Holly greift nach den Sternen
hast du bloß jemals an dieser Niete gefunden?«, fragte Alain, als er sie halb die Treppe runtertrug, weil ihre Beine den Dienst verweigerten.
Als sie draußen in die kalte Nachtluft eintauchten, wäre Holly fast gestürzt, und die Blitzlichter der Kameras blitzten alle gleichzeitig auf.
»Ich hab gar nichts an ihm gefunden«, zischte Holly und sah im Geiste noch Georges giftige Miene vor sich. »Er ist nicht treu und außerdem ist er zu zweihundertfünfzig Prozent schwul.«
14
D as Aufwachen war gar keine gute Idee. Einfach schrecklich. Das Öffnen der Augen war fast genauso schlimm. Die Zimmerdecke sah nicht aus wie ihre Zimmerdecke. Ihre Decke hatte keinen Schimmelfleck, der aussah wie das Logo der Timberland -Schuhe.
Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war ein Zusammenstoß mit dem Gehweg, als sie versuchte, ins Taxi zu klettern. Sie hatte sich die Knie aufgeschürft, denn sie wusste noch, dass sie runtergeschaut hatte und dünne Blutrinnsale über ihre braune Haut gelaufen waren. In diesem Moment pochten ihre Knie schmerzhaft, als wollten sie sie daran erinnern, und als Holly das dreckige Laken wegzog (iiih, igitt!), machte sie die bisher schlimmste Entdeckung.
Sie war nackt! Splitternackt in einem fremden Bett!
»Oh Scheiße!«, stöhnte sie laut, dann hielt sie sich rasch den Mund zu. Wenn sie nackt in einem Bett lag, das nicht ihres war, gab es dann nicht auch irgendwo einen Besitzer des Bettes? Das hörte sich fast wie einer dieser Sprachspielsätze von ihrem Logopäden an.
Alain.
Was hatte sie getan? Oder - besser gesagt - was hatte er mit ihr gemacht? Denn sie hatte auf gar keinen Fall irgendwas gemacht. Sie bewahrte sich ihre Unschuld für ihren späteren Ehemann. Oder für Orlando Bloom. Am besten bewahrte sie sich ihre Unschuld für ihre Hochzeitsnacht mit Orlando Bloom. Sie wollte nicht weggetreten sein, weil sie zu viel getrunken hatte, und sich einem ziemlich hübschen Kerl hingegeben haben, nur weil er ein Sixpack hatte.
Aber abgesehen von ihren Knien gab es keine anderen Wehwehchen oder Abschürfungen an irgendwelchen Körperstellen, an die Holly ganz bestimmt nicht denken wollte. Nur ein tiefes, hohles Brummen in ihrem Schädel, das sich nicht wie ihre früheren Kater anfühlte.
Holly schlang sorgsam die Bettdecke um sich und stieg aus dem Bett. Ihr hautenges Silberkleid und die Unterwäsche lagen verstreut auf den durchgetretenen Dielen. Sie wollte sich gerade danach bücken, als die Tür aufging und Alain hereinkam. Es war eine Erleichterung, dass er heute Morgen immer noch so gut aussah. Hübsch und verlegen, als er an seinem Kinn rubbelte und stur auf den Boden starrte.
»Wegen gestern Nacht...«, fing er an, aber Holly hob bittend die Hand hoch.
»Sag nichts mehr«, flehte sie. »Ich hab doch nicht...«
»Du hast nichts gemacht«, unterbrach er sie. »Wir haben nichts gemacht. Ich hab dir was in dein Glas getan, damit ich dich hierherbringen konnte.«
»Was hast du?« Holly war baff. »He? Wolltest du mich vergewaltigen?«
Seinen entrüsteten Gesichtsausdruck fand sie ziemlich dreist, wo er doch gerade zugegeben hatte, dass er sie betäubt, entführt und nackt ausgezogen hatte.
»Ich hab doch gesagt, es ist nichts passiert. Es war nichts Persönliches. Ich brauche nur das Geld.«
Die Decke immer noch fest im Griff, fasste Holly sich mit der anderen Hand verzweifelt in die Haare. »Was hast du mit mir gemacht?«
»Hör mal, ich werde nur nette Sachen über dich sagen. Ich werde nicht behaupten, dass du eine Schlampe oder so was bist. Nur dass wir uns verknallt haben und dass du meine Welt total verändert hast.« Die Wörter überschlugen sich förmlich, wie sie da aus seinem schönen Mund strömten, als müsste er das so schnell wie möglich hinter sich bringen. »Sorry, aber - hey, du bist doch lang genug im Geschäft und weißt, wie’s läuft.«
Holly starrte ihn ungläubig an. Sie begriff überhaupt nichts. Und eigentlich wollte sie auch gar nichts begreifen. Sie musste eine Weile dagestanden und lautlos die Lippen bewegt haben, ohne dass ein wortähnliches Geräusch herausgekommen wäre.
»Sag doch was«, sagte Alain schließlich, als er das Schweigen nicht länger aushielt. »Du kannst mich einen Scheißkerl nennen, wenn du willst. Das hab ich verdient.«
»Hat George dir den Auftrag gegeben?« Holly erkannte ihre Stimme kaum wieder.
»Ich hab’n Freund, der hat einen Freund bei der Daily News, und der hat mir verraten, wo du sein wirst.«
»Du bist
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