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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kraft in
    seine Mitte gerammt – ihr Stiel deutete zur Decke.
    »Das ist eine Axt«, sagte Mumm.
    »Erstaunlich«, entgegnete Lord Vetinari. »Und du hattest kaum Zeit,
    die Situation eingehender zu untersuchen. Warum steckt sie im Tisch?«
    »Keine Ahnung, Herr.«
    »Nach Auskunft der Bediensteten bist du heute morgen um sechs in
    den Palast gekommen, Sir Samuel…«
    »Oh, ja, Herr. Um mich zu vergewissern, daß der Mistkerl in seiner
    Zelle sitzt, Herr. Und um festzustellen, ob auch sonst alles in Ordnung
    ist.«
    »Dieses Zimmer hast du nicht betreten?«
    Mumms Blick klebte an einem imaginären Horizont. »Was hätte mich
    dazu veranlassen sollen, Herr?«
    Der Patrizier klopfte gegen den Stiel der Axt – er vibrierte mit einem
    leisen Brummen. »Ich glaube, heute morgen trafen sich hier einige Ver-
    treter des Stadtrats. Besser gesagt, sie betraten den Raum. Angeblich
    verließen sie ihn ziemlich schnel wieder. Wirkten sehr bestürzt, wie ich
    hörte.«
    »Viel eicht ist einer der Stadträte für die Sache mit der Axt verantwort-
    lich, Herr.«
    »Das ist natürlich eine Möglichkeit«, räumte Lord Vetinari ein. »Du bist
    vermutlich in der Lage, eine deiner berühmtem Spuren an dem Ding zu finden, oder?«
    »Nein, ich glaube nicht, Herr. Es sind zu viele Fingerabdrücke daran.«
    »Es wäre schrecklich, wenn die Leute glauben, daß sie das Gesetz
    selbst in die Hand nehmen können…«
    »Oh, keine Sorge, Herr. Ich halte es gut fest.«
    Der Patrizier klopfte erneut gegen den Axtstiel. »Sag mir, Sir Samuel…
    Weißt du, was Quis custodiet ipsos custodes bedeutet?«
    Diesen Ausdruck hatte Karotte gelegentlich benutzt, doch Mumm war
    nicht in der Stimmung, etwas zuzugeben. »Ich glaube nicht, Herr. Be-
    zeichnet es eine kulinarische Spezialität?«
    »Übersetzt lauten die Worte: ›Wer bewacht die Wächter?‹«
    »Ah.«
    »Nun?«
    »Herr?«
    »Wer bewacht die Wächter, frage ich mich.«
    »Oh, die Antwort ist ganz einfach, Herr. Wir bewachen uns gegensei-
    tig.«
    »Tatsächlich? Interessant…«
    Lord Vetinari verließ die Rattenkammer, und Mumm folgte ihm durch
    den Flur. »Wie dem auch sei… Um den Frieden zu wahren, muß der
    Golem zerstört werden.«
    »Nein, Herr.«
    »Erlaube mir, meine Anweisung zu wiederholen.«
    »Nein, Herr.«
    »Ich glaube, du hast gerade einen Befehl von mir erhalten, Komman-
    deur. Ich habe deutlich gespürt, wie sich meine Lippen bewegten.«
    »Nein, Herr. Er lebt, Herr.«
    »Er besteht doch nur aus Ton, Mumm.«
    »Gilt das nicht für uns alle, Herr? So steht’s jedenfalls in den Broschü-
    ren, die Obergefreiter Besuch verteilt. Der Golem hält sich selbst für
    lebendig, und das genügt mir.«
    Der Patrizier deutete zu einem Büro vol er Dokumente. »Trotzdem,
    Kommandeur. Mir liegen nicht weniger als neun Schreiben von hoch-
    rangigen Priestern vor, die den Golem für eine Abscheulichkeit halten.«
    »Ja, Herr. Ich habe gründlich darüber nachgedacht und bin zu folgen-
    dem Schluß gekommen: Es sind al esamt Arschlöcher, Herr.«
    Der Patrizier hob kurz die Hand vor den Mund. »Du bist ein schwieri-
    ger Verhandlungspartner, Sir Samuel. Läßt sich denn gar kein Kompro-
    miß mit dir schließen?«
    »Kommt ganz drauf an, Herr.« Mumm schritt zur Haupttür und öffne-
    te sie.
    »Der Nebel hat sich gelichtet, Herr«, sagte er. »Hier und da gibt es
    noch einige Schwaden, aber man kann bis zur Messingbrücke sehen…«
    »Wozu wil st du den Golem benutzen?«
    »Ich benutze ihn nicht. Ich stel e ihn ein. Er könnte sich als nützlich erwiesen, wenn es darum geht, den Frieden zu bewahren.«
    »Ein Golem als Wächter?«
    »Ja, Herr«, bestätigte Mumm. »Hast du noch nichts davon gehört,
    Herr? Golems erledigen immer die schmutzigen, unangenehmen Arbei-
    ten.«
    Vetinari sah ihm nach und seufzte. »Er legt immer großen Wert auf ei-
    nen dramatischen Abgang.«
    »Ja, Euer Lordschaft«, sagte Drumknott, der lautlos neben dem Patri-
    zier erschienen war.
    »Ah, Drumknott.« Vetinari zog einen recht langen Kerzenrest aus der
    Tasche und reichte ihn seinem Sekretär. »Beseitige das hier. Und sei vor-
    sichtig dabei.«
    »Ja, Euer Lordschaft?«
    »Es ist die Kerze von vorgestern nacht.«
    »Sie ist nicht heruntergebrannt? Aber ich habe doch ihren Stummel ge-
    sehen…«
    »Oh, ich habe soviel abgeschnitten, bis ein Stummel übrig war, den ich
    anschließend kurze Zeit brennen ließ. Ich konnte den so überaus ent-
    schlossenen Polizisten doch nicht mit einem Hinweis darauf

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