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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Atmen zu konzentrieren. Dieses Zittern muss aufhören, und ich habe keine Lust, mich zu übergeben. Einatmen, ausatmen. Einatmen … Ist gar nicht so schwer. Tue ich schließlich schon mein ganzes Leben lang. Einatmen, ausatmen.

3
     
    Mit einem lauten Krachen schlägt die Tür des Gästezimmers an die Wand, um dann mit voller Wucht wieder zurückzuschwingen. „Au.“ Mein wütender Ausruf wird von einem lauten Knall begleitet. Verblüfft starre ich die Pistole, die ich mir aus Rons Nachttisch geholt habe, an. Das Ding ist geladen. Und entsichert!
    Wie kann Ron nur so unverantwortlich sein, eine Waffe zu haben, die jederzeit losgehen kann?
    „Verdammter Idiot.“
    Mit einer Grimasse reibe ich meinen Arm, der noch immer schmerzt. Dort, wo die Tür ihn getroffen hat, bildet sich ein blauer Fleck. Dann wandern meine Augen nach unten, zu meinen Füßen, auf die Stelle, wohin die Pistole jetzt zeigt. Mist! Wenn ich nicht aufpasse, schieße ich mir noch die Zehen ab. Keine Ahnung, wie man das Ding wieder sichert. Also nehme ich sie lieber hoch. Halte sie so, dass ich höchstens die Decke durchlöchern kann, und betrete das Zimmer. Langsam.
    Meine Augen suchen den Raum ab. Verharren kurz, als sie das Loch sehen, dass ich in die Wand geschossen habe. Vielleicht sollte ich da besser ein Bild drüberhängen. Dann schaue ich unter dem Bett nach, in den Schränken. Überall dort, wo sich jemand verstecken könnte. Nichts. Außer dem Loch in der Wand ist alles genauso, wie es sein sollte.
     
    Eine halbe Stunde später ist klar, dass sich außer mir und dem Toten niemand in dem Haus aufhält. Nicht einmal ein Liliputaner hätte meiner Gründlichkeit entgehen können. Nach dem kleinen Zwischenfall mit der Pistole war ich vorsichtiger, habe die anderen Türen zwar aufgestoßen, aber auf die Lara Croft - Imitation verzichtet. Der Keller war am schlimmsten. Dort gibt es nicht nur etliche dunkle Ecken, sondern auch jede Menge Spinnen.
    Mit einem tiefen Atemzug lehne ich mich an die Wand in der Diele, schließe erschöpft die Augen. Jetzt weiß ich wenigstens, dass der Mörder nicht mehr im Haus ist. Allerdings bleibt damit eine andere Frage offen: Wer hat die Polizei gerufen, und vor allem, warum?
    Der Gedanke kriecht wie ein kalter Schauer durch meinen Kopf. Aber das ist noch nicht alles. Eine andere Idee folgt ihm. Was, wenn Rons Pistole die Tatwaffe ist?
    Oh Gott! Das ganze verdammte Ding ist mit meinen Fingerabdrücken übersät.
     
    Es wird Zeit aufzuhören, wie ein kopfloses Huhn durch die Gegend zu rennen.
    In Gedanken versuche ich mich erneut an einer Liste. Denn ich muss dieses Chaos endlich in den Griff bekommen.
    Also … Warum ist es eine gute Idee, die Polizei zu rufen? Weil es das ist, was man macht, wenn man eine Leiche findet. Ein paar Minuten lang sitze ich da und zermartere mir das Hirn nach weiteren Argumenten.
    Gut, dann also contra: Es ist keine gute Idee, die Polizei anzurufen, weil:
    Ich ahnte nicht, dass ein Fremder in unserem Haus war, als die Beamten vor meiner Tür standen und ich ihnen sagte, ich sei allein im Haus.
    Ich habe keine Ahnung, wie dieser Mann in unser Haus gelangen konnte.
    Ich nicht weiß, wer für den Tod meines ungebetenen Besuchers verantwortlich ist.
    Okay, vielleicht ist es noch zu früh, um die Polizei mit diesem Problem zu konfrontieren.

4
     
    Missmutig stapfe ich durch das nasse Gras in die hintere Ecke unseres Grundstücks. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich zu beruhigen. Um mich wieder aufzurappeln, anstatt an die Wand gekauert auf dem Boden zu sitzen und mir die Seele aus dem Leib zu zittern.
    Immerhin habe ich die Zeit genutzt, um einen Entschluss zu fassen. Es ist keine Entscheidung, für die ich viel Begeisterung aufbringe. Sie wird eher von den Worten Ich muss total verrückt sein begleitet. Andererseits fällt mir keine bessere Lösung für mein Problem ein. Und so kommt es, dass ich in der dampfigen Schwüle, die den sommerlichen Nieselregen abgelöst hat, unser riesiges Anwesen durchquere.
    Schneller, als mir lieb ist, bin ich in dem Teil des Gartens angekommen, der von alten, knorrigen Bäumen dominiert wird. Eine Trauerweide, die ihre Äste tief auf den Boden hängen lässt, sorgt für eine melancholische Atmosphäre; eigentlich wie auf einem Friedhof.
    Jetzt muss ich nur noch den … Toten hierher bringen. Bei dem Gedanken wird mir schlecht. Aber ich habe keine andere Wahl. Obwohl ich mein Hirn nach Auswegen zermartert habe, steht eines fest: Wenn ich die Polizei

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