Hohle Köpfe
Ich
Dienstfrei Habe, Bin Ich Gern Bereit, Mit Dem Priester Des Würdigsten
Gottes Zu Diskutieren.«
Er setzte sich in Bewegung und stapfte über die Brücke. Mumm nickte
den verblüfften Priestern kurz zu und folgte dem Golem hastig. Wir
haben seine Scherben genommen und ihn im Feuer gebrannt, und jetzt
ist er frei, dachte er. Er hat nur die Worte im Kopf, die er selbst gewählt hat. Und er ist nicht nur ein Atheist, sondern ein keramischer , ein feuerfester Atheist obendrein!
Der kommende Tag erschien vielversprechend.
Hinter ihnen auf der Brücke stritten die Priester.
Angua packte ihre Sachen. Besser gesagt, wol te sie ihre Sachen packen,
doch dabei gab es Schwierigkeiten. Das Bündel durfte nicht zu schwer
sein, denn immerhin mußte sie es auch mit dem Maul tragen können.
Ein wenig Geld (sie brauchte sich keine Nahrungsmittel zu kaufen) und
Kleidung (für die Gelegenheiten, wenn sie so etwas benötigte) sol ten
eigentlich nicht viel Platz beanspruchen.
»Die Stiefel sind ein Problem«, sagte sie laut.
»Vielleicht kannst du sie um den Hals tragen, wenn du die Schnürsen-
kel verknotest«, schlug Gertie vor. Sie saß auf dem schmalen Bett.
»Gute Idee. Möchtest du die Kleider? Ich bin nie dazu gekommen, sie
zu tragen. Du kannst sie bestimmt deinen Maßen anpassen.«
Gertie nahm sie in beide Arme. »Dieses ist aus Seide !«
»Aus dem Material könntest du auch zwei Kleider nähen.«
»Hast du was dagegen, wenn ich die Sachen mit den anderen teile? Ei-
nige der Jungs – der Damen im Wachhaus…« Gertie genoß es sichtlich, das Wort »Damen« auszusprechen. »… werden immer selbstbewuß-
ter…«
»Haben sie vor, ihre Helme einzuschmelzen?« fragte Angua.
»Oh, nein. Aber sie spielen mit dem Gedanken, sie ein wenig hübscher zu gestalten. Äh…«
»Ja?«
»Ähm…«
Gertie rutschte unsicher auf der Bettkante herum.
»Du hast doch nie jemanden gefressen, oder? Du weißt schon… blutiges Fleisch und splitternde Knochen und so…«
»Nein.«
»Ich meine, ich habe nur gehört, daß mein zweiter Vetter von Werwölfen gefressen wurde. Er hieß Sfen.«
»Kann mich nicht daran erinnern, den Namen schon einmal gehört zu
haben«, sagte Angua.
Gertie versuchte zu lächeln. »Dann ist ja alles in Ordnung.«
»Den silbernen Löffel in deiner Tasche brauchst du überhaupt nicht«,
meinte Angua.
Die Zwergin starrte sie mit offenem Mund an, und dann platzten Wor-
te aus ihr heraus. »Äh… ich weiß gar nicht, wie er in die Tasche kommt,
er muß beim Abwaschen hineingerutscht sein, oh, ich wollte auf keinen
Fall…«
»Es belastet mich nicht, keine Sorge. Ich habe mich längst an solche
Dinge gewöhnt.«
»Aber ich dachte, du würdest nie…«
»Gib dich keinen falschen Vorstellungen hin«, sagte Angua. »Es geht
keineswegs darum, etwas nicht zu wollen. Es geht vielmehr darum, etwas
zu wollen und darauf zu verzichten .«
»Eigentlich mußt du doch gar nicht fortgehen, oder?«
»Oh, ich weiß nicht, ob ich die Wache wirklich ernst nehmen kann,
und… Manchmal glaube ich, daß Karotte nur auf einen geeigneten Zeit-
punkt wartet, um mir einen Antrag zu machen, und… Nun, es würde
nicht gutgehen. Er nimmt einfach an, daß al es klappt, aber die Wirklichkeit sieht eben ein wenig anders aus, und deshalb gehe ich jetzt besser«, log
Angua.
»Wird Karotte nicht versuchen, dich aufzuhalten?«
»Ja, aber er kann mich auf keinen Fal umstimmen.«
»Er ist sicher sehr bestürzt.«
»Ja«, sagte Angua und warf ein weiteres Kleid aufs Bett. »Und dann
kommt er darüber hinweg.«
»Hrolf Schenkelbeißer hat mich eingeladen.« Gertie blickte scheu zu
Boden. »Und ich bin fast sicher, daß er ein Mann ist!«
»Freut mich für dich.«
Die Zwergin stand auf. »Ich begleite dich bis zum Wachhaus. Mein
Dienst fängt bald an.«
Sie waren auf halbem Weg durch die Ulmenstraße, als sie Karotte sa-
hen. Sein Kopf ragte aus der Menge der anderen Leute.
»Offenbar wol te er zu dir«, sagte Gertie. »Äh… ich gehe jetzt bes-
ser…«
»Zu spät…«
»Oh, guten Morgen, Korporal Fräulein Kleinpo«, sagte Karotte fröh-
lich. »Hallo, Angua. Ich wol te dich besuchen, aber zuerst mußte ich na-
türlich den Brief nach Hause schreiben.«
Er nahm den Helm ab und strich sein Haar glatt. »Äh…«, begann er.
»Ich weiß, was du mich fragen willst«, kam ihm Angua zuvor.
»Tatsächlich?«
»Du denkst schon seit einer ganzen Weile darüber nach. Immerhin
wußtest du, daß ich
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