Holunderküsschen (German Edition)
h a ben können.“
„Aber doch nicht in meinem Alter“, brüs kiert sich Harald. „Ich bin schließlich ein Mann in seinen besten Jahren. Wo ist denn jetzt ihr Märchenprinz?“
„Seine Schwester hat Benni mit zu ihrer Mutter und Laura gezerrt, bevor ich ihm sagen konnte, dass ich nicht mehr mit Johann verlobt bin.“
„Liebelein, sie weiß doch, dass ich nicht so gut mit Namen bin. Wer ist bitte Laura?“
„Laura ist Bennis persönliche Assistentin.“ Der Name hinterlässt einen bitteren Nachg e schmack.
Haralds Augenbrauen schnellen nach oben. „Persönlich, persönlich?!“
Ich glotze ihn blauäugig an.
„Ist sie sicher?“
Nein, bin ich nicht. Nun, wenn es so ist ... bleibe ich einfach cool, als wäre es die natürlich s te Sache auf der Welt. Genau genommen ist es das ja auch. Wie viele Männer haben eine Affäre mit ihren Sekretärinnen, ihren Mitarbeiterinnen oder Assistentinnen? Es dürften ein paar Tausend davon auf der Welt geben. Warum also nicht Benni?
Als ich den Mund aufmachen will um Harald zu antworten, tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Zeitgleich sehe ich, wie Haralds Kinnlade nach unten klappt. Irritiert drehe ich mich um. Hinter mir steht Chris und grinst mich breit an.
Oh Gott, wie peinlich! Er trägt sein übliches Leinenoutfit und, soweit ich es beurteilen kann, keine Unterhose!
„Chris …“, begrüße ich ihn, „ich dachte schon, du lässt mich sitzen. Schließlich bin ich nur deinetwegen hier.“
„Ich habe in diesem ganzen Chaos keinen Parkplatz gefunden und war schon drauf und dran wieder nach Hause zu fahren.“ Er lässt seinen Blick über meinen Körper gleiten. „Süße, du siehst klasse aus.“
„Danke“, entgegne ich schwach. „Ich fühle mich aber überhaupt nicht wie ich aussehe.“
„Wo ist unser scharfer Verleger?“
„Irgendwo bei seiner Mutter.“
„Nicht an deiner Seite?“, sagt Chris verwundert. „Das letzte Mal, als ich euch zusammen gesehen habe, konnte er doch kaum seine Augen von dir lassen. Äh, sag mal, warum trägst du eigentlich eine Sonne n brille?“
„Lange Geschichte“, murmele ich. Harald pikst mir mit dem Finger zwischen die Rippen. Ich drehe mich zu ihm.
„Chris, darf ich dir vorstellen? Das ist Harald Vögler. Ein guter Freund von mir und der beste Friseur in ganz Hamburg. Harald, das ist Chris, der Wüstenmaler von dem ich dir erzählt habe.“
„Harald reicht völlig.“ Er reicht Chris die beringte Hand. Dabei bleibt sein Blick auf Chris Leinenhose hängen. „Trägt man das so in der Wüste?“
„Eigentlich schon. Bei der Hitze gibt das eine angenehme Kühlung“, antwortet Chris.
Harald schürzt die Lippen. „Liebelein, wir sollten unbedingt darüber nachdenken, ob wir nicht unseren nächsten Urlaub nach Marokko machen. Die Aussichten, die sich Mann da bieten, sind geradezu göttlich!“ Sein Blick hängt immer noch an der Stelle, wo sich Chris’ Gemächt nur allzu deutlich durch den dünnen Stoff abzeichnet.
Ich gebe Harald einen Stoß in die Seite. Er schwankt so , dass sein Sekt überschwappt.
„Hoppala.“ Harald sieht beleidigt zu mir.
Chris’ Blick wandert irritiert zwischen mir und Harald hin und her.
„Und, was ist jetzt mit euch beiden?“ Chris lässt nicht locker.
„Tja, ist ne lange Geschichte ...“
„Ich bin ganz Ohr.“ Chris lehnt lässig gegen einen der kleinen Stehtische, die überall aufg e stellt worden sind.
Harald verdreht gekünstelt die Augen. „Nun sag ihm schon, dass ihr fantastischen Sex ha t tet, er sie anschließend angelogen hat, sie ihn auch mit ihrer Verlobung, und er jetzt mit seiner Assistentin zusammen ist.“ Harald fächelt sich Luft zu und ich bin kurz vor der Ohnmacht.
„Aha!“ Chris hat die Gummis eingehängt. Sein Lächeln reicht bis zu den Ohrläppchen. „Moptodel, du warst schon immer ein Chaosweib.“
„Warum behauptet nur jeder, ich wäre chaotisch?“, stöhne ich.
„Weil du es bist“, entgegnen beide zugleich.
Ich stöhne laut auf.
„Ich bin so gespannt auf die Präsentation. Meinst du, unser Artikel hat es auf die erste Seite geschafft? “
„Es tut mir leid Chris, aber ich habe keine Ahnung, ob der Artikel überhaupt erscheint“, brumme ich entmutigt.
„Spinnst du? Klar erscheint der Artikel. DU hast mit dem Boss geschlafen.“ Chris ve r schränkt zuversichtlich die Arme vor der Brust. „Wenn das kein Argument ist, was dann?“
„Meine Damen und Herren“, schallt die Stimme von Elisabeth Hirsekorn durch den Raum
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