Holunderblut
geschüttelt.
»Naa, nix Aktuelles. Vielleicht no was Oids. Aber des suach i Eana wann anders außa. I muaß weida.«
Und dann haben sie sich verabschiedet, recht nett, aber förmlich. So auf die Art
man sieht sich
. Da hat die Katharina überlegt, ob der Hafner wegen irgendwas angefressen ist, aber egal,
sie
war zufrieden mit dem Abend. Noch.
Jetzt war es halb zehn und dunkel, als die Katharina in ihren Golf gestiegen ist, und weil sie den ganzen Tag nichts gegessen gehabt hat und das Harlanderpackerl immer noch auf dem Beifahrersitz gelegen ist, wo sie jetzt ihre Heckler & Koch P7 dazugelegt hat, hat sie sich noch drei Minuten genommen, um sich eine der Semmeln und den kompletten Fleischsalat einzuverleiben, der aber leider den ganzen Tag über bei fast 50 Grad im Autoinnern vor sich hin gegärt hat. Mayonnaise, zehn Stunden im Inkubator, ein Fest für Mikroorganismen.
Auf der Rückfahrt nach Weil haben sich die Mikroorganismen dann bis zu der Katharina ihrem Magen-Darm-Trakt vorgearbeitet, das ist rasend schnell gegangen, muss man schon sagen.
Und da war es ihr wurscht, dass die P7 noch auf dem Beifahrersitz gelegen und der Wagen nicht abgesperrt gewesen ist, als sie daheim fluchtartig aus ihrem Auto raus ist. Weil manchmal gibt es Situationen, wo du froh bist, dass du es überhaupt noch auf eine sanitäre Einrichtung schaffst, und in dem Fall war es Gott sei Dank ihre eigene in dem Austragshäusl. Richtig getroffen hat sie leider nicht mehr, weil ihr Kreislauf es nicht ganz bis zu ihrer Nasszelle geschafft hat.
Aber immerhin daheim.
War gut so.
SECHSE
Der Allmandinger Peter war durch und durch Bauer, mit Herz und Seele und mit einem Tagesrhythmus, den ihm seine Biokühe vorgegeben haben. Also um vier Uhr fünfzehn aufstehen, 365 Tage im Jahr, schnell einen Kaffee und dann auf in den Stall, die fünfzehn Kühe melken, zwar mit Melkmaschine, weil Bio heißt ja nicht reaktionär mit Eimer, aber ganz normal im Stall, ohne Melkgang. Dann ausmisten. Und abends, also zwölf Stunden später, das Gleiche. Die Melkmaschine von einer Kuh zur anderen stöpseln und den Mist rauskehren, auf den Schubkarrn und raus auf den Misthaufen, neben dem schon ganz riesige Kürbisse gewachsen sind, selbstverständlich auch bio. Zur Abendmilch hat er die Morgenmilch geschüttet, und um sieben ist der Wagen von der Molkerei gekommen, Naturland Demeter Biomilch, auf vier Grad heruntergekühlt, was im Sommer besonders wichtig ist. Sonst hast du 150 Liter Naturland Demeter Sauermilch, und dafür kriegst du gar nichts, keinen Cent.
Und immer zwischendurch die Tanks reinigen, die Kühe raus auf die Weide lassen, aufs Feld, Heu schneiden, Heu wenden, Heu einfahren, die Kühe abends wieder rein in den Stall, bei den Hennen das Gleiche, raus auf den Hof, abends rein in den Stall, sonst holt sie der Fuchs oder der Marder, und was das für ein Gemetzel gibt auf einem Hof, wenn du nicht alle Hühner in den Stall bringst rechtzeitig vor der Dämmerung oder wenn dir so ein Mistviech auskommt.Aber meistens scharwenzeln die Hennen ja um den Hahn herum, und der dreht sowieso immer die gleichen Runden auf dem Hof.
Aber an diesem Abend, als der Peter seine letzte Runde gedreht hat, um noch einmal nach seiner Ausreißerhenne zu schauen, da war es dann doch ganz gut, dass die Berta, also die Henne, so einen Freiheitsdrang gehabt hat, dass sie als Einzige nicht total kopflos dem Hahn hinterhergelaufen ist, sondern grundsätzlich wie immer ihren eigenen Weg gegangen ist.
Weil dem Peter ist auf der Suche nach der Henne gleich aufgefallen, dass da auf dem Hof was komisch ist. Der Katharina ihr Golf ist mit offener Tür und brennender Innenbeleuchtung direkt vor der Haustür vom Austragshäusl herumgestanden, eine Pistole auf dem Beifahrersitz und eine Papiertüte mit einer alten Semmel und einer ausgegessenen Plastikschachtel drin. Und die Tür vom Austragshäusl war auch offen, sperrangelweit.
Und da hat sich der Peter Sorgen gemacht, und zwar so große, dass er die Berta vergessen, am Türstock geklopft und halblaut der Katharina ihren Namen gerufen hat. Aber keine Antwort, und deswegen ist er vorsichtig rein und hat auch ein bisschen Angst gehabt, und geschämt hat er sich auch, als Mann in die Privatsphäre einer alleinstehenden Frau einzudringen sozusagen.
Aber gut eigentlich, dass er das gemacht hat, entgegen seiner Überzeugung und seiner guten Erziehung. Weil vor der Badezimmertür hat er dann die Katharina gefunden, bewusstlos,
Weitere Kostenlose Bücher