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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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„Ach, dieser Body. Wir haben mal den Wolfgang Joop am Flughafen getroffen und der hat meinem Roberto sofort einen Job als Model angeboten. Übrigens auch ein schöner Mann, dieser Joop. Aber Roberto hat abgelehnt, weil er ja mich hätte. Ach Göt t le, war das schön.“ Verzückt nippt Harald an seinem Prosecco, dabei spreizt er den kleinen Fi n ger so weit weg, dass man daran problemlos ein Handtuch hängen könnte.
    „Weißt du Schätzelein, ihr Johann scheint ihr wenigstens seelisch treu geblieben zu sein. Warum sonst wäre er zu ihr zurückgekommen?“
    „So habe ich es noch nie gesehen“, gebe ich zu. Macht es einen Unterschied, ob seelisch oder körperlich? Konnte es sein, dass Johann genauso denkt wie Harald und mich wirklich liebt? Ich schaue so unauffällig wie möglich zu Harald rüber und verwerfe sofort den Gedanken, J o hann könnte auch nur ansatzweise so denken wie er. Harald und Johann haben so viel gemein wie der Weihnachtsmann mit dem Osterhasen.
    „Wie sagte meine Mutter schon imme r: Gott hab sie selig.“ Harald bekreuzigt sich und tropft dabei sein gesamtes Seidenhemd voll. So fort breiten sich riesige Flecken darauf aus. „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“
    „Aber warum hast du Roberto dann nicht verziehen, wenn du das alles so locker mit dem Betrug siehst?“, frage ich mich.
    „Weil Roberto mir erklärt hat, dass dieser nichtsnutzige Zwerg von einem Polizisten seine große Liebe sei.“ Ich schaue zu Harald hoch. Seiner Stimme nach fängt er gleich wieder an zu weinen.
    „Das hat Johann definitiv nicht von Annette gesagt“, stelle ich zufrieden fest.
    „Das ist ein gutes Zeichen“, bekräftigt mich Harald und schlingt mir gekonnt ein großes Handtuch um meinen Kopf.
    „Trotzdem halte ich deine Entscheidung für übereilt“, mischt sich Katja ein. „Und das mit der seelischen Treue ist doch wohl totaler Quatsch. Also wenn Sergej mich betrügen würde, dann wäre es vorbei. Ich halte es mit den Männern wie mit Kaffee. Sie müssen frisch und heiß sein. Wer trinkt schon gerne aufgewärmten Kaffee. Sergej ist im Übrigen auch meiner Ansicht. Er findet, du solltest noch eine Nacht darüber schlafen.“ Ach, der gute Sergej. Ein bisschen bedauere ich es schon, dass er nicht hier sein kann.
    „Und dann treffe ich die gleiche Entscheidung, nur damit ich dann das Ticket nach Fran k furt selber zahlen muss ?! “
    „Also, wenn es daran liegt ...“
    Ich schüttele den Kopf und das Handtuch fällt auf den Boden. „Entschuldige.“ Ich hebe das Handtuch vom Boden auf und reiche es Harald. „Nein, natürlich nicht. Aber ich habe Angst, dass ich , wenn ich noch länger hier bleibe, es mir doch anders überlege und das will ich nicht. Ich will endlich meine Ruhe und wissen, wohin ich gehöre. Und Johann gibt mir genau dieses Gefühl.“
    Katja seufzt. „Und dass er dich mit Titten-Annette betrogen hat, ist auf einmal völlig egal?“ Harald schnieft.
    „Nee, natürlich nicht. Aber ich finde jeder hat eine zweite Chance im Leben verdient.“
    „Und du? Hast du nicht auch eine zweite Chance verdient, nach allem was du die letzten Wochen durchgemacht hast?“
    „Das ist meine zweite Chance. Katja, ich bin jetzt neunundzwanzig Jahre alt. Meine biolog i sche Uhr fängt an zu ticken. Wenn ich nicht langsam anfange eine Familie zu gründen, sitze ich am Ende alleine da. Ohne Mann, ohne Kinder und in meinem Fall auch noch ohne eine nennen s werte Karriere hingelegt zu haben. Was bin ich schon?“
    „Schätzelein, das hört sich ja grauenvoll an, so wie sie es sagt.“ Er wedelt hektisch mit der Hand vor seinem Gesicht, während er gleichzeitig mit den Tränen kämpft. „Mach mal Platz.“ Ich springe gerade noch rechtzeitig auf. Haralds massiger Körper quetscht sich auf meinen Sitz. „Das ist einfach zu viel für meine Nerven“, japst Harald. Ich schnappe mir die Vogue und fächele ihm Luft zu.
    „Hast du Asthma?“, frage ich besorgt.
    „Schnappatmung“, röchelt Harald. Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht laut los zu prusten.
    „Trink noch ein Schlückchen.“ Katja nimmt die Flasche Holunderküsschen und füllt H a ralds Glas auf. „Das erweitert die Blutgefäße und beruhigt die Nerven.“
    Ohne zu zögern, leert Harald das komplette Glas. Katja kichert leise.
    „Ah, da geht es mir doch gleich wieder besser“, verkündet Harald mit hochroten Wangen und glänzenden Augen schon wenige Minuten später. „Auf einem Bein kann man nicht stehen.“ Er

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