Hohle Köpfe
Indizien. Allein deine Spekulatio-
nen bringen mich mit dem Anschlag auf Vetinaris, ah-ha, Leben in Ver-
bindung…«
Der Kopf des alten Vampirs sank noch tiefer auf seine Brust, und im
Bereich seiner Schultern dehnten sich die Schatten.
»Es war besonders gemein, die Golems daran zu beteiligen«, sagte
Mumm und beobachtete die Schatten. »Sie fühlten, was ihr ›König‹ an-
stel te. Es mag nicht besonders klug gewesen sein, ihn zu erschaffen,
aber er war die einzige Hoffnung der armen Burschen. Ton von ihrem
Ton. Sie hatten nichts anderes als ihren Ton, und selbst den habt ihr
Mistkerle ihnen genommen…«
Drachenkönig sprang plötzlich vor und breitete Fledermausschwingen
aus. Der Bolzen aus Mumms Armbrust schlug mit einem dumpfen Po-
chen in die Decke ein.
»Hast du wirklich geglaubt, daß du mich mit einem Stück Holz verhaf-
ten kannst?« fragte Drachenkönig. Er hatte die lange, klauenartige Hand
um den Hals des am Boden liegenden Mumm geschlossen.
»Nein«, krächzte der Kommandeur. »Es steckt etwas mehr… Einfalls-
reichtum dahinter. Ich mußte dich nur ein wenig… hinhalten. Fühlst du
dich nicht schon… schwächer? Sozusagen von den eigenen Waffen ge-
schlagen…« Er lächelte.
Der Vampir schien nicht recht zu wissen, was er davon halten sol te.
Nach einigen Sekunden der Verwunderung starrte er zu den Kerzen.
»Meinst du etwa… die Kerzen? Hast du sie manipuliert?«
»Wir wußten, daß Knoblauch… zu auffällig riechen würde. Aber unser
Alchimist dachte… Wenn man die Dochte in Weihwasser… tränkt…
Das Wasser verdampft, und es bleibt… Heiligkeit.«
Der Druck um Mumms Hals ließ nach. Drachenkönig von Wappen
setzte sich auf die Fersen. Sein Gesicht stülpte sich nach vorn und be-
kam dadurch etwas Fuchshaftes.
Er schüttelte den Kopf. »Nein«, kam es von seinen Lippen, und dies-
mal lächelte er. »Nein, es sind nur Worte. So etwas würde nicht funktio-
nieren…«
»Bist du… bereit, dein untotes… Leben darauf zu wetten?« brachte
Mumm hervor und rieb sich den Hals. »Ein besseres Ende als das… von
Herrn Traggut, nicht wahr?«
»Willst du mich mit Tricks zu einem Geständnis bewegen, Herr
Mumm?«
»Oh, du hast schon gestanden«, erwiderte der Kommandeur. »Mit dem Blick zu den Kerzen.«
»Ach? Ah-ha. Aber wer sonst hat mich dabei beobachtet?«
Aus den Schatten kam ein Grollen wie von einem fernen Gewitter.
»Ich«, sagte Dorfl.
Der Vampir starrte von dem Golem zu Mumm.
»Ihr habt einem von ihnen eine Stimme gegeben?« brachte er hervor.
»Ja«, bestätigte Dorfl. Er bückte sich und hob den Vampir mit einer
Hand hoch. »Ich Könnte Dich Töten«, sagte er. »Diese Möglichkeit
Steht Mir Als Frei Denkendes Individuum Offen, Aber Ich Nehme Sie
Nicht Wahr, Weil Ich Mir Selbst Gehöre Und Eine Moralische Ent-
scheidung Getroffen Habe.«
»Lieber Himmel«, hauchte Mumm.
»Das ist Blasphemie «, ließ sich der Vampir vernehmen.
Er schnappte nach Luft, als Mumm ihm einen Blick zuwarf, der fast
die gleiche Wirkung entfaltete wie heller Sonnenschein. »Das sagen die
Leute, wenn die Stimmlosen sprechen. Bring ihn weg, Dorfl. Steck ihn
ins Verlies des Palastes.«
»Ich Könnte Diesen Befehl Einfach Mißachten, Doch Ich Ziehe Es
Vor, Der Aufforderung Nachzukommen, Aus Respekt Und Sozialer
Verantwortung…«
»Ja, ja, in Ordnung«, sagte Mumm rasch.
Drachenkönigs Klauenhände kratzten über den Golem. Genausogut
hätte er versuchen können, nach einem Berg zu treten.
»Du Kommst Mit Mir, Untot Oder Lebendig«, grollte Dorfl.
»Haben deine Verbrechen denn kein Ende?« ereiferte sich Drachenkö-
nig. Er wand sich vergeblich im Griff des Golems hin und her. »Du hast
dieses Ding zu einem Polizisten gemacht?«
»Nein, aber du bringst mich da auf eine gute Idee«, entgegnete Mumm.
Er blieb allein im samtenen Dunkel der Königlichen Schule zurück.
Vermutlich läßt Vetinari ihn bald wieder frei, dachte er. Das ist Politik.
Drachenkönig gehört zur Funktionsweise dieser Stadt. Außerdem gibt es
da noch die Frage nach den Beweisen. Ich bin von seiner Schuld überzeugt, aber…
Wie dem auch sei: Ich weiß, daß er schuldig ist.
Man wird ihn im Auge behalten, und eines Tages, wenn Vetinari den
Zeitpunkt für gekommen hält, bricht ein besonders guter Assassine mit
einem in Knoblauchbrühe getränkten Holzdolch auf. Dann wird alles
hinter den Kulissen erledigt. Ja, darum dreht sich die Politik in dieser
Stadt. Sie ähnelt einem
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