Holly greift nach den Sternen
trotz ihrer vielen Anrufe nicht zurückgerufen.
»Du musst immer daran denken, dass ich deine Freundin bin.« Laura hielt Mr Chow Chow ihre Hand hin und riss sie zurück, als er danach schnappte. »Ich bin nicht oft hier, aber wenn du was brauchst oder was loswerden möchtest, kannst du immer auf mich zählen.«
Holly nickte höflich.
Laura war nett, auch wenn sie viel zu oft mit Candy rumhing. Aber Holly würde auf gar keinen Fall alle schmutzigen Einzelheiten davon, was damals in dieser versifften Wohnung passiert war, vor ihr ausbreiten. Sie konnte nicht erwarten, dass andere ihren Dreck beseitigten. Das musste sie schon selbst machen. Die Verantwortung lag ganz allein bei ihr und das fand sie auch total in Ordnung.
»Also - wie ist es dir denn ergangen?«, fragte Holly strahlend. »Du siehst wie ein echtes Model aus, sogar außer Dienst.«
Das stimmte.
Laura hatte dieses besondere Charisma, das nur sehr erfolgreiche Menschen besaßen. Obwohl sie bloß Jeans und einen schwarzen Pulli trug, sah sie toll aus. Das lag an ihrer Körperspannung, weil sie sich nicht mehr hängen ließ, wie früher. Sogar ihre zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebundenen Haare glänzten, wie es sonst nur die Haare von Shampooreklame-Models taten.
»Es ist cool.« Laura seufzte, als ließe sie sich nicht so einfach von Hollys Ablenkungstaktik reinlegen. »Es ist schon ein bisschen überwältigend, wie sich das Leben in popligen fünf Minuten total verändern kann. Weißt du, was ich meine?«
Holly nickte langsam. Laura war so sensibel wie eitrige Aknepickel.
»Aber es ist toll«, fuhr Laura fort. »Als ich für Hello Kitty in Tokio war, bin ich zu einem buddhistischen Schrein gegangen. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel Rosa gesehen. Aber egal, ich hab die nächsten zwei Tage frei und da könnten wir doch in ein Wellnesscenter gehen. Ich bin mit Candy mal in einem supertollen gewesen...«
Auch wenn ihre Haut nach einer guten Kosmetikbehandlung und Bräunungslotion förmlich schrie, würde Holly niemals Lauras Wohltätigkeit annehmen. Nein, das war bloß Mitleid. Und es gab drei Dinge, die Holly immer meiden würde: weißen Zucker, Konfektionskleidung und das Mitleid anderer Menschen.
»Oh, das geht leider nicht«, lehnte sie höflich ab und knabberte bedauernd an ihrer Unterlippe. »Ich hab diese Woche leider keinen Termin mehr frei.«
»Was machst du denn?«, wollte Laura wissen und bedachte Holly mit einem ihrer besonderen Blicke.
Holly war Lauras Mutter nur ein einziges Mal begegnet, aber die hatte sie alle mit genau demselben Blick angesehen, nachdem sie den ungeputzten Küchenfußboden registriert hatte.
Gute Frage.
Holly hatte vorgehabt, solange es irgend ging, in der Wohnung zu bleiben, während sie einen wahnsinnig guten Plan ausheckte, wie sie ihren guten Ruf wiederherstellen und die Liebe ihres Publikums zurückerobern könnte, und der ihr mehrere lukrative Werbeverträge und die Hauptrolle in einem Filmhit einbringen würde. Bis dann …
»Tut mir leid, darüber darf ich nicht sprechen«, flötete sie bedauernd und senkte die Stimme, während sie sich verschwörerisch vorbeugte. »Ich musste eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Topsecret.«
Laura riss die Augen auf. Gesegnet seien ihre weißen Baumwollsöckchen oder Kniestrümpfchen oder was auch immer - sie war ja so gutgläubig.
»Wow, das hört sich ja an, als wärst du eine Geheimagentin oder so.« Sie klang zutiefst beeindruckt. »Tja, ich denke, jede Publicity ist eine gute Publicity, obwohl Ted das nicht findet.«
Laura sollte endlich gehen und mit ihr ihre unerträgliche Provinz-Naivität.
»Deshalb hab ich massenhaft zu tun, Schätzchen«, sagte Holly nachdrücklich. »Skripts lesen, die richtige Motivation finden, du weißt schon.«
»Das hör ich gern!« Laura klopfte Holly mit so viel Begeisterung auf den Rücken, dass das bestimmt blaue Flecke geben würde. »Das lenkt dich von allem ab.«
Grrgh - red nicht mit mir, als wäre ich ein normaler Mensch, wollte Holly schreien, aber sie zuckte nur die Achseln, wie Irina es immer tat, wenn sie jemandem zu verstehen geben wollte, dass das Gespräch beendet war.
Laura begriff und stand auf. »Willst du nicht zu uns ins Wohnzimmer kommen?«, fragte sie hoffnungsvoll. »Du könntest dich mit Candy wieder versöhnen. Und Reed hat nach dir gefragt.«
Wahrscheinlich wollte er wissen, warum sie noch nicht aus der Wohnung rausgeschmissen worden war, wo sie doch einen so
Weitere Kostenlose Bücher