Holly greift nach den Sternen
war.
»Miss? Entschuldigen Sie, Miss?«
Sie drehte sich um.
Zwei übergewichtige Frauen in denselben California-Dreaming -T-Shirts starrten sie an. Wenigstens schaffte sie es immer noch, ein paar Fans aufzugabeln, auch wenn die hier schon etwas älter waren und strohblond gefärbte Haare hatten.
»Hi«, strahlte sie ihr berühmtes Hollylächeln. »Wie geht’s?«
»Miss, es geht leichter, wenn Sie die Koffer rollen.«
Koffer hatten Räder? Seit wann?
Holly schob die Sonnenbrille höher und lächelte die Frauen an. »Ja, ich weiß, aber ich ziehe sie lieber. Das tut meiner Armmuskulatur gut«, log sie. »Man muss etwas für sich tun.«
Jetzt starrten die beiden sie mit diesem leicht glasigen Blick an, der nie etwas Gutes verhieß. Sie wusste bereits, was als Nächstes kommen würde. Etwas in der Art wie: »Sie haben mal so süß ausgesehen!«, oder: »Wie schade, dass Sie erwachsen geworden sind«, oder: »Wann drehen sie mal wieder einen Film?«.
»Oh nein!«, quiekte die eine, und Holly wappnete sich gegen das Unvermeidliche.
»Das ist ja Holly Harlow! Wir haben gedacht, du wärst tot!«
1
L ondon war irgendwie fürchterlich deprimierend. Total grau und nass - und zwar schon bevor Holly vom Flughafen weggefahren war. Aber auf der Plusseite (weil ihre Therapeutin ihr immer riet, sich auf das Positive zu konzentrieren) hatte sie ein Upgrade für die Businessclass bekommen. Es war doch einfach zu lieb, dass ihre treu ergebenen schwulen Fans immer an Eincheckschaltern arbeiteten und sich um sie kümmerten.
Als Holly ihre Koffer vom Laufband zerrte, erinnerte sie sich doch tatsächlich daran, dass sie Räder hatten. Jetzt fehlte ihr nur noch ein Chauffeur, der ihr Namensschild in die Höhe hielt …
Holly ließ den Blick über die Menschenmenge schweifen, während Panik sie erfasste. Jeder hier wusste offensichtlich, wo er hinwollte, oder wurde abgeholt, alle umarmten sich und vergossen Freudentränen, wie in dieser Szene in Tatsächlich... Liebe .
Sie hatte niemanden. Nur zwei irgendwie tonnenschwere Koffer.
Dann erspähte sie etwas aus den Augenwinkeln. Ein Hinweisschild »Taxis« mit einem Pfeil - alles, was man brauchte. Die Leute in Heathrow waren ja so fürsorglich.
Als sie in einem der schwarzen Taxis saß, genoss sie bewusst ein paar Augenblicke stillen Nachdenkens. Verglichen mit dem endlosen Sonnenschein von L. A., wo die breiten Straßen von Palmen und würfelförmigen weißen Gebäuden gesäumt wurden, war London total anders. Überall gab es grüne Rasenflecken und winzige Häuser und Leute - so viele Fußgänger! In L. A. ging niemand zu Fuß, höchstens vom Auto zum Eingang eines Cafés oder so.
Dabei war sie schon mal in London gewesen. Little Girl Lost, Teil 2 hatte in London gespielt. Na ja, eigentlich war der Film in Toronto gedreht worden, aber sie war zur Premiere hierhergeflogen. Doch damals hatte sie hauptsächlich in einer Junior-Suite im Dorchester rumgehangen und Interviews gegeben. Aber sie war für irgendein Kinderprogramm auf dem offenen Oberdeck einer dieser süßen roten Busse gefilmt worden. Sie waren am Buckingham-Palast vorbeigefahren und an anderen echt alten Gemäuern und Denkmälern und solchem Zeug.
Holly linste aus dem Fenster und fragte sich, wie das Apartment der Firma Fierce wohl aussehen und wie groß der Pool sein würde. Obwohl es wahrscheinlich ein Indoorpool war, weil es hier ja ständig regnete.
Sie wusste immer noch nicht genau, wie sie es finden sollte, dass sie die Wohnung mit drei anderen Mädchen teilen musste - entweder war es super oder schrecklich. Andere Mädchen waren für sie eine unbekannte Größe. Aber sie hatte etwas recherchiert und sich außerdem Friends angesehen, und da wirkte das irgendwie so, als würde es Spaß machen. Obwohl sie nie irgendwo wohnen könnte, wo es lila Wände gab - das war schlecht für ihr Chi .
Der Fahrer fragte nach dem Straßennamen und Holly drückte ein paar Tasten auf ihrem Sidekick.
»Wohnung 3, Bayham Street, Nummer siebenundvierzig, in Camden. Sagen Sie, ist das in der Nähe des Buckingham-Palasts?«
Der Taxifahrer bellte vor Lachen, als wollte er sich die Lunge weghusten.
»Sie sind neu in der Stadt, was?«
»Ist das so offensichtlich?«
Ganz offensichtlich war auch, dass die siebenundsechzigtausend Dollar, die sie sich noch von einem der Auslandskonten ihres Vaters hatte krallen können, nicht lange reichen würden. Das Taxi kostete achtzig Pfund plus Trinkgeld, und auch wenn Holly den
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