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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Dame erwartet. Ich dachte, die Luf t hansa würde so viel Wert auf die Auswahl ihrer Mitarbeiter legen. Also diese Angestellte des Unternehmens ist denen auf jeden Fall durchgerutscht. Dabei ist sie noch nicht einmal hübsch!
    Johann lässt meine Hand los, als wir uns dem Schalter nähern.
    „Ticket!“, fordert uns die Dame auf ohne uns eines Blickes zu würdigen.
    „Ich habe bereits online eingecheckt“, antwortet Johann. Ganz Mann von Welt. „Hier, me i ne Senatorkarte.“
    Die Dame hebt den Kopf und riskiert einen kurzen Blick auf die Karte. Anscheinend erfüllt Johann ihre Kriterien der Kundenzuwendung, denn sie sieht ihn mit einem Lächeln an – was sie allerdings auch nicht sympathischer macht. Fette Qualle!
    „Herr Hartmann, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ Die Frau ist auf einmal die Lieben s würdigkeit in Person. Mich hingegen würdigt sie keine s Blickes.
    Na super! Bin ich etwa Luft?
    „Ich würde gerne das Gepäck meiner ... äh von Frau Löhmer aufgeben.“
    Hallo! Das hört sich ja geradezu an, als wäre ich seine Sekretärin. Das scheint die Dame von der Lufthansa auch zu denken, denn sie wirft mir einen bedauernden Blick zu. Wahrscheinlich glaubt sie jetzt, ich hätte eine Affäre mit meinem Chef und begleite ihn heimlich auf einer seiner sogenannten »Dienstreisen« , die eigentlich nur dazu dienen, da mit wir beide Sex miteinander haben können.
    „Ich bin seine Verlobte“, stelle ich die Situation richtig und streiche mir ganz Grande Dame eine Strähne aus dem Gesicht.
    Die Frau sieht zu Johann, der nichts weiter tut außer auf seine Senatorkarte zu starren. Kein Kopfnicken, kein Wort der Bestätigung. Mich beschleicht das Gefühl, dass hier gerade etwas schrecklich schief läuft.
    „Wenn Sie bitte den Koffer aufs Band stellen würden“, fordert die Check-in Dame uns auf. Johann zuckt noch nicht einmal. Ich gebe Johann einen sanften Stups, worauf er mit mürrischer Miene meinen Koffer auf das Band neben dem Schalter wuchtet.
    „Meine Güte, Schnuppelchen, was hast du denn da alles drin? Man könnte meinen, du hast Wackersteine eingepackt.“ Er sieht mich vorwurfsvoll an. Ich wünschte, er würde mich nicht ständig bei meinem Kosenamen nennen.
    „Kein Problem, Herr Hartmann. Als Senator haben Sie vierzig Kilogramm Gepäck gut“, l ä chelt ihn die Angestellte gütig an und entblößt dabei ein paar schlecht gepflegte Zähne. „Hier, Ihr Ticket.“ Es ist zwar mein Flugschein, aber sie reicht ihn trotzdem Johann, der ihn wie selbstve r ständlich entgegen nimmt. Ist das mein zukünftiges Leben? Immer die zweite Geige an der Seite meines tollen Verlobten spielen? Nicht, dass ich immer im Vordergrund stehen möchte . A ber die letzten Wochen in Hamburg waren schon sehr aufregend. Ich habe das erste Mal in meinem L e ben meine eignen Entscheidungen getroffen.
     
     
    Gleich beginnt mein altes Leben wieder. So wie es war. In ruhigen Bahnen, mit Johann an meiner Seite und meinem geregelten Tagesablauf. Keine Holunderküsschen -Orgien mehr mit Harald und Katja . S tattdessen ein gepflegtes Glas Rotwein und Sauerbraten. Sogar meine Flu g angst ist wieder da. Alltag, ich komme!
    Ich lege mein Ticket auf den rot blinkenden Kasten, um die Schranke zu öffnen. Ein lauter Pfeifton lässt mich und die restlichen Mitreisenden in der Schlange hinter mir zusammenzucken. Grauenvoll. Ich halte mir vor Schreck erst einmal die Ohren zu. Hektisch ziehe ich meine Bor d karte mit dem Barcode erneut über das hektisch blinkende Lesegerät. Wieder ertönt das laute Pfeifen und es würde mich nicht wundern, wenn gleich zwei Polizisten hinter der Gateschranke hervorspringen und mich festnehmen würden. Ich und elektronische Geräte, das ist eine Never Ending Story. Irgendwie gehen von meiner Person Schwingungen aus, die jedes elektronische Gerät zum Erliegen bringen. Ich habe schon mehrere Computer und Handys mit einem Handgriff erledigt. Die Krönung war , als ich als Praktikantin ein mal die gesamte IT-Abteilung mit einem Knopfdruck lahm gelegt habe . Anschließend wurde ich in den Außendienst versetzt. Meine Ve r mutung ist ja mittlerweile , dass es sich mit Geräten wie mit Tieren verhält. Ein Hund zum Be i spiel gehorcht dir nur dann, wenn du selbst davon überzeugt bist , dass er dir gehorchen wird. Verspürt ein Hund auch nur den Anflug von Unsicherheit in deiner Stimme, hast du schon verl o ren. Einer der Gründe warum ich mir nie einen Hund angeschafft habe. Auf mich würde nicht einmal ein

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