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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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J edenfalls unterbricht er unsere Umarmung abrupt, indem er den Wasserhahn aufdreht und demonstrativ damit beginnt, meine Haare vom Shampoo zu befreien.
    „Stößchen, meine Lieben. Darauf muss der kleine Harald noch ein Schlückchen trinken.“
    Als ich mein Glas hebe, was auf dem Friseurstuhl liegend und während Robins Dauerma s sage gar nicht so leicht ist, sehe ich, wie sich Harald verlegen eine Träne wegwischt. Ich kenne keinen Mann, der gefühlvoller als Harald ist. Der normale deutsche Mann ist doch die ganze Zeit damit beschäftigt, so cool wie möglich zu wirken. Da passen spontane Gefühlsausbrüche nicht ins Bild. Wobei, wenn ich ehrlich bin würde es mich auch irritieren, wenn der Mann an meiner Seite bei jeder Kleinigkeit anfangen würde zu heulen. Aber ein bisschen mehr Gefühl dürften die Herren manchmal schon an den Tag legen. Eine Mischung aus Harald und George Cloon e y wäre die optimale Kombination.
    „Und was hast du jetzt vor?“, fragt Katja.
    „Was meinst du?“ Ich habe den Faden völlig verloren.
    „Na, mit Benni?“
    Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Außerdem kann mir der Kerl egal sein, schließlich trauere ich noch um Johann. Schon vergessen?“
    „Ach Johann. Ich dachte das Thema ist durch. Johann hat dich wochenlang mit dieser A n nette betrogen! Und wenn das nicht in deinen Kopf will, dann vielleicht die Tatsache, dass du bereits am gleichen Tag als du mit Johann Schluss gemacht hast, mit einem anderen Mann die Nacht verbracht hast. Also bitte, sieh der Realität ins Auge!“
    „Das ist nicht fair . S chließlich war ich betrunken und unglücklich. Das zählt nicht“, schmolle ich. „Außerdem weiß ich ja gar nicht, ob überhaupt etwas zwischen uns gelaufen ist.“
    „Ach Göttle, wie aufregend“, gurrt Harald. „Warum passiert mir nie so etwas! Wenn ich mir vorstelle, ein fremder, gutaussehender Mann würde mit mir das Abteil teilen und ich wäre noch dazu betrunken ... Also ich könnte für nichts mehr garantieren.“ Harald wiehert wie ein Pferd.
    „Danke Harald, das war sehr hilfreich“, schaltet sich Katja ein. „Außerdem, was nützt dir der ganze wilde Sex, wenn du dich am nächsten Tag an nichts erinnern kannst?“
    „Aber ich kann es mir wenigstens vorstellen“, widerspricht Harald.
    „Das kannst du auch so . D azu brauchst du nicht eine Nacht im Zug mit Filmriss“, kontert Katja. Mir wird heiß und kalt bei dem Gedanken an jene Nacht im Zug.
    „Also Liebelein“, räuspert sich Harald, nachdem er seine Fassung wieder gewonnen hat. „Wenn ich ihr als Mann – sozusagen als Fachmann – einen guten Rat geben darf, dann sollte sie sich interessant machen.“ Ich sehe wie Katja die Augen ver dreht. .
    „Wenn sie etwas von dem Kerl will, sollte sie ihn unbedingt im Ungewissen darüber lassen an was sie sich noch erinnert und ob sie eine Fortsetzung wünscht. Sie sollte ihn an der langen Leine zappeln lassen. Männer wollen eine Frau erobern. Das ist so eine Art Urinstinkt, der dann durchkommt. Ich sage nur: Jäger und Sammler!“ Harald bläst sich derart auf, dass sein Hemd über der Brust zu spannen beginnt. Noch ein paar Millimeter und mir fliegen seine Hemdknöpfe um die Ohren.
    „Ausatmen!“ ermahne ich ihn, als seine Gesichtsfarbe in ein unnatürliches Rot wechselt. Mit einem lauten Zischen entweicht die Luft. Robin ist endlich fertig und wickelt mir gekonnt ein Handtuch um den Kopf.
    „Und , wie ist die weitere Vorgehensweise?“ Katja sieht mich erwartungsvoll an.
    Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Außerdem hat Miriam die Präsentation für übermorgen angesetzt und ich habe nicht die leiseste Ahnung worüber ich schreiben soll.“
    „Armes Pumbi. Liebeskummer und Präsentation. Darauf sollten wir noch einen Schluck trinken.“ Sie hebt ihr Glas.
     
    Ich wache auf und muss feststellen, dass ich nicht geträumt habe . Z umindest der Teil in meinem Traum, als ich das Gefühl hatte zu verdursten. Mein Mund ist trocken, auf der Zunge ist über Nacht ein Pelz gewachsen und zu allem Übel sehe ich meine Umwelt nur verschwommen. Vielleicht hätte ich die verdammten Kontaktlinsen doch herausnehmen sollen. Neben mir vibriert mein Handy zornig. Ich blinzele mit meinen vertrockneten Augen auf das Display, in der Hof f nung wenigstens den Namen des Anrufers erkennen zu können. Fehlanzeige.
    „Ja, ja, ja“, murre ich und klappe das Handy auf.
    „Hallo?“ Meine Stimme klingt mehr wie eine altersschwache Krähe.
    „Hallo, ich

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