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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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nicht, dass er sich dir gegenüber schlecht fühlt.“
    „Nein, natürlich nicht.“ Gleichzeitig frage ich mich, ob ich meinem Vater jemals wieder u n ter die Augen treten kann ohne daran zu denken.
    Als ich den Hörer auflege, fühle ich mich gleich aus zwei Gründen schlecht. Zum Ersten wegen Papas Betrug und dann noch ... hat meine Mutter vielleicht Recht? Habe ich zu schnell aufgegeben? Habe ich Johann mit meinem Hochzeitsgerede zu sehr unter Druck gesetzt?
     
     
    „Unsinn! Julia, bitte hör auf immer die Schuld bei dir zu suchen!“, widerspricht mir Katja, als ich sie gegen sechs Uhr Abends im Büro anrufe. Ich bin immer noch völlig fertig von dem Gespräch mit meiner Mutter. „Johann, das alte Muttersöhnchen, war schon immer wankelmütig und unentschlossen. Der Mann isst jeden Mittag bei seinen Eltern! Das sagt doch schon alles.“ Sie schnaubt wütend aus. „Deine Mutter ist so versessen darauf dich unter die Haube zu bringen, dass sie gar nicht merkt, was sie da eigentlich von dir verlangt.“
    „Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen? Schließlich dachte ich, alles wäre in Or d nung. Unser Leben verlief in geregelten Bahnen, so wie Johann es liebt.“
    „Siehst du, und genau das war dein Fehler. Männer wollen heißen Sex, egal wie langweilig sie selbst sind.“
    „Hallo, ich höre wohl nicht richtig. Willst du mir etwa andeuten, dass ich Johann praktisch in die Arme von Titten-Annette getrieben habe . N ur weil ich nicht sofort in Ekstase geraten bin, wenn er nackt an mir vorbei gelaufen ist, um sich Milch aus dem Kühlschrank zu holen? Schlie ß lich waren wir schon zwei Jahre zusammen, da hat man nicht mehr jeden Tag Sex. Da ist man einfach auch mal zu müde dazu.“
    „Natürlich nicht. Aber Titten-Annette hat ihm bestimmt versprochen, dass sie jeden Tag aufregenden Sex miteinander haben werden und sie ihm nie Vorschriften machen wird. Raus aus der Routine und rein ins Vergnügen.“
    Habe ich schon Staub angesetzt? In den letzten Monaten sind Johann und ich deutlich wen i ger weggegangen als früher. Wenn ich Johann vorgeschlagen habe in ein Restaurant essen zu gehen, hat er in letzter Zeit immer mit den Worten abgewunken: „Ach, Zuhause ist es doch viel gemütlicher, findest du nicht?“
    Nein, eigentlich finde ich es schöner unter Menschen zu sein und ein bisschen abzulästern. Wenn Katja und ich zusammen in einem Restaurant sitzen, besteht unsere Hauptbeschäftigung darin über die anderen Gäste lustig zu machen , das Essen ist eigentlich Nebensache. Mit Johann essen zu gehen war immer eher anstrengend, da er großen Wert auf gutes Benehmen gelegt hat und immer peinlich genau auf jede Kleinigkeit achtete, was mich schrecklich nervös gemacht hat. Ich kann es eben einfach nicht leiden, wenn mich jemand die ganze Zeit mit Argusaugen be o bachtet .  D a muss einem ja die Olive von der Gabel hüpfen! Okay, vielleicht nicht gerade bei einem wichtigen Geschäftsessen und vielleicht nicht in den Schoß meines Sitznachbars Herrn Gutlieb, Besitzer eine r der größten Tiefkühlkostketten Deutschlands. Nomen est omen – bei Herrn Gutlieb definitiv eine Fehlanzeige. Aber solche Dinge passieren nun mal. Meine Bem ü hungen, das Missgeschick wieder gut zu machen, indem ich herzhaft zugegriffen und die Olive aus Herrn Gutliebs Schoß zurück auf den Tisch befördert habe, trafen bei Johann nicht auf B e geisterung. Bei Herrn Gutlieb dafür umso mehr, der wenig später, völlig unerwartet, seine feuchte Hand auf mein Knie legte, während er mit Johann über die Wichtigkeit von Tiefkühlkost deba t tierte. Ich habe Herrn Gutlieb daraufhin spontan eine Ohrfeige versetzt . Anschließend müssten wir Hals über Kopf das Restaurant verlassen. Das Schlimmste an der ganzen Sache war aber , dass mir Johann hinterher stundenlange Vorträge über die Bedeutung von Geschäftsessen geha l ten hat.
    „Zum Thema Sex . W ann siehst du Benni wieder?“
    „Heute noch . Miriam hat ein Meeting für morgen elf Uhr angesetzt. Ich habe schon Bauc h schmerzen, wenn ich nur daran denke“ , verziehe ich schmerzvoll mein Gesicht .
    „Warum?“
    „Weil ich immer noch keine Ahnung habe, was ich ihr präsentieren soll. Ich habe mir heute Morgen zum Frühstück sicherheitshalber eine Folge von Vox Tours angesehen und sämtliche auf dem Markt verfügbare Reisezeitschriften gewälzt.“ Ich streiche mir eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht.
    „Und?“
    „Judith Adlhoch ist weg von Vox Tours . Stattdessen haben

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