Holunderblut
ja schon einmal, alle Achtung.
Angekommen ist sie mit einem silberfarbenen 3er BMW, der zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel gehabt hat, aber trotzdem eins a dagestanden ist. Nicht schlecht für eine Putzfrau. Motorisiert musst du ja sein auf dem Land als Selbstständige, die die Kunden besucht.
Gerade hat sich die Katharina also vorgestellt, wie die Jolli zum Hafner fährt, der ja BM W-Spezialist ist, und sagt
Du mach mir neu, alles gut.
Aber da hat sie die Jolli falsch eingeschätzt. Altmann-begeistert muss ja nicht Tandler-Fan heißen.
»Mein Auto lasse ich in Polen machen, bei Verwandte«, hat sie erzählt.
»Nicht schlecht, wenn man da jemanden hat«, hat die Katharina bemerkt und der Jolli ihr Häusl gezeigt.
»Is sehr sauber, dein Haus. Allein?«
»Ja. Sozusagen.«
»Kein Mann?«
Jetzt, was sagen? Polen ist ja recht katholisch, da macht sich ein Ehemann gut, und einmal oder zweimal daherlügen ist auch schon egal. Der Altmann Clara hat sie ja auch schon die Geschichte vom italienischen Commissario erzählt,und vielleicht ist es schon bis zur Jolli vorgedrungen, die Welt ist klein, also man muss ja bei seiner Geschichte bleiben.
»Doch, aber … Mein Mann lebt und arbeitet in Italien, in der Regel bin ich hier also allein.«
»Kenne ich. Mein Mann ist in Polen. Lebt und arbeitet in Leśna. Ist moderne Zeiten«, hat die Jolli trocken bemerkt.
»Vermutlich«, hat die Katharina ihr zugestimmt.
»Was macht dein Mann für Arbeit?«, hat die Jolli wissen wollen, während die Katharina ihr alles erklärt hat, was gemacht werden soll und wo das Putzzeug ist.
»Comm-
Commesso
«, hat die Katharina sich rasch korrigiert. »Verkäufer sozusagen.«
»Mein Mann auch Verkäufer!«, hat die Jolli sich gefreut. »Verkauft Autos.«
Jetzt hat die Katharina es plötzlich sehr interessant gefunden, über polnische und italienische Ehemänner zu reden. »Ah ja?«
»Ja. Aber ich brauch deine Besen und Putzsachen nicht. Habe eigene. Polnische Import. Qualität!«
»Also, wenn ich ein Auto brauche, kann ich dann über deinen Mann eines kaufen?«, hat die Katharina nachgehakt.
»Brauchst kein Auto. Dein Golf tipptopp!«, hat die Jolli das Thema abgewürgt.
Und da hat die Katharina gewusst, sie muss die Polin erst einmal in Ruhe putzen lassen, bevor sie sie weiterinterviewt.
Dann hat sie das Feld geräumt, nachdem sie die Bezahlung vorab geleistet hat, drei Stunden 30 Euro pauschal, und ist zur Besprechung in die Polizeidienststelle gefahren.
DREIZEHN
Der Brunner ist da gewesen, und der Moser Rudi, was der Katharina nicht ungelegen gekommen ist, der Aigner Martin von der Kripo Mühldorf, der Hansi fürs Protokollschreiben und eben die Katharina – also eine
kleine
Besprechung.
Der Präside von Mühldorf war immer noch auf Ischia, aber dafür war ja unter anderem das Protokoll da, um ihn bei seiner Rückkehr gleich mit einem ordentlichen Kriminalfall zu konfrontieren. Damit er einmal sieht, was so los ist in seinem Landkreis, dass andere was arbeiten, während er sich sein Tiroler Nussöl auf die Wampe schmiert, so oder so ähnlich und mindestens genauso gehässig hat der Brunner es ausgedrückt.
Auf die Kooperation mit der Kripo hat sich der Brunner freilich eingelassen, wie mit dem Ischia-Urlauber vereinbart, obwohl der Brunner den Aigner Martin weder gekannt noch ihn auf Anhieb gemocht hat. Durchaus eine Angelegenheit von Gegenseitigkeit. Der Aigner war auch nicht gerade begeistert, dass der Präside dem Dorfschandi Brunner den Kriminalfall überantwortet hat und die Kripo Mühldorf jetzt der Weiler Polizeiinspektion hat zuarbeiten dürfen sozusagen. Ermittlungsleiter war ja der Brunner, und der Aigner wär das schon auch gern gewesen.
Dieser blasse, rotblonde, dürre Bursch, höchstens halb so alt wie der Brunner, aber fast schon dieselbe Besoldungsgruppe.Nichtssagend. Den Mund aufmachen hat er sich auch kaum getraut, höchstens einmal, wenn er was ganz was Wichtiges und Gescheites zu sagen gehabt hat, also wirklich keiner, den du aufgrund von seinem Charme gleich ins Herz schließt.
Der Moser Rudi war da schon redseliger. Und der hat jetzt auch über die Zwischenergebnisse gesprochen.
Die Reifenspuren am Weiher waren tatsächlich von dem Jaguar, außerdem noch ein paar nicht identifizierte Reifenspuren und Fußabdrücke, das dauert aber noch. Die Theorie darüber, wie der Tote in den Weiher gerauscht ist, hat man als bestätigt erachten können. Und die Ergebnisse aus der Pathologie in
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