Holly greift nach den Sternen
das Wellnesscenter und den Schönheitssalon hatte sie gestrichen, indem sie nicht mehr hinging.
»Ich muss jetzt Schluss machen, Derek, weil ich, ähm, zu tun habe. Aber wenn irgendwas reinkommt, irgendwas, auch Sachen, von denen du denkst, sie wären unter meiner Würde, dann rufst du mich an, ja?«
»Na klar. Hör mal, bist du wirklich sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«
Aber Holly hatte bereits auf die Aus-Taste gedrückt, denn wenn Derek endlos weiterquasselte, waren ihre Freiminuten bald aufgebraucht.
18
A m nächsten Tag kam Laura in einer Wolke von Sirene- Parfum und in teuren Designerklamotten zurück.
Holly hatte ein Nickerchen gemacht, aber als Candy und Laura direkt vor ihrer Tür zu schnattern anfingen, war es mit dem Dösen vorbei.
»Was geht ab, du Zicke?«, rief Candy.
»Immer dasselbe, immer dasselbe. Und wie steht’s bei dir?«
Lauras komischer Manchester-Akzent hatte Holly wirklich gefehlt, genau wie ihre Bereitschaft, endlose Kannen Tee zu kochen. Jetzt musste sie immer selbst das Wasser aufsetzen und aufpassen, dass sie kein kochendes Wasser verschüttete, wenn Candy in die Küche kam und sie anrempelte. Ja, Candy war stinksauer auf sie, weil George ihr bester Freund war (und warum hingen sie dann nicht Tag und Nacht zusammen ab?), aber das war noch lange kein Grund, in Hollys Intimsphäre einzudringen.
»... Sorgen um sie.«
Als Holly den letzten Teil von Lauras Satz mitbekam, hob sie den Kopf vom Kissen, wozu es fast übermenschlicher Anstrengung bedurfte.
»Ihr Agent hat meinen gebeten, mal mit ihr zu reden, weil sie sich weigert, zu Fierce zu gehen. Sie sagt ihm immer, es ginge ihr gut, aber er meint, sie hört sich seltsam an.«
»Sie hört sich immer seltsam an. Diese doofe Kleinmädchenstimme war schon nicht mehr niedlich, als sie... tja, fünf wurde«, schnaubte Candy.
Holly erinnerte sich, dass sie einmal fast für Candy eingetreten wäre, als Irina einen Hassanfall gekriegt hatte.
»Geschieht ihr recht, dass sie jetzt leiden muss, nach dem, was sie getan hat.«
»Aber was hat sie denn getan? Sie hat eine Story verkauft und George wurde geoutet. Das hat ihm überhaupt nicht geschadet. Dann diese Fotos von ihr oben ohne - das versteh ich überhaupt nicht, weil Holly nie mit jemandem schlafen und auch keine solchen Fotos von sich machen lassen würde. Für eine, die solche Miniröcke trägt, ist sie ziemlich prüde.«
»Das verstehst du ganz schnell, wenn sie damals sturzbetrunken war«, erläuterte Candy. »Und außerdem ist sie nicht besonders schlau. Der Typ hat ihr wahrscheinlich eine Rolle in seinem nächsten Film versprochen und schon hat sie den Schlüpfer ausgezogen.«
Oh wie Holly Candy hasste!
Wenn Irina Candy das nächste Mal umbringen wollte, würde sie ihr beim Verstecken der Leiche helfen und die Blutflecken aus ihren Kleidern waschen.
»Sie ist nicht dumm«, sagte Laura entschieden. »Ich weiß, dass du diese ganze Klatschgeschichte schrecklich findest, aber im Augenblick braucht Holly jemanden, der sich um sie kümmert. Hat sich denn überhaupt schon jemand ihre Seite der Geschichte angehört?«
Candys Antwort war nur ein Murmeln, aber sie enthielt zumindest ein sehr beleidigendes Schimpfwort.
Holly angelte sich eine der Zeitschriften vom Fußboden, von deren Titelbild sie eine schlecht gelaunte Candy anstarrte, und zerriss die Titelseite methodisch in Streifen.
»Holly? Bist du da?« Jemand klopfte höflich an die Tür. »Kann ich reinkommen? Wie fühlst du dich?«
»Mir geht’s gut!«, rief Holly. »Ich bin gerade beschäftigt. Lass uns später reden.«
»Ehrlich?«
»Ehrlich. Mir geht es erste Sahne. Ich erwarte nur gerade einen echt wichtigen Anruf aus den Staaten.«
Es dauerte noch einige Sekunden, aber dann hatte Laura verstanden und ging.
Holly schaffte es, Laura den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen, indem sie in ihrem Zimmer blieb, obwohl sie dringend pinkeln musste.
Schließlich - ENDLICH! - verließen Laura und Candy die Wohnung.
Sie hatte nun genug Zeit, um mit Mr Chow Chow schnell Gassi zu gehen, denn er bekam schlechte Laune, wenn seine tägliche Routine nicht eingehalten wurde. Dann machte sie sich rasch eine Tasse Tütensuppe und ging ins Bad.
Als sie noch ganz klein war, also damals, vor der Starr-Family -Serie, hatten ihre Eltern und sie in einem winzigen Apartment im Valley gewohnt. Holly musste auf einem schimmelig riechenden Feldbett schlafen, aber sie erinnerte sich, dass sie nachts oft wach lag und ihre
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