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Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
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wieder durstig, obwohl er schon Blut bekommen hatte.
    „Wenn sie so fest entschlossen ist, uns zu ignorieren, haben wir von vornherein verloren.“ Victorias Stimme klang tiefer als sonst, rauer, wie die eines Pin-ups, das zum Leben erwacht war.
    Mit seinen schärferen Sinnen nahm Aden Details wahr, die ihm früher nicht aufgefallen wären. „In Ord…“
    Nein, schrie Julian. Wir gehen nicht.
    „Noch nicht“, beruhigte Aden ihn.
    Die Antwort war ein erleichterter Seufzer. Danke.
    „Ich möchte doch nur mit Ihnen reden, Mrs Smart“, rief Aden.
    „Bitte. Sie könnten ein Leben retten.“
    Minutenlang geschah nichts.
    „So kommen wir nicht weiter“, meinte Victoria und biss sich auf die Unterlippe. „Ich wünschte, ich könnte … Aber ich kann nicht.“ Sie blinzelte ihn an. „Aber du könntest.“
    „Was könnte ich?“
    „Sie mit deiner Stimme rufen. Du könntest sie dazu bringen, mit dir zu reden.“
    Sie hatte recht, das konnte er. Er vergaß es immer wieder.
    Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel hinauf. Verstreute Sterne auf dunklem Samt. Weit, unendlich. Wie seine Fähigkeit. Er konnte jeden zu allem zwingen, was er wollte. Genau wie die Ärzte ihm jahrelang ihren Willen aufgezwungen hatten, nur mit Tabletten. Und wie Pflegeeltern um Pflegeeltern von ihm völlige Gefügigkeit erwartet hatten, als Gegenleistung dafür, dass sie ihn bei sich aufgenommenhatten. Wahrscheinlich war es ihnen bei alldem ohnehin nur ums Geld gegangen.
    Und das sollte er jetzt anderen antun, immer wieder, obwohl er wusste, wie schrecklich es aus der anderen Perspektive war?
    Der Plan ist doch gut, meinte Julian.
    „Ich weiß.“ Aber je öfter er es tat, desto leichter und verlockender würde es werden, und schließlich würde er sich in jeder Situation auf seine Fähigkeit verlassen. „Lass mich erst mal nachdenken.“
    Victoria hatte Verständnis. „Du zwingst Menschen nicht gerne zu etwas.“
    „Stimmt.“ Er zog sie mit sich, und gemeinsam setzten sie sich auf die Verandaschaukel. Das Holz unter ihnen schwang knarrend vor und zurück.
    „Ich habe noch nie erlebt, dass jemand seine Stimme nicht einsetzen wollte. Das ist bewundernswert.“
    Sein Frust wurde von Freude verdrängt, und er hätte sie gern fest an sich gedrückt. Das führte wie von selbst zu einem weiteren Gedanken: Er wollte wieder mit ihr schlafen.
    Von einem Moment auf den anderen konnte er an nichts anderes mehr denken. Sex. Sein erstes Mal. Er war so froh, dass er es mit ihr erlebt hatte. Mit einem Mädchen, das ihn verstand, das wusste, was er durchgemacht hatte, was er immer noch durchstehen musste. Victoria verurteilte ihn nicht, und sie war gern mit ihm zusammen.
    „Ich werde mit euch nicht über ihn reden“, sagte eine vertraute Frauenstimme. „Ich kann es nicht.“
    Mist. Ging das schon wieder los.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Aden, wie Victorias Mutter sich vor ihm drehte, dass ihr das schwarze Gewand um die Knöchel tanzte. Für einen Moment fragte er sich, ob Tucker ihm eine Vision vorspielte, ob sie vielleicht von Anfang an nur eine Illusion gewesen war. Vlad hätte dem Dämon beschreiben können, wie Edina ausgesehen hatte, und Tucker hätte versuchen können, Aden damit in den Wahnsinn zu treiben.
    Aber das konnte nicht stimmen. Als Aden seine erste Vision gehabt hatte, war Tucker mit Mary Ann zusammen gewesen. Und nicht einmal ein Dämon konnte an zwei Orten gleichzeitig für Ärger sorgen. Im Krankenhaus hatte Aden überlegt, ob Edina immer dann auftauchte, wenn Victoria an sie dachte. Auch diese Idee verwarf er jetzt. Victoria hatte kein Wort über ihre Mutter verloren, und sie hätte sicher etwas gesagt.
    Am wahrscheinlichsten erschien ihm plötzlich eine Verbindung über Victorias Blut. Er hatte zweimal von ihr getrunken, ohne dass ihre Gedanken verschmolzen waren. Würde sich ihre Verbindung von jetzt an so äußern?
    Die Vision zeigte ihm nur Victorias Mutter, niemanden sonst. Er hörte auch keine Antwort auf Edinas Weigerung, über „ihn“ zu reden, doch als Nächstes sagte sie: „Nein. Nein! Ich liebe ihn, mehr musst du nicht wissen. Ich werde mit ihm weggehen, aber ich kann dich nicht mitnehmen, mein Schatz. Mich lässt dein Vater vielleicht gehen, aber dich auf keinen Fall. Das hat er doch schon unter Beweis gestellt.“
    Sie wollte ihr Kind allein zurücklassen? Das wollte sie Victoria antun?
    „Aden?“, fragte Victoria.
    „Warte mal kurz.“
    „Oh. In Ordnung.“
    Wahrscheinlich nahm sie an,

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