Holunderblut
doch ned dauernd ummadum, Frau Berger. War der Fahrer am End aus Polen?«
Jetzt hat es der Katharina gereicht mit den Spielchen vom Tandler. »Herr Hafner, i mecht Sie umgehend persönlich sprecha. Privat.«
»Was so vui hoaßt wia – jetz glei oder was? Sand S’ am End grad aufm Weg zu mir?«
»Naa. I hab z’erst no an Termin in Mujdorf, aber Halling daad auf meim Rückweg liegen.«
»Mei, schaad. I bin nämlich aa grad unterwegs.«
»Jetz kommen S’, Herr Hafner, telefoniern S’ am End am Steier?«
»Ja, logisch.« Wieder sein unverfrorenes Lachen.
Am liebsten hätte die Katharina ihm sofort eine Strafe fürs Telefonieren am Steuer aufgebrummt.
»Und in ana Stund, waradn S’ dann dahoam?«, hat sie gefragt.
»Naa, in ana Stund bin i schätzungsweise kurz hinter Prag.«
»
Was
?!« Die Katharina hat noch kurz gehofft, dass sie sich verhört hat, war aber leider Wunschdenken.
»Aber i versprich Eana, wenn i zruck bin –«
»Jetzt fahren S’
zurück
!«, hat die Katharina es mit dem sanften Druck des Befehlstons probiert, ganz schlecht bei einem wie dem Hafner, dem das, was andere wollen, grundsätzlich nicht besonders imponiert. Und noch weniger interessiert.
»Frau Berger, i versteh Eana so schlecht, der Empfang is miserabel.«
»Sie verstengan mi sehr guad, Herr Hafner! Jetzt drahn S’
um
!«
Aber dann hat es nichts mehr zu verstehen gegeben, weildie Verbindung war unterbrochen, und die Katharina hat noch nicht einmal mehr Zeit gefunden, sich zu ärgern, weil sie ist eben in Mühldorf angekommen und hat sich jetzt ganz darauf konzentrieren müssen, um kurz vor fünf noch schnell und rechtzeitig das Sportstudio zu finden, in dem die Sabine von Hohenstein eben gerade um diese Uhrzeit noch in ihrer Funktion als 3. Dan tätig war.
Aber nicht, dass du, wenn du mitten in einer Kleinstadt was Gesuchtes gefunden hast, auch gleich einen Parkplatz dazu hast. Ob Kleinstadt oder Großstadt, es gibt in ganz Bayern ja kaum mehr eine Möglichkeit, ohne Parkausweis in einer Innenstadt zu parken. Und selbst wenn du bereit bist, eine Gebühr zu investieren, heißt das noch lange nicht Parkplatzgarantie.
Also ist die Katharina dreimal um den Stadtplatz herumgefahren, ist ja heutzutage alles Einbahnstraße, die reinste Autofahrerschikane. Und dann hat sie beschlossen, direkt vor dem Sportstudio in zweiter Reihe mit laufendem Motor stehen zu bleiben und die Hohenstein einfach abzupassen. Was auch gut funktioniert hat, weil um halb sechs hat die dann mit ihrer dunkelgrünen Sporttasche das Studio verlassen.
Die Katharina hat sie durchs offene Fenster hergerufen, und die Tierärztin hat den Golf samt Fahrerin auch gleich erkannt und die Katharina durchs Beifahrerfenster hinein gegrüßt.
»Frau Berger!
Sie
hier? Warten Sie etwa auf
mich
?«
»Können wir sprechen?«, hat die Katharina nach einem kurzen Nicken gefragt.
»Um Gottes willen, war das jetzt
doch
der Thomas?« Die Hohenstein hat es erschrocken klingen lassen, recht echt, hat sogar die Katharina zugeben müssen. Aber irgendwieauch falsch. Die hat schon gewusst, dass das am Steuer nicht der Thomas gewesen sein kann, und die Aufregung am Weiher gestern ist vielleicht nur gut inszeniert gewesen von ihr. Bei dem Altmann seiner Ex ist das zumindest authentischer gewesen, die ganze Reaktion und alles.
»Nein, es war jemand anderes. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, aber vor dem Pressetermin, wahrscheinlich Montagnachmittag, kann und darf ich Ihnen leider gar nichts sagen. Außer, unter uns, dass
er
es
nicht
war. Um Sie zu beruhigen.«
»Oh,
Gott
sei Dank!«, hat die Tierärztin geseufzt. Und ist dann wieder ganz ruhig gewesen. »Aber was brauchen Sie denn nun von mir? Wie kann ich Ihnen helfen? Ich hab schon alles über Thomas erzählt, was Ihnen dienlich sein könnte.«
»So durchs Fenster ist es irgendwie schlecht«, hat die Katharina mit recht steifem Hals gesagt, weil sie hat sich ja die ganze Zeit über den Beifahrersitz beugen müssen, um die Tierärztin sehen zu können.
»Sollen wir irgendwo einen Kaffee trinken gehen?«, hat die Hohenstein vorgeschlagen. »Oder bei mir in Süchting sprechen?«
»Wenn das passt? Ich fahr Ihnen hinterher«, hat die Katharina zugestimmt.
So haben sie es dann gemacht, und auf diese Weise hat die Katharina das wunderschöne, teuer ausgestattete Wohnhaus von der Tierärztin kennengelernt, einen Bungalowbau, gut abgeschirmt direkt hinter der Praxis gelegen. Die Reste von dem alten Hof waren subtil
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