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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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hält Katja sein Glas unter die Nase.
    „Hallo?!“ Ich deute auf meine Haare, die sich wie nasse Schlangen auf meinem Kopf ri n geln. „Ich störe dich nur ungern, aber könntest du vorher noch meine Haare fertig frisieren. Schließlich will ich nicht wie ein nasser Pudel aussehen, wenn ich Johann nachher unter die A u gen trete.“
    Mit einem für seine Körperfülle erstaunlich schnellen Satz steht Harald wieder vor mir und deutet mir an, mich zu setzen. Dabei mustert er mich und meine Haare mitleidig.
    „Schätzelein, das mit ihren Haaren schaffe ich selbst im volltrunkenen Zustand. Ich bin schließlich Künstler.“ Spricht und macht sich ans Werk. „Das mit ihrem Johann muss sie schon selber hinkriegen.“

15. Julias Facebook Status: Freiburg?!
     
     
    „Und du bist dir ganz sicher?“ Katja sieht mich bekümmert an. Wir stehen vor dem Flugh a fengebäude. Mein Koffer steht neben mir auf dem Boden. Viel ist es nicht, was ich mit nach Freiburg nehme . A ußer den paar Klamotten, die Katja und ich zusammen für mich gekauft haben. Katja raucht eine Notfallzigarette. Sie bläst den weißen Qualm in die Luft, dabei formt sie mit ihren Lippen ein »O«, so dass lauter kleine Kringel emporsteigen.
    „Warum musst du schon wieder damit anfangen?“
    Jetzt ist Katja gekränkt. Und es tut mir auf der Stelle leid. Ich bin mir jetzt, wo ich vor dem Flughafengebäude stehe, gar nicht mehr sicher. Man könnte sagen, dass das bisschen Selbsts i cherheit, d as ich hatte, völlig verflogen ist. Ich frage mich ständig, was Benni wohl gerade macht. Kein gutes Zeichen, ich weiß. Aber ich kann nicht anders , als an ihn zu denken.
    „Katja entschuldige, aber ich muss mich kurz sammeln. Gib mir eine von deinen ekeligen Zigaretten ab.“
    Ich nehme ein paar kräftige Züge. Sofort wird mir auf angenehme Weise schwindlig. Was geschieht hier eigentlich?
    Ich komme mir vor wie in einer dieser miesen deutschen Komödien, die immer zur besten Sendezeit laufen , die aber eigentlich keiner sehen will weil alles schlecht daran ist. Die Scha u spieler, die Story, das Setting ... einfach alles. Und jetzt spiele ich selbst in einem so miesen Stück mit . N ur dass es diesmal kein Film ist, sondern mein Leben. Da stehen zwei Frauen am Hamburger Flughafen. Die eine sieht aus wie Gwyneth Paltrow, die andere wie deren Sekretärin. Gwyneth trägt einen locker fallenden Hosenanzug, dazu eine dunkle Sonnenbrille von Ray Ban. Sie trägt eine schwarze Hose, die von ihren weiblichen Rundungen ablenken soll, dazu trägt sie ein schlichtes , etwas zu eng anliegendes T-Shirt, weil sie hofft , ihre Brüste würden dadurch gr ö ßer wirken. Aus dem gleichen Grund liebt sie Push-ups, die ihr das Gefühl geben, besonders weiblich zu sein . Ihre Schuhe sind vorne ein bisschen zu eng, da sie sie zu klein gekauft hat, aber sie findet ihre Füße wirken sonst zu groß und deshalb erträgt sie die Unannehmlichkeit lieber.
    Mein Schwindel verstärkt sich und ich überlege mir, welche Schauspielerin meine Rolle spielen könnte. Renée Zellweger aus Bridget Jones würde meiner Person da wohl am nächsten kommen. Ich mochte den Streifen im Übrigen überhaupt nicht. Ich habe damals geradezu seel i sche Qualen gelitten. Während das ganze Kino über Bridget Jones gelacht hat, dachte ich nur daran wie ähnlich wir uns beide sind. Mal ehrlich! Bridget Jones sieht aus wie ich, lacht wie ich und verhält sich fast immer so, wie ich es an ihrer Stelle tun würde. Das ist bedenklich und nicht witzig. Ich will nicht, dass die Menschen über mich lachen und schon gar nicht Männer.
    Ich drücke die Zigarette auf dem Drahtgeflecht aus, das über den Aschenbecher gespannt ist. „Komm, bringen wir es hinter uns. Immerhin ist das hier eine Verbesserung, wenn man b e denkt, dass ich mit dem Nachtzug in Hamburg angekommen bin. Jetzt fliege ich immerhin nach Hause.“ Ich verziehe mein Gesicht zu einem Lachen, aber es gelingt mir nicht wirklich, denn bei dem Wort »Nachtzug« muss ich sofort wieder an Benni denken.
    Katja nickt und nimmt mich wortlos in den Arm. „Du wirst mir fehlen, Pumbi“, schluchzt sie.
    „Du mir auch. Bitte richte Sergej meine Grüße aus, ja? Und sag ihm, er kann seine Leute von der Mafia wieder von Benni abziehen. Ich habe mich entschieden.“
    Wir lachen unter Tränen.
     
     
    Ich bin schrecklich nervös, als ich die Flughafenhalle betrete. Mein Puls rast und meine Hände sind feucht. Ich weiß nicht, was mich mehr beunruhigt: Der Gedanke an

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