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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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München waren auch schon da, also die vorläufigen.
    Bei dem Toten hat es sich um einen in Derdorf gemeldeten Polen gehandelt, der bereits wegen einer tätlichen Auseinandersetzung polizeilich registriert war. Und zwar wegen einer Schlägerei im Asylantenheim in Derdorf, wo er als Übersetzer und Aufseher gearbeitet hat, halbe Stelle und unzuverlässig, die andere Hälfte der Zeit war er irgendwo in Polen tätig, und sein Name war Jurek Pawliczyk.
    Die Katharina war wie vom Donner gerührt bei dieser unerwarteten Informationsfülle, und sofort sind bei ihr eine Menge Zahnräder ineinandergerastet.
    Jetzt hat sie trotzdem versucht, sich nicht allzu viel anmerken zu lassen. Aber zu spät.
    Der Brunner hat nämlich gleich gemerkt, dass da was nicht stimmt, und vermutet, dass die Kathi Informationen hat, die er nicht hat. Zu Recht. Blöd war er ja nicht.
    »Was is’n los, Kathi?«, hat er also wissen wollen, weil die Katharina gerade so still und blass geworden ist.
    »Nix.«
    Dieses Nix ist dem Brunner jetzt ein bisschen zu schnell gekommen.
    »Ah,
nix
? Woaßt was? Mir zwoa redn im Anschluss no amoi alloa, über
nix
, in Ordnung?«
    Die Katharina hat nur genickt. Aber ihre Beweismittel hat sie dem Moser jetzt im Moment freilich auch nicht unauffällig unterschieben können.
    Also haben sie erst einmal einen Beschluss für die weitere Ermittlung gefasst: Fuß- und Wagenspuren werden noch analysiert, so der Moser. Eine Delegation sollte das Asylantenheim auf den Kopf stellen und sich den Fall der tätlichen Auseinandersetzung näher anschauen und nachprüfen, um was es dabei gegangen und wer beteiligt gewesen ist. Das wollte Mühldorf machen. Die Polizei in Weil sollte alles über den Altmann herausfinden und zusammentragen und alles Relevante aus dem Altmann seinem Haus beschlagnahmen, beim Spurensichern dort sollten der Moser und seine Kollegen dabei sein.
    Es war noch überhaupt nicht klar, wie der Jurek Pawliczyk ans Steuer vom Altmann seinem E-Type geraten ist und warum er damit im Derdorfer Weiher abgetaucht ist, für immer quasi. Noch hat alles für einen Selbstmord gesprochen, aber ein Motiv hat es nicht gegeben.
    Jetzt hat die Katharina dann doch noch ihre Vermutung geäußert: »Die Fenster von dem Auto waren vielleicht offen, weil man des a so macht an am hoaßen Tag, wenn des Auto koa Klimaanlage hat. Es muaß ja koa selbstmörderische Absicht sei, wenn man mit offenem Fenster ummanandafahrt.«
    Der Moser Rudi hat zustimmend genickt. »Hast scho recht. Des wirft a bisse a anders Licht auf den Foj, und vielleicht erklärt des aa des mit de zusätzlichen Reifenspuren.«
    »Die könnten natürlich von jedem x-beliebigen Badegast am Weiher stammen«, hat der Aigner Martin gscheid-haflerisch bemerkt.
    »Schon möglich«, hat die Katharina zu bedenken gegeben, »aber vielleicht ist der Pole ja genötigt worden, diese letzte Reise auf diesem Weg genau so anzutreten, wie er es gemacht hat.«
    Der Moser Rudi hat genickt. »Er is unverletzt gwen. Aber ob er bedroht worn is, des kann uns die Pathologie freilich ned sagn. Siggt ma ja ned an der Leich.«
    »Aber vielleicht
is
er bedroht worden, verfolgt und genötigt, es wia an Selbstmord ausschaung zum Lassen? Untersuachts den Wagen doch aa auf Schuss- und Schmauchspuren. Wer woaß«, hat die Katharina vorgeschlagen.
    »Logisch. Wemma no was findt, nach dem Einlegen im Moorwasser, dann
finden
mir des aa«, hat der Moser Rudi gegrinst. Sogar der Aigner hat gelächelt und beipflichtend genickt.
    Weil es in dem Moment perfekt gepasst hat, hat die Katharina jetzt doch noch einen kleinen Plastikbeutel aus der Hosentasche hervorgezogen, mit zwei Zigarettenkippen, einem Papiertaschentuch und einer Quittung drin. Alle haben ganz interessiert geschaut.
    »Daadst du mir des aa no untersuacha, wennst grad Zeit hast?« Mit diesen Worten hat sie dem Rudi das Tütchen gereicht. Er hat sie fragend angeschaut, also hat die Katharina erklärt, wonach sie der Brunner sowieso gleich gefragt hätte,
alloa, im Anschluss
. Und außerdem hat sie geahnt, dass dem Brunner seine Wut etwas milder ausfällt, solange der Hansi und der Moser dabei sind.
    »Des is aus dem Altmann seinem Wochenendjaguar. Einem silbernen XKR.   Mit dem Auto war er am Wochenendevor seinem Verschwinden unterwegs, am Chiemsee, hat seine Nochehefrau Clara mir erzählt.«
    Damit die Katharina sich auch ja nicht im Anflug eines Triumphes sonnen kann, hat der Brunner gleich dazwischengesprochen. »Aha, intressant. Und jetz

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