Holly und der Playboy-Prinz
bereits wartende und jubelnde Menschenmenge zur Kathedrale gefahren.
Von der eigentlichen Zeremonie war ihr kaum etwas im Gedächtnis geblieben. Hauptsächlich, wie Casper groß und selbstsicher neben ihr gestanden hatte, als sie ihre Ehegelöbnisse gesprochen hatten.
In diesem Moment war sie überzeugt, das Richtige zu tun.
Sie schenkte ihrem Kind einen Vater. Eine Familie und Wurzeln, wie sie sie nie gekannt hatte.
Wie konnte das ein Fehler sein?
Verstohlen warf sie nun einen Blick auf Casper. Er musterte sie eindringlich.
In einer altmodisch wirkenden Geste hob er ihre Hand an die Lippen, was neuerliche Begeisterungsstürme in der Menge auslöste.
Holly betrachtete die vielen lächelnden Menschen, die bunte Fahnen schwenkten. „Sie lieben dich wirklich.“
„Sie sind gekommen, um dich zu sehen, nicht mich“, erwiderte er trocken. Doch sie erinnerte sich, was sie über ihn im Internet gelesen hatte, über seine Liebe zu seinem Land und wusste, dass es nicht stimmte.
Eigentlich nie als Regent vorgesehen, hatte Prinz Casper nach dem furchtbaren Lawinenunglück seinen eigenen Kummer beiseite geschoben und dem kleinen Land an der Mittelmeerküste Stabilität und Wohlstand beschert.
Und dafür liebten die Menschen ihn.
„Hast du dir jemals gewünscht, kein Prinz zu sein?“ Die Frage entschlüpfte ihr, bevor sie sie zurückhalten konnte.
„Du besitzt das bemerkenswerte Talent, Fragen zu stellen, die andere für sich behalten würden“, sagte er und lächelte schwach. „Und die Antwort lautet Nein. Das wünsche ich mir nicht. Ich liebe mein Land.“
Er liebte sein Land so sehr, dass er eine Frau heiratete, die er nicht liebte, weil sein Volk es von ihm erwartete.
Holly ließ den Blick über die in der Sonne glitzernde Straße schweifen, dann sah sie in den blauen Himmel hinauf. „Es ist wunderschön hier. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich als Erstes das Meer gesehen. Die ganze Zeit habe ich das Gefühl, ich mache hier Urlaub um Paradies.“
„Während der Trauung hast du sehr blass gewirkt. Man hat mir gesagt, dass die ersten Wochen einer Schwangerschaft sehr anstrengend sein können.“
Er hatte mit jemandem über ihre Schwangerschaft gesprochen? Ihr Herz tat einen Sprung, als ihr auf einmal bewusst wurde, wie wenig sie über sein Leben hier wusste. Ob er sich mit einer Frau unterhalten hatte? Immerhin wurde sein Name mit einer ganzen Reihe von Schönheiten in Verbindung gebracht. War er …?
„Nein“, sagte er. „War ich nicht.“
Ihre Augen weiteten sich. „Ich habe doch gar nichts gesagt!“
„Aber du hast es gedacht“, erwiderte er. „Und nein, ich habe nicht mit einer Geliebten gesprochen, sondern mit einem Arzt.“
„Oh.“ Sie errötete bis in die Haarspitzen, weil ihre Gedanken so offensichtlich gewesen waren. „Wann denn?“
„Während du in dem Landhaus warst, habe ich einige der besten Gynäkologen Europas konsultiert.“
„Das hast du für mich getan?“
„Ich will nicht, dass du dich beunruhigst.“
„Das ist unglaublich rücksichtsvoll und aufmerksam von dir.“ Am liebsten hätte sie noch gefragt, ob er das für sie oder das Baby getan hatte, entschied dann jedoch, dass es letztendlich keine Rolle spielte.
„Du bist wirklich erstaunlich“, murmelte er, während er seinen Blick von ihren schimmernden Lippen zu ihrem schlanken Hals gleiten ließ. „Die perfekte Braut. Und du meisterst die Menschenmenge ganz hervorragend. Ich bin stolz auf dich.“
„Tatsächlich?“ Holly beschloss, ihm nicht zu gestehen, dass er ihr immer noch weit mehr Angst einjagte als jede Menschenmenge. Zum ersten Mal seit – wie ihr es vorkam – einer Ewigkeit entspannte sie sich. Sie fühlte sich seltsam trunken vor Glück und schwach vor Erleichterung über die Veränderungen, die in Casper vorgegangen zu sein schienen.
In seiner formellen Paradeuniform sah er ungemein gut aus. Und er wirkte viel zugänglicher als sonst.
Vielleicht, überlegte sie, glaubt er endlich, dass das Baby von ihm ist.
Welche andere Erklärung konnte es für sein aufgeschlossenes Verhalten ihr gegenüber geben?
„Und nun solltest du deiner ersten Verpflichtung als Prinzessin nachkommen. Lächle und winke den Menschen zu. Sie erwarten das von dir.“
Zwar fiel es ihr schwer zu glauben, dass es irgendjemand kümmerte, ob sie winkte oder nicht, dennoch hob Holly zögernd die Hand. Begeisterter Jubel schallte ihr entgegen. „Aber ich bin doch nur eine ganz gewöhnliche Frau“, sagte sie
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