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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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Bewegung nur aus den Augenwinkeln, aber irgend etwas daran alarmierte ihn über die Maßen, ohne daß er selbst genau sagen konnte, was es war. Er richtete sich angespannt auf, schlug mit der linken Hand die zum Mantel umfunktionierte Decke zurück und legte die andere auf den geschnitzten Elfenbeingriff des Sarazenenschwertes. Sergés Augen wurden groß, als er die kostbare Waffe in Andrejs Gürtel gewahrte, doch dann folgte er dessen Blick - und auf einmal wirkte auch er sehr besorgt.
Der Gast - er war nicht mehr ganz nüchtern, aber auch nicht völlig betrunken zerrte noch einmal vergeblich am Türgriff und wandte sich dann leicht schwankend zu dem Wirt hinter der Theke um. »Die Tür … geht nicht auf.«
»Du bist besoffen, Kerl«, antwortete der Wirt grinsend. »Ich habe gar kein Schloß an der Tür.«
»Aber ich will… raus«, lallte der Gast.
Sergé schob seinen Bierkrug beiseite und stand langsam auf. Seine rechte Hand glitt unter den Mantel, wo er zweifellos eine Waffe trug. »Da stimmt etwas nicht«, murmelte er. Das Gefühl einer drohenden Gefahr wurde so intensiv, daß Andrej es fast greifen konnte.
»Aber ich will raus«, lallte der Gast erneut. Der Wirt reagierte nur mit einem Achselzucken, und der Angetrunkene drehte sich wieder herum und begann ungeschickt an dem Fensterladen neben der Tür herumzuhantieren.
»Dann … klettere ich eben aus dem Fenster«, nuschelte er.
»Nein«, flüsterte Andrej. Und dann schrie er: »Nein! Weg vom Fensterl«
Es war zu spät. Der Mann hatte den Riegel zurückgeschoben und öffnete den in der Mitte geteilten Laden. Kaum hatte er das getan, zischte von draußen ein brennender Pfeil herein und traf ihn in die Brust.
Die Wucht des Treffers war so gewaltig, daß der Mann meterweit zurückgeschleudert wurde, ehe er mit rudernden Armen gegen einen Tisch prallte, den er im Zusammenbrechen mit sich zu Boden riß. Aus seiner Brust züngelten Flammen.
Die Gaststube verwandelte sich von einer Sekunde auf die andere in einen Hexenkessel. Die Männer sprangen entsetzt von ihren Stühlen hoch, schrien und rannten wild durcheinander. Krüge und Becher zerbrachen, und der Getroffene begann mit hoher, fast unmenschlich schriller Stimme zu schreien. Ein zweiter Brandpfeil flog durch das Fenster herein und bohrte sich kaum eine Handbreit neben dem Wirt in die Wand, und plötzlich erbebten auch die Läden vor den anderen Fenstern unter einer Folge harter, dumpfer Schläge. Zuckender roter Feuerschein vertrieb die Dunkelheit. Etwas Kleines, Dunkelfarbiges kam durch das offenstehende Fenster hereingeflogen, prallte auf die Theke und zerbarst und plötzlich erfüllte ein charakteristischer, scharfer, unverkennbarer Geruch den Raum.
»Öl!« keuchte Ansbert. »Großer Gott - macht das Feuer aus!«
Natürlich kam seine Warnung zu spät. Ein dritter
Brandpfeil flog durch das Fenster herein und bohrte sich in die Theke; und praktisch unmittelbar darauf verwandelte sich der Bereich vor der Tür in eine lodernde Hölle aus züngelnden roten und gelben Flammen. Seit dem Augenblick, in dem der Betrunkene das Fenster geöffnet hatte, waren kaum mehr als zwei Atemzüge vergangen.
In der Schenke brach endgültig das Chaos aus. Die Gäste gerieten schlagartig in Panik, wichen entsetzt vor den Flammen zurück, schrien und rannten durcheinander. Der Wirt tauchte hinter seiner brennenden Theke auf und deutete heftig gestikulierend auf eine niedrige Tür in der Wand dahinter. »Hinten raus! Schnell!«
»Nein!« brüllte Sergé. »Tu das nicht!«
Der Wirt hörte seine Worte vermutlich gar nicht. Schreiend riß er die Tür auf, tat einen Schritt in den dahinter liegenden Raum - vermutlich die Küche - und taumelte augenblicklich wieder zurück. Aus seinem Hals ragte der Schaft eines brennenden Pfeils.
Mehr und mehr Geschosse trafen die Fensterläden oder flogen durch das geöffnete Fenster direkt in den Raum. Die Theke stand bereits auf ganzer Länge in Flammen, und auch durch die Ritzen der noch geschlossenen Läden fraß sich bereits gelbes Feuer. Die Luft war heiß und voll erstickenden Rauches, und die Flammen hatten mittlerweile mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf das trockene Strohdach übergegriffen. Funken und brennendes Stroh regneten auf Andrej herab. Er konnte kaum noch atmen; die Hitze war so gewaltig, daß ihm der Schmerz die Tränen in die Augen trieb.
Hustend sah er sich nach Frederic um. Seit dem ersten Pfeil war noch nicht einmal eine Minute vergangen, doch wie dieser heimtückische

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