Holly und der Playboy-Prinz
für jeden und unterhielt sich mit allen.
Was sie bei allen Gesprächen erfuhr, war, wie sehr die Menschen Casper liebten.
„Sie sind genau, was er braucht“, sagte eine alte Dame, an deren Bett im Krankenhaus Holly saß. „Nach dem Unfall dachten wir, er würde sich nie wieder erholen.“
„Sie meinen, weil seine Verletzungen so schwer waren?“
„Nein, weil er viel verloren hat. Aber nun kann er Sie lieben.“
Nur, dass er gar keine Liebe will.
Holly zwang sich zu einem Lächeln. „Ich muss gehen. Heute Abend findet ein Dinner mit dem Präsidenten und seiner Frau statt. Soll ich Ihnen noch Tee einschenken, bevor ich gehe?“
„Erzählen Sie mir vom Bankett. Was werden Sie anziehen?“
„Das weiß ich noch nicht.“ Holly dachte an ihre neue Garderobe. Niemand konnte Casper vorwerfen, geizig zu sein. Jetzt besaß sie so viele wunderschöne Designerkleider, dass Casper eine seiner Bediensteten abgestellt hatte, die ihr die zum Anlass passenden Kleider herauslegte.
„Du meinst“, hatte sie ihn verwundert gefragt, „diese Frau ist nur dafür da, mir zu sagen, was ich anziehen soll?“
„Wie sollst du sonst wissen, was du tragen musst? Ihr Job ist es, jede Veranstaltung zu recherchieren und das entsprechende Outfit zu wählen. Sie wird dich vor peinlichen Fehlern bewahren.“
Die versteckte Botschaft hatte sich nicht gerade positiv auf ihr Selbstbewusstsein ausgewirkt.
Holly schenkte der alten Frau ein warmes Lächeln. „Ich denke, ich werde ein blaues Kleid anziehen. Mit silbernen Streifen. Der Präsident mag es ein bisschen glamourös.“
„Sie sind wunderschön. Blau steht Ihnen bestimmt ausgezeichnet. Ich mag Ihr Armband. Wissen Sie, als ich in Ihrem Alter war, besaß ich eines, das genauso aussah.“ Die Augen der Frau umwölkten sich. „Mein Ehemann hat es mir geschenkt. Leider habe ich es schon vor Jahren verloren. Nicht, dass es eine Rolle spielt. Wenn man so alt ist wie ich, hat man sowieso keine Gelegenheit mehr, sich fein zu machen.“
„Dafür brauchen Sie doch keinen Anlass“, erwiderte Holly, löste den Verschluss des Armbands und legte es um das knochige Handgelenk der alten Dame. „Na also. Sehen Sie?“
„Das können Sie mir doch nicht schenken.“
„Warum nicht? Es sieht hübsch an Ihnen aus. Und jetzt muss ich wirklich gehen. Und verführen Sie mir keinen der Ärzte!“ Holly stand auf. Ein Teil von ihr wollte gar nicht in den Palast zurückkehren. Sie genoss es, die Menschen zu besuchen. Wenn sie sich mit ihnen unterhielt, fiel es ihr leichter vorzugeben, dass sie sich nicht unglaublich einsam fühlte.
Casper schien zu glauben, dass Geschenke ein vertretbarer Ersatz für seine Gesellschaft waren.
Es hatte nur wenige Tage gedauert, bis sie herausfinden musste, dass er sich ein ungeheures Arbeitspensum zumutete. Seit ihrer Hochzeit hatten sie einander kaum bei Tageslicht allein gesehen. Abends fanden Bankette statt, bei denen ausländische Würdenträger mit Lächeln und Smalltalk unterhalten werden wollten.
Wahrscheinlich will er keine Zeit mit mir verbringen, dachte sie traurig, während Emilio sie in den Palast fuhr. Eine Gastgeberin wollte er und jemanden, mit dem er ein paar Stunden leidenschaftlichen Sex genießen konnte.
Alles andere interessierte ihn nicht. Keine Gespräche, keine Umarmungen. Ganz sicher keine Umarmungen.
Holly winkte den Menschen zu, die am Straßenrand stehen geblieben waren. Was würden sie wohl sagen, schoss es ihr durch den Kopf, wenn sie wüssten, dass ihr geliebter Prinz noch keine ganze Nacht mit seiner Ehefrau verbracht hatte?
Er führte sie ins Bett, schlief mit ihr und verschwand dann wieder irgendwohin, als habe er Angst, jedes Verweilen könne sie ermutigen, Dinge zu sagen, die er nicht hören wollte.
Gab es eine andere Frau? Ging er zu ihr, wenn er Hollys Bett verließ?
Sie war sich bewusst, dass er vor ihrer Begegnung andere Liebschaften gepflegt hatte. Eine Zeitung erwähnte eine europäische Prinzessin, eine andere ein Supermodel.
Körperlich und seelisch ausgelaugt, legte Holly den Kopf auf die weichen Polster der Limousine. Sie schlief sofort ein.
Erst Emilios leise Rufe weckten sie. Mit schweren Schritten ging sie in ihr wunderschönes Schlafzimmer und ließ sich auf das große Himmelbett fallen.
Nur fünf Minuten, versprach sie sich.
Fünf Minuten, dann würde sie duschen und sich für das Dinner zurechtmachen.
Nach einem langen und unglaublich frustrierenden Tag mit dem Präsidenten und dem Außenminister
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