Hohle Köpfe
Korporal.«
»Tatsächlich?« erwiderte Nobby. »Wer die Botschaft von Glückskeksen
liest, kann mit Glück rechnen? Meinst du das?«
»Nein. Ich meine, wer solche Plätzchen verkauft, möchte sie auch wei-
terhin verkaufen. Komm, Obergefreiter Dorfl. Wir vertreten uns ein
wenig die Beine.«
»Es hat sich eine Menge Papierkram angesammelt«, gab Feldwebel Co-
lon zu bedenken.
»Sag Hauptmann Karotte, ich hätte gesagt, daß er sich darum kümmern sol «, erwiderte Mumm.
»Er ist noch nicht zurück.«
»Bestimmt können die Papiere ein wenig länger warten.«
»Wie du meinst, Herr Kommandeur.«
Colon setzte sich an den Schreibtisch. Es war ein guter Platz, fand er.
Hier bestand nicht die geringste Gefahr, von irgendwelchen Tieren über-
rascht zu werden. An diesem Morgen hatte er eins der seltenen Gesprä-
che mit Frau Colon geführt und darauf hingewiesen, daß er nicht mehr
beabsichtigte, der Natur näher zu kommen. Er war ihr bereits so nahe
gewesen, wie man nur sein konnte. Und dabei hatte sich herausgestel t,
daß ein großer Teil der Natur aus Dreck bestand. Außerdem neigte sie
dazu, matschig zu sein. Er zog gutes, dickes Kopfsteinpflaster vor.
»Ich muß jetzt Streife gehen«, sagte Nobby. »Hauptmann Karotte
möchte, daß ich in der Pfirsichblütenstraße Verbrechensvorbeugemaß-
nahmen betreibe.«
»Wie gehst du dabei vor?« fragte Colon.
»Ich sol mich von der Straße fernhalten.«
»Äh…, Nobby…« Colon senkte die Stimme. »Ich habe gehört, daß du
kein Graf mehr bist…«
»Ich glaube, ich bin bei den feinen Pinkeln rausgeflogen«, erklärte
Nobbs. »Ist mir eigentlich ganz recht so. Der Fraß taugt nichts, und die
Getränke schmecken wie Spülwasser.«
»Da kannst du ja von Glück sagen«, erwiderte Colon. »Ich meine, jetzt
brauchst du deine Sachen nicht mehr dem Gärtner zu geben oder so.«
»Ja. Wenn ich doch nur nichts von dem Ring erzählt hätte.«
»Dann wären dir bestimmt viele Probleme erspart geblieben«, entgeg-
nete Colon. Nobby spuckte auf seine Dienstmarke und rieb sie mit dem
Ärmel ab. Glücklicherweise habe ich das Diadem, die kleine Krone und
die drei Goldmedail ons nicht erwähnt, dachte er.
»Wohin Gehen Wir?« fragte Dorfl, als Mumm über die Messingbrücke
schlenderte.
»Ich habe dich für die Streife im Bereich des Palastes eingeteilt«, sagte
Mumm. »Damit du dich langsam an den Dienst gewöhnst.«
»Ah. Dann Kann Ich Mit Meinem Neuen Freund, Dem Obergefreiten
Besuch, Zusammensein.«
»Um so besser für dich.«
»Ich Möchte Dich Etwas Fragen«, sagte der Golem.
»Ja?«
»Ich Habe Die Tretmühle Zertrümmert, Doch Die Anderen Golems
Haben Sie Repariert. Warum? Ich Ließ Die Tiere Frei, Aber Sie Liefen
Nur Ziel os Herum. Einige Von Ihnen Kehrten Sogar In Die Schlacht-
hauspferche Zurück. Warum?«
»Willkommen in der Welt, Dorfl.«
»Bringt Die Freiheit Auch Angst?«
»Du hast es erfaßt.«
»Man Sagt Den Leuten: ›Streift Eure Ketten Ab.‹ Und Dann Schaffen
Sie Sich Neue Ketten?«
»Das scheint eine Hauptbeschäftigung der Menschen zu sein.«
Dorfl grollte leise, als er darüber nachdachte. »Ja«, sagte er schließlich.
»Ich Verstehe Den Grund. Freiheit Ist So, Als Wenn Einem Jemand
Den Schädel Öffnet.«
»Das weißt du besser als ich, Obergefreiter.«
»Und Du Wirst Mir Doppelt Soviel Bezahlen Wie Den Anderen«, sagte
Dorfl.
»Werde ich das?«
»Ja. Ich Schlafe Nicht. Ich Kann Rund Um Die Uhr Arbeiten. Ich Bin
Eine Gute Investition. Ich MUSS Nicht Frei Haben, Weil Die Oma Ge-
storben Ist.«
Wie schnel sie lernen, dachte Mumm. »Aber du arbeitest doch nicht an
heiligen Tagen, oder?«
»Entweder Sind Alle Tage Heilig Oder Keiner. Ich Habe Mich Noch
Nicht Entschieden.«
»Äh… Wozu brauchst du Geld, Dorfl?«
»Ich Werde Sparen, Um Den Golem Klutz Zu Kaufen, Der In Der
Essig-und-Pökel-Fabrik Arbeitet. Anschließend Mache Ich Ihn Zu Sei-
nem Eigenen Herrn. Dann Arbeiten Wir Gemeinsam Und Sparen, Um
Den Golem Bobkes Des Kohlenhändlers Zu Kaufen. Dann Arbeiten
Wir Drei Gemeinsam Und Sparen, Um Den Golem Schmats Zu Kaufen,
Der In Der Pfirsichblütenstraße beim Sieben-Dollar-Schneider Arbeitet.
Dann Arbeiten Wir Vier Gemeinsam Und…«
» Einige Leute könnten auf die Idee kommen, ihre Freunde und Gefährten mit Gewalt und einer blutigen Revolution zu befreien«, sagte Mumm.
»Was keineswegs ein Vorschlag sein soll.«
»Nein. Das Wäre Diebstahl. Wir Werden Gekauft Und Verkauft. Für
Uns
Weitere Kostenlose Bücher