Hollisch verliebt
gesagt hatte, aber viel mehr konnte er nicht ertragen. Sein Verstand setzte aus. Es war so, wie er es sich erträumt hatte, nur besser. Viel besser.
„Zu schnell?“, keuchte er. „Soll ich aufhören?“
„Zu langsam. Mach weiter.“
„K…Kondom“, brachte er heraus. Er hatte kein Kondom dabei.
Und ohne konnte er nicht mit ihr schlafen. Er würde nicht riskieren, dass sie schwanger wurde. Und es gab Geschlechtskrankheiten, das war ihm klar, obwohl Victoria keine haben konnte, weil Vampire immun gegen menschliche Krankheiten waren. Trotzdem wäre es eine Dummheit.
„Ich … habe eines. Seit unserem Gespräch im Wald habe ich immer eines bei mir.“
Jetzt war ihm klar, was in ihrer Tasche geknistert hatte. Hätte er das doch nur gewusst!
Sie wand sich unter ihm hervor, um das Kondom zu holen, und sofort vermisste er sie. Nach ein paar Sekunden kam sie zurück, und sie machten da weiter, wo sie aufgehört hatten.
Die Seelen sparten sich jeden Kommentar. Nicht einmal Junior brüllte. Vielleicht hatte sich Aden auch einfach so verloren in dem, was er tat, dass er sie nicht bemerkte. Es gab nur noch Victoria, nur das Hier und Jetzt. Ihr erstes Mal. Sein erstes Mal.
Sein … Alles.
26. KAPITEL
Willst du mich wirklich herausfordern, Junge?
Vlads drohende Worte hallten durch Tuckers Verstand, schneidend wie ein Messer. Etwa wie die scharfe Klinge, die er in der Hand hielt, während er in seinem Motelzimmer auf und ab lief. Er hatte sich in der gleichen Bruchbude und der gleichen Etage eingemietet, in der die anderen wohnten – genauer gesagt gewohnt hatten. Mitbekommen hatten sie davon nichts. Er hatte in Mary Anns Nähe sein wollen, um wieder Frieden zu finden, aber es hatte nicht funktioniert. Er spürte immer noch Vlads Einfluss.
Der Mistkerl wollte seine eigene Tochter umbringen lassen. Jeder, der bei seinem Sturz eine Rolle gespielt hatte, sollte sterben. Und es fehlte nicht mehr viel, bis Vlad bekommen würde, was er wollte. Die Spieler hatten endlich zusammengefunden und standen auf einem Feld. Aden, der Starke. Riley, der Leibwächter. Victoria, der Augenschmaus. Na gut, sie spielte außerdem die Mittlerin. Und Mary Ann, das Superhirn.
Tucker hätte sie längst töten sollen.
Wenigstens wusste Vlad nicht, dass Tucker mit den anderen eine Vereinbarung getroffen hatte. Wehe, sie hielten sich nicht daran.
Nachdem Aden es seiner kleinen Vampirin besorgt hatte, hatten die beiden noch lange geredet, das übliche bescheuerte Liebesgeflüster. Bei der Erinnerung schüttelte es Tucker immer noch. Dafür hatten sich Mary Ann und Riley ordentlich angezickt. Da war Tucker das Turteln sogar lieber. Zum Glück hatte alles ein Ende gehabt, als die vier sich getroffen hatten und aus dem sicheren Hotel auf das große Schlachtfeld draußen gezogen waren. Sie waren immer noch leicht angreifbar, und genau das wollte Vlad ausnutzen, indem er Tucker auf sie hetzte.
Hörst du zu, Junge? Es gefällt mir nicht, wenn man mich ignoriert. Wer mich reizt, den erwarten schlimme Dinge.
Als wüsste Tucker das nicht längst. Er musste sich doch nur ansehen, wozu Vlad ihn schon bei Aden gezwungen hatte. Und was Ryder seinem Kumpel Shannon hatte antun müssen.
Er beschleunigte seine Schritte, seine Stiefel gruben sich in den Teppich. Wie sollte er aus diesem Mist herauskommen? Ohne Tote? Ein toter Aden konnte Tuckers Bruder nicht mehr retten.
Tucker fuhr sich mit der Hand, in der er das Messer hielt, durchs Haar. Das metallene Heft drückte eine Furche in seine Kopfhaut.
Du wirst tun, was ich dir befohlen habe. Du kannst dich nicht gegen mich wehren.
Es musste doch eine Möglichkeit geben.
Wenn du mich enttäuschst, töte ich deinen Bruder. Hast du das vergessen?
„Nein, habe ich nicht. Aber wenn du ihn umbringst, hast du keine Macht mehr über mich“, entgegnete Tucker schroff.
Vlad wurde zwar stärker, aber das galt nicht für seinen Einfluss auf Tucker. Der nahm mit jeder Stunde etwas ab. Tucker vermutete, dass er langsam immun wurde. Allerdings nicht schnell genug. Längst nicht schnell genug. Vlad konnte ihn immer noch dazu zwingen, jemanden zu verletzen – sei es körperlich oder seelisch –, und Tucker musste es einfach hinnehmen.
Offenbar wusste Vlad, dass seine Kontrolle nachließ. Er wollte sich absichern und bedrohte deshalb den unschuldigen süßen Bruder des Dämons – einen sechsjährigen Jungen, der nur unsichtbare Freunde hatte und von seinem eigenen Vater behandelt wurde wie der letzte Dreck.
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