Holunderküsschen (German Edition)
und unterbricht unsere kleine Unterhaltung bevor ich näher auf die Gründe eingehen kann. „Wenn ich Sie kurz um Ruhe bitten dürfte.“
„Oh, es geht los“, kreischt Harald. „Los, kommt!“ Er stürmt nach vorne. Mit klopfendem Herzen folge ich ihm.
Das Podium ist nicht besonders groß. Elisabeth Hirsekorn steht eingerahmt im Kreis ihrer Kinder in der Mitte. Vor ihr ist ein Mikrofon aufgebaut , im Hintergrund eine Leinwand gespannt. Alle haben freudige Gesichter. Alle – mit Ausnahme von mir. Ich bin nur nervös. Verständlich!
Ich betrachte Benni wie er auf dem Podium steht, aufrecht, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und mit ernstem Gesicht.
„Ich freue mich sehr, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind, um der heutigen Präsentation der Jubiläumsausgabe der Holiday Dream im neuen Format beizuwohnen. Viele Gesichter kenne ich bereits seit vielen Jahren, einige hier Anwesende sind neu im Kreis. Ich freue mich, dass Sie da sind. Danke auch den Herrschaften der Presse, die heute ebenfalls zahlreich erschienen sind. Ich begrüße Sie ganz herzlich und hoffe, Sie berichten nur Gutes über uns.“ Gelächter ertönt.
Elisabeth Hirsekorn macht eine Pause, um sich mit Beifall feiern zu lassen. Zwischendurch flammen die Blitzlichter der Kameras auf.
„Der 8. Mai ist ein historischer Tag für uns. Am 8. Mai 1991 erschien die erste Ausgabe der Holiday Dream . Heute, am 8. Mai 2011 – also genau zwanzig Jahre später – dürfen wir Ihnen nun unsere Jubiläumsausgabe präsentieren. Damals wie heute setzen wir auf eine innovative B e richterstattung. Deshalb freut es mich umso mehr, Ihnen heute Abend nun das neue Format der Holiday Dream unter der Leitung meiner Kinder Benjamin und Arianne Wagner vorstellen zu können.“ Mir klopft das Herz bis zum Hals, als Benni unter tosendem Beifall vor das Mikrofon tritt. Wieder Blitzlichtgewitter. Nervöses Räuspern.
„Guten Abend meine Damen und Herren, Mitglieder der Presse“, begrüßt Benni die Anw e senden. Er wirkt sicher und ruhig. Nur die kleine pulsierende Ader über seinem linken Auge ve r rät, dass auch er nervös ist. „Noch nie hat eine Ausgabe der Holiday Dream für so viel Wirbel gesorgt. Ich kann mit Stolz behaupten, dass ich diese Ausgabe für eine der Besten, wenn nicht sogar für die Beste der letzten Jahre halte.“ Er lächelt. Meine Güte, er lächelt in meine Richtung. Mein Herz macht einen Hüpfer. Ich glaube, er hat mir zugezwinkert.
„Das liegt zum einen an dem neuen Format und zum anderen an seinen Machern. Den R e dakteuren von Holiday Dream , die mit viel Herzblut und Motivation an dieser Ausgabe gearbe i tet haben. Ganz besonders danken möchte ich jedoch einer Frau . Denn ohne sie wäre diese Au s gabe nicht das, was sie ist ...“
Benni sieht kurz zu seiner Mutter und Laura. Ich halte den Atem an. Jetzt kommt es! Wah r scheinlich dankt er jetzt seiner Mutter oder Laura?
„Julia Zoe Löhmer!“
Was?
Hilfeeee!
Die Worte treffen mich wie ein Donnerschlag. Ich bin völlig verwirrt. Mein Magen, der o h nehin ein Eigenleben führt, beschließt gerade einen Salto rückwärts zu machen. Ich schlucke, um mich nicht an Ort und Stelle zu übergeben. Meine Beine drohen unter mir nachzugeben.
„Liebelein, das ist ihr großer Auftritt.“ Harald schließt mich in seine haarigen Arme.
„Als meine Mutter in ihrer Pressekonferenz erzählte, ich hätte diese Idee der Umgestaltung gehabt, geschah das aus mütterlichem Eifer. Ich möchte jedoch klarstellen, dass die Idee u r sprünglich von Frau Löhmer stammt , die wir nur allzu gerne aufgenommen haben. Julia! Darf ich dich bitten?“ Er nickt lächelnd in meine Richtung. Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Blitzlic h ter leuchten auf, blenden mich.
Harald gibt mir einen Stups. „Liebelein, nun geh schon. Rücken gerade und schön lächeln.“ Er schiebt mich nach vorne. Langsam gehe ich nach vorne, begleitet von Haralds Stimme. „Ihre Haare sehen toll aus!“
Die Menschen treten zur Seite und lächeln mich an. Beifallrufe.
Als ich vor dem Podium stehe, kommt es mir viel höher und gewaltiger vor. Ich bleibe st e hen. Schlucke. Benni tritt einen Schritt nach vorne. Lächelnd reicht er mir seine Hand. Wie b e nommen ergreife ich Bennis Hand, der mich nach oben, zu sich auf das Podium zieht.
„Ich bin unendlich froh, dass du hier geblieben bist . Sonst hättest du womöglich deinen gr o ßen Moment verpasst“, flüstert er mir ins Ohr. „Es ist mir egal, ob du verlobt
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