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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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in der Küche noch ein Feuer brennt, wäre das wunderbar«, antwortete
Andrej. Er war nicht einmal besonders hungrig, aber Frederic brauchte etwas in
den Magen. Ein nicht geringer Teil seiner niedergeschlagenen Stimmung rührte
vielleicht von dem profanen Grund her, daß sie seit dem frühen Morgen nicht
mehr als eine Handvoll Beeren zu sich genommen hatten.
»Kalter Braten und Kohl«, antwortete der Wirt. »Und bevor du fragst: Es ist
kein Zimmer mehr frei, aber ihr könnt im Pferdestall schlafen. Es kostet nichts.« »Danke«, antwortete Andrej überrascht. »Das nehmen …«
»Wir müssen weiter«, fiel ihm Frederic ins Wort. »Wir haben versprochen,
heute in der Stadt zu sein, hast du das schon vergessen?«
»Wir nehmen Euer Angebot gerne an«, sagte Andrej. Er warf Frederic einen
scharfen Blick zu. »Es spielt keine Rolle, ob wir heute nacht oder morgen in aller Frühe ankommen.«
Der Wirt zuckte mit den Schultern und ging, um ihre Bestellung zu holen. Frederic spießte Andrej mit seinen Blicken regelrecht auf.
»Ihr kämt sowieso nicht in die Stadt, Junge.«
Andrej drehte sich umständlich auf dem harten Stuhl herum, um den Mann anzusehen, der sich in ihr Gespräch gemischt hatte. Es war einer der Gäste vom
Nebentisch, ein Mann von etwa vierzig Jahren mit schulterlangem braunem
Haar und in einer Kleidung, die für Andrej s Geschmack viel zu bunt war. Sein
Gesicht wirkte exotisch, ohne daß Andrej genau sagen konnte, warum, und die
Art, wie er sprach, ließ erkennen, daß er den hiesigen Dialekt nicht in der Kinderstube gelernt hatte. Aber er hatte ein freundliches, offenes Gesicht und Augen, denen man ansah, daß sie gerne und oft lachten.
»Wieso?« fragte Frederic.
Der Fremde griff nach seinem Bierkrug und nahm einen gewaltigen Schluck
daraus, ehe er antwortete. »Sie schließen die Stadttore nach Einbruch der Dunkelheit«, sagte er. »Niemand kommt ohne einen Passierschein in die Stadt hinein
oder aus ihr heraus. Habt ihr das nicht gewußt?«
»Nein«, antwortete Andrej. »Wir waren … noch niemals hier.«
»Und wie es scheint auch noch in keiner anderen größeren Stadt, wie?« Der Mann lachte, und die drei anderen, die mit ihm am Tisch saßen, stimmten darin ein. Doch noch bevor Andrej entscheiden konnte, ob der Spott in ihren Stimmen nun verletzend war oder nicht, setzte er seinen Bierkrug ab und machte eine ein
ladende Geste.
»Warum setzt ihr euch nicht zu uns?« fragte er. »Ihr seht aus, als könntet ihr
ein paar Ratschläge gebrauchen - und wir sind begierig darauf, Fremde kennenzulernen, die interessante Geschichten zu erzählen haben.« Er streckte die Hand
aus. »Ich bin Ansbert. Das sind meine Brüder Vranjevc, Sergé und Krusha.« Andrej zögerte einen Moment, griff dann aber nach der dargebotenen Hand
und drückte sie. »Andrej Delãny«, antwortete er, »vom Borsã-Tal. Das ist mein
Bruder Frederic.«
»Vom Borsã-Tal?« wiederholte Ansbert. »Ihr kommt aus Transsilvanien?«
fügte Sergé fragend hinzu.
Andrej nickte und stand gleichzeitig auf, um am Nachbartisch Platz zu nehmen. Frederic war es seinem Trotz schuldig, noch einen Moment lang sitzen zu
bleiben, schließlich folgte er ihm aber.
»Ja, wir kommen aus Borsã, einem Dorf, das an dem Fluß Brasan liegt«, sagte
er. »Sagt jetzt nicht, ihr hättet noch nie was von diesem Fluß gehört.« Er behielt die Gesichter Sergés und seiner drei Brüder scharf im Auge, während er dies sagte. Es war nicht ganz ungefährlich, sich unter seinem richtigen
Namen vorzustellen - vor allem nach dem, was vor wenigen Tagen im Borsã-Tal
passiert war -, aber er würde nichts in Erfahrung bringen, wenn er nicht zugleich
auch bereit war, ein gewisses Risiko einzugehen. Auf den Gesichtern der drei
Männer zeigte sich jedenfalls nicht die geringste Reaktion.
Ansbert schüttelte heftig den Kopf. »Ein Fluß namens Brasan?« wiederholte er.
»Nie gehört.« Er lachte. »Aber jetzt sei nicht beleidigt, Delãny. Wir sind nicht
aus der Gegend. Du könntest die größte Familie Transsilvaniens anführen oder
sogar der Thronfolger der Walachei sein, und wir wüßten wahrscheinlich trotzdem nicht, wer du bist.« Er trank wieder von seinem Bier und musterte Andrej
und Frederic über den Rand des schweren Tonkruges hinweg. »Aber du siehst
nicht aus, als wärst du ein Thronfolger«, fügte er hinzu.
»Wie sehe ich denn aus?« erkundigte sich Andrej.
»Was wollt ihr in Constãntã?« fragte Sergé, ehe sein Bruder antworten konnte.
Hinter der Frage steckte mehr als

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