Holy Shit
und die Titel allein sprechen Bände: »Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde mehr«, »Das Chefhasser-Buch«, »Bin ich denn der einzige Normale hier?«, »Ich arbeite in einem Irrenhaus«, »Am liebsten hasse ich Kollegen«, »Der Arschloch-Faktor: Vom geschickten Umgang mit Aufschneidern, Intriganten und Despoten in Unternehmen«, »Mobbt die Mobber!«, »Der Feind in meinem Büro«, »Ich hasse Teams!«, »Das Kollegen-Hasser-Buch« … Und so könnte man weiter und weiter aufzählen.
Ich wundere mich angesichts dieser Beschimpfungswut, der vielen Bücher und ihrer vielen Käufer, dass in den Zeitungen nicht regelmäßig über Morde am Arbeitsplatz berichtet wird.
Mobbt, was euch gemobbt hat! Wortmord am Arbeitsplatz
Das Wort »Mobbing« kannte in den fast schon idyllischen 80er, ja selbst den 90er Jahren bei uns noch kaum jemand, aber das Phänomen gab es natürlich schon. Wie so etwas funktioniert? Allzu leicht. Aktuelle Beispiele des Arbeitplatzes als Kampfplatz zeigen, dass man schon mit einem geschickt gewählten Spitznamen eine Art Fluch aussprechen kann, der zumindest das berufliche Schicksal des damit Gerufenen zu besiegeln vermag. Beispielsweise der Fall einer Kollegin, die in Konferenzen viel zuhört und wenig spricht. Deshalb und weil sie sich als leichtes Opfer anzubieten scheint, bildet irgendjemand ihren Spitznamen »Frau Schweiger«. Der spricht sich rasch rum, es wirkt erst wie eine leichte, ganz harmlose Neckerei. Die bekommt freilich bald eine Eigendynamik. Man beginnt, die Kollegin schweigend zu begrüßen, man findet lustige Umschreibungen, um selbst in ihrer Anwesenheit spöttisch von ihr zu sprechen, ohne sie direkt zu beleidigen: »Der größte Schweiger ist doch eine Frau!« – »Ist die schweigende Minderheit wieder da?« – »Reden ist Silber, Schweiger ist Gold.« Was soll »Frau Schweiger« tun? Sagt sie was, gilt sie als humorlos, hysterisch, überempfindlich, womöglich hysterisch, und man kann sie mit ihrem Spitznamen sogar verspotten: »Ja, hör her, sie kann sprechen!« Sagt sie nichts, entspricht sie ihrem Spitznamen und zementiert ihn. Was vielleicht wirklich nur spielerisch begann, weitet sich aus zu einer Katastrophe für die Frau, wenn sie keine Unterstützung findet oder Mittel, den Teufelskreis zu durchbrechen. »Teufelskreis«,ja solche eigentlich magischen Vokabeln passen im Büroalltag durchaus.
Beim Mobbing geht es mitunter zu wie bei der Verhaftung in amerikanischen TV-Serien: »Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.« Mehr noch, alles, was man nicht sagt, alles, was man tut und nicht tut, sogar die Schreibtisch- und Arbeitsplatzdekoration kann gegen einen verwendet werden: »Schau mal, schon wieder ein Kinderbild! Das ist aber süß! Da hat jemand wohl Sehnsucht nach zu Hause.« So einfach kann man jemanden aufziehen, ohne dafür vom Chef oder vom Betriebsrat haftbar gemacht werden zu können. Wenn andere ins selbe Horn stoßen, wird es gefährlich, denn die Treibjagd beginnt: Plötzlich findet man morgens einen Schnuller auf dem Schreibtisch. Dann ein Stofftierchen in der Schublade. Ein Puppenkleid liegt auf dem Schreibtisch. Spätestens jetzt ist man Beute und fühlt, wie die Kollegenmeute jault und schon für den nächsten Tag plant.
Eine Reihe von Ratgebern und Broschüren, dazu unzählige Angebote im Internet gibt es inzwischen, die Tipps geben, wie man sich gegen Mobbingkesseltreiben wehren, sich zumindest einigermaßen schützen oder schlicht diese Angriffe überstehen kann.
Für einige, besonders findige und psychisch stabile Menschen, die genügend Zeit während der Arbeit finden und den Aufwand an Hirnschmalz nicht scheuen, bietet sich das Gegenmobbing an: Das kann einerseits in einer Übersteigerung der verspotteten Eigenschaften oder Tätigkeiten bestehen. Noch sieben Kinderbilder dazu, am besten unterschiedlicher Farbnuancen, dazu eine Spieluhr, die zum Feierabend zu musizieren beginnt, eine Lunchbox mit Bernd das Brot oder Prinzessin Pipapo, ein Luftballon am Bildschirm angebracht und ein Klingelton, der die Pipi-Langstrumpf-Melodie spielt. So etwas legen viele als Humor aus, als pfiffig und souverän. Das verschafft, natürlich unbedingt mit mutiger Überdeutlichkeitvollführt, Sympathien und nicht selten den Mobbing-Anstiftern schlechte Karten. Kennt man sie, kann man sie auch direkt bekämpfen, indem man ihre Schwächen ausspioniert und einen Gegenangriff plant. Herr Fieselt war derjenige, der den Spottnamen »Frau
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