Holly greift nach den Sternen
miesen Einfluss auf seine fluchende, boshafte kleine Schwester hatte.
»Mr Chow Chow leidet immer noch an Jetlag«, redete sich Holly raus. »Ich kann ihm nicht zu schnell so viele fremde Leute zumuten.«
»Reed erzählt uns gerade von den Schauspielerinnen, die sich bei ihm vorgestellt haben.« Laura grinste. »Ich hab ja gar nicht geahnt, dass er so witzig sein kann, wenn er erst mal seine Arroganz abgelegt hat.«
Holly wusste das nicht und es war ihr auch egal. »Diese beiden...« Sie rümpfte verächtlich die Nase. »Nimm ihnen ihre Arroganz und Hochnäsigkeit, und du wirst sehen, es bleibt nicht mehr viel übrig.«
Sie hörte ihre Stimmen durch die Wand, während sie halbherzig ihre Yogaübungen machte. Es war schwierig, eine gute Seejungfrau-Stretchübung hinzubekommen, wenn man mit der Hand immer an die Schranktür knallte.
»Reed, ich mach mir gleich in die Hose!«, kreischte Candy einmal, ihr nächster Satz war aber vor lauter ersticktem, keuchendem Gekicher nicht zu verstehen.
Holly spitzte die Ohren.
Sie hörte Laura ausrufen: »Das hat sie niemals gesagt! Du übertreibst doch!«
»Nein«, widersprach Reed, und er hörte sich viel jünger an als sonst. Immer wenn Holly mit ihm geredet hatte, hatte er nur herumgeknurrt oder die Lippen zusammengekniffen. »Ich hab sie gebeten, den Text mit Oxford-Akzent zu sprechen, und sie hat gesagt: ›Ich kann keine Fremdsprachen.‹ Ehrlich, diese Mädchen aus L.A. haben alle nur eine Gehirnzelle.«
Stellvertretend für die Mädchen aus ihrer Heimatstadt bebte Holly vor Entrüstung. Als sie sich anstrengte, um die nächsten Beleidigungen zu verstehen, begann ihr Sidekick zu klingeln. Sie warf einen Blick auf das Display.
Seltsam. Warum rief Derek sie an einem Donnerstag um zehn Uhr abends an? Aber in L.A. war es ja erst zwei Uhr nachmittags. Vielleicht waren es gute Neuigkeiten?
»Hi«, sagte sie eifrig. »Hast du was für mich?«
»Hast du morgen Abend schon was vor?«, fragte er.
Hatte sie etwas vor? Holly konnte sich nicht mehr an die Zeiten erinnern, als sie mal etwas vorgehabt hatte.
»Nichts, was ich nicht absagen könnte. Warum?«
Holly konnte mittlerweile Dereks Schweigen perfekt interpretieren, und dieses hier, unterbrochen von einem kleinen Räuspern, bedeutete, dass er von dem Angebot nicht begeistert war.
»Ein Fernsehauftritt in einer Late-Night-Show auf Kanal Vier«, sagte er schnell. »›Das Leben beginnt um halb zehn‹. Hast du die schon mal gesehen?«
»Kann sein.« Holly erinnerte sich dunkel an einen dünnen Mann, der ein bisschen aussah wie Johnny Depp in Piraten der Karibik mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, während seine Partnerin die eigentliche Arbeit machte und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, wenn er sich über sie lustig machte. »Der Typ braucht ein Rezept für Ritalin.«
»Tja, also - Marika, seine Partnerin, ist von der Leiter gestürzt, als sie... also, langer Rede kurzer Sinn: Sie brauchen bis zum Ende der Staffel jede Woche Gastmoderatoren und sie haben ganz besonders nach dir gefragt.«
»Ach ja?« Holly konnte nicht verhindern, dass die in ihr brodelnde Aufregung überzuschäumen drohte und ihre Stimme ganz zittrig wurde. Jemand wollte sie. Endlich. »Mich? Ich bin dabei!«
Derek schwieg jetzt und schnaufte leise, was bedeutete, dass er es ihr ausreden wollte. »Ich hab es dir nur erzählt, weil ich versprochen habe, dich immer wissen zu lassen, wenn irgendwelche Angebote reinkommen.«
»Ja. Und ich hab gesagt, ich mache es.«
»Sie haben bereits deutlich zu verstehen gegeben, dass sie die Angelegenheit mit George und die Alkoholsache ansprechen werden, und auch die Nacktfotos. Sie haben bereits ein Skript für einen Sketch vorbereitet.« Derek wollte, dass sie ablehnte. »Ich finde, du solltest wirklich nicht...«
»Aber ich könnte doch meinen guten Ruf wiederherstellen!«, rief Holly aus. »Meine Sicht der Dinge erzählen.«
»Wenn wir schon mal dabei sind: Was ist eigentlich deine Sicht der Dinge?«, fragte er schnell. »Du wolltest nie Einzelheiten erzählen.«
»Oh, das ist so langweilig, kaum der Rede wert«, wich Holly aus. »Sie wollen also einen Sketch bringen? Wie schlimm kann das werden?«
»Sie hatten neulich diese Popsängerin eingeladen, die bei ihrem Auftritt bei den MTV-Awards Play-back sang, bis ihr Play-back-Tonband plötzlich stoppte. Sie ist mitten in der Show heulend von der Bühne gerannt, Holly. Ich gebe dir den gut gemeinten Rat: Tu’s nicht.«
Holly dachte fünf
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