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Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Titel: Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge González
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genieße das eben. Wenn Manuel mir ein Outfit schneidert, kann ich fünf Stunden beim Abstecken dastehen, ohne mich zu bewegen. Ich protestiere nicht, ich stehe einfach nur da. Weil ich weiß, dass er etwas Wunderschönes für mich kreiert. Das ist ein Gefühl, als würde ich Modell für einen Maler stehen. Nur dass Manuel mir das Kunstwerk auf den Leib schneidert. Vielleicht bin ich ja nur deshalb so geduldig, weil ich mich am Ende wie ein kleines Kunstwerk fühle.
    »Ich glaube, ich könnte dir den Stoff in die Haut nähen, und du würdest nicht wirklich protestieren«, sagt Manuel manchmal, wenn er mich beim Abstecken mit einer Nadel sticht. »Nur weil du den Overall haben willst.«
    »Genau, Hauptsache, es sieht gut an mir aus.«
    Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich mir wünschen, dass Manuel nur für mich schneidert. »Ich wäre glücklich«, sagte er mir einmal, »denn bei dir kann ich meine Kreativität frei entfalten und muss keine unnötigen Kompromisse eingehen. Ich kann machen, was ich will, und du bist immer offen, für alles.«
    Ein Kleidungsstück regt meine Fantasie an. In dem Moment, wo ich es trage, fühle ich mich wie auf der Bühne – wie die Ballerina, die mit einem Tutu in ihre Rolle schlüpft. Ich weiß, wie ich mich in einem bestimmten Outfit bewegen, wie ich schauen und wie ich wirken will. Etwas Außergewöhnliches oder Elegantes muss man präsentieren und in Szene setzen. Da kannst du nicht gehen wie ein Bauer oder rumturnen wie ein Basketballspieler.
    Das Schönste an der Mode ist für mich, wenn die Leute es schaffen, ihren eigenen Stil zu kreieren, ihn überzeugend in Szene zu setzen und dabei ihre Authentizität bewahren. Auch wenn Grün gerade en vogue ist, solltest du diese Farbe nicht tragen, wenn sie dir nicht wirklich gefällt oder dir nicht steht. Nein! Denn falls Gelb deine Farbe ist, trägst du sie mit Glam, ganz egal ob sie gerade angesagt ist oder nicht. Verpackung ohne Glam bleibt am Ende immer nur Verpackung. Der Kern, das Innere, das Ich, der Glam, der Mensch, der die Kleidung trägt – das ist es, was vor allem zählt.
    Deshalb war es mir egal, wenn manchen Leuten die extravaganten Outfits, die ich zum Tanzen in den Clubs anhatte, nicht gefielen. Denn nebenan standen schon andere, die mich genauso mochten, wie ich war. Omas Glücksrezepte eben: »Du bist gut, so wie du bist.« Und: »Wenn du jemandem begegnest, der dich nicht mag, dann steh auf und such dir jemanden, der dich so mag, wie du bist. Du wirst jemanden finden, die Welt ist so groß. «
    Es lohnt sich nicht, sich mit Leuten herumzuschlagen, die dich nicht so nehmen, wie du bist. Dann lieber weiterziehen und neue Leute kennenlernen. Ich wollte meine Freiheit genießen und so sein, wie ich war. Und ich habe Menschen gefunden, die meine Attitude, meine Haltung und meine Persönlichkeit verstehen.
    »Ich respektiere dich, auch wenn wir vielleicht völlig verschieden sind, eine unterschiedliche Lebensphilosophie haben oder einfach nicht zusammenpassen« – nach diesem Motto können wir alle friedlich miteinander leben. Es muss ja nicht immer zwischen allen Menschen die Chemie hundertprozentig stimmen, oder? Also: Üben wir Toleranz.
    Liebe auf den ersten Blick
    In der Zeit, in der ich für das Modelabel des italienischen Designers in Prag arbeitete, kam Peter, ein Deutscher und ebenfalls aus der Modebranche, bei uns im Büro vorbei. Er war in der Tschechoslowakei geboren worden und im Alter von fünf Jahren mit seiner Mutter nach Deutschland gezogen. Seit der »Samtenen Revolution« von 1989 hatte er häufig geschäftlich in Prag zu tun.
    Wir hatten uns Anfang der Neunziger über einen guten Freund und Kollegen kennengelernt, der mit mir modelte. Jetzt wollte Peter sehen, ob sich unsere Ware auch für seine Boutiquen in Deutschland eignete. Denn die Stücke aus unseren Kollektionen waren nicht nur sehr schön, sondern durch den Wechselkurs zudem sehr günstig. Innerhalb einer Stunde verkaufte ich ihm praktisch meine gesamten Bestände – alles, was wir noch von der letzten Kollektion auf Lager hatten. Ein riesiger Erfolg für mich.
    Zwei Wochen nach diesem Coup rief mich Peter an und sagte, dass er bei seinem nächsten Besuch gern mit mir sprechen wollte. Er kam kurze Zeit später mit seiner wunderschönen Frau Norma, einer Jamaikanerin. Die beiden boten mir während eines Abendessens an, ihre Geschäfte in Deutschland zu führen, weil sie selbst nach Ibiza gehen wollten. Sie luden mich ein, mir vor Ort

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