt ihr diese Männer?« fragte Sergé leise.
»Nein«, antwortete Andrej. »Jedenfalls … nicht direkt.«
Selbst das Sprechen fiel ihm schwer. Die Gegenwart des goldenen Ritters und
    seiner fünf Begleiter erfüllte den Raum wie ein erstickender Geruch, der ihm den Atem nahm und sich klebrig lähmend über seine Gedanken legte. Seine rechte Hand glitt in einer verstohlenen Bewegung vom Tisch und unter die Decke, in die er sich gewickelt hatte, und tastete nach dem Griff seines Schwertes. Nur um bereit zu sein. Er durfte es um keinen Preis zu einem Kampf kommen lassen, nicht gegen sechs Krieger zugleich, von denen ihm zumindest einer ebenbürtig, wenn nicht überlegen war, und vor allem nicht hier in der Herberge. Selbst wenn er gewann - woran er nicht wirklich glaubte -, würde ein Handgemenge in diesem engen, überfüllten Raum zu einem unbeschreiblichen Blutbad führen. Und es waren schon zu viele Unbeteiligte gestorben.
    Worauf warteten die Männer? Warum musterten sie nicht die Gäste? Warum stellten sie dem Wirt nicht peinliche Fragen, um herauszubekommen, ob er Andrej kannte und etwas über seinen Aufenthaltsort wußte?
    Sergé nahm einen großen Schluck aus seinem Bierkrug, wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund und erhob sich. Andrejs Herz klopfte heftig in seiner Brust, als er sah, wie Sergé die Hand hob und den Männern an der Theke zuwinkte.
    »Ihr Herren«, sagte er.
    Frederics Augen wurden schwarz vor Angst, und Andrejs Herz schlug noch heftiger als zuvor. Hatte Sergé den Verstand verloren, oder wollte er sie verraten? Seine Hand schloß sich fester um den Griff des Sarazenenschwertes. Wenn der Gaukler glaubte, sich ein schnelles Kopfgeld verdienen zu können, würde er nicht mehr lange genug leben, um es in Empfang zu nehmen.
    »Ihr Herren, entschuldigt bitte«, rief Sergé noch einmal.
    Andrej widerstand mit einiger Mühe dem Drang, sich herumzudrehen, aber er konnte hören, wie mindestens zwei, drei Männer näher kamen.
»Was willst du?« fragte eine barsche Stimme.
Sergé setzte ein betrunkenes Grinsen auf und prostete jemandem zu, der unmittelbar hinter

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