Home at Heart - Liebe auf Umwegen
machen – in spätestens drei Jahren.
The Commercialists waren indirekt auch dafür verantwortlich, dass es Lorelai jetzt so schlecht ging und in den ersten Tagen der Trennung hatte sie tatsächlich den Gedanken gehabt, dass es wohl das Beste gewesen wäre, niemals eine Bewerbung an die Firma geschickt zu haben – dann hätte sie Rob auch niemals kennen gelernt. Über den Job war sie Robert Walters, ihrem nunmehrigen Exverlobten nämlich das erste Mal über den Weg gelaufen. Rob arbeitete für eine Bank, die die Finanzierungen für einige Kampagnen auf die Beine stellte, war Mitte Dreißig und wohl der Prototyp dessen, was man einen Womanizer nannte. Mit seinem markanten Gesicht, den immer perfekt gestylten, dunklen Haaren, vielmehr aber mit seiner offenen Art, mit Frauen umzugehen, hatte er schon die eine und andere Sekretärin bei The Commercialists abgeschleppt. Rob hatte nie einen Hehl daraus gemacht und die Frauen konnten sich wenigstens nicht beklagen, nichts von seinem Charlie-Sheen-ähnlichen Lebensstil gewusst zu haben, wenn er sie nach einer Nacht wieder abservierte. Das Arschloch-Gehabe stand Rob gut, es kam bei den Ladies an und das wusste er auch.
Das erste Projekt, das Lorelai bei The Commercialists erstmals selbständig abwickelte, es war die Winterkampagne für den Designer Javier Demante, einen Modeprinzen, der das Land im Sturm eroberte und für seine Kampagne eine verrückte Idee nach der anderen präsentierte. Genau dieses Projekt wurde dem Designer von Roberts Bank finanziert und wie der Teufel es wollte, war er auch der zuständige Bearbeiter, mit dem Lorelai mehr oder weniger eng zusammenarbeiten musste. Es dauerte nicht lange, bis Rob Gefallen an Lorelai gefunden hatte, und ihr einen Platz ganz oben auf seiner „To-Do-Liste“ – er sprach Freunden und Kollegen immer von seiner „To-Do-Liste“, wenn er gewisse Frauen, die er noch nicht herumgekriegt hatte, unbedingt noch „abschießen“ wollte, gegeben, nicht etwa allein, weil sie attraktiv war, sondern vielmehr wegen ihres bissigen Charakters. Sie war jemand, der seine Ziele mit Nachdruck verfolgte und für gewöhnlich bekam, was sie wollte. Schon allein aus diesem Grund war diese quirlige Prinzessin mit den pechschwarzen Haaren – er hatte ihr den Spitznamen Schneewittchen verpasst, und scheute, provokant, wie er war, auch nicht davor zurück, sie mit diesem Namen persönlich in Meetings, aber auch in Briefen, Telefonaten und Mails anzusprechen – äußerst reizvoll für ihn. Als sie es dann schaffte, dem Vorstand der Bank eine Finanzierung für die Demante-Kampagne aus den Ärmeln zu leiern, die um knappe vierzig Prozent höher war, als jene, die veranschlagt worden war, war es um Rob geschehen. Er brauchte fast drei Wochen, in denen er jeden Tag in ihrem Büro anrief, E-Mails schrieb, Blumen schickte und sogar des Öfteren Nachrichten bei den beiden Geschäftsführern hinterließ, bis sie endlich in ein Abendessen einwilligte.
Zu diesem Zeitpunkt war Rob längst nicht mehr an nur einer Nacht mit Lorelai interessiert. Aus dem Abendessen, zu dem sie sich eigentlich nur hatte hinreißen lassen, weil es ihr peinlich war, wenn Ryder und Radcliffe wieder einmal mit einem Post-it vor ihrer Nase wedelten, auf welches sie Robs Nachricht für sie aufgeschrieben hatten, und sie grinsend dazu zu überreden versuchten, ihm wenigstens ein Essen zu gewähren, wurde ein ernsthafte, sechs Jahre dauernde Beziehung.
Zu Weihnachten 2007 hatte Rob ihr einen Heiratsantrag gemacht. Ganz schlicht und einfach, als sie zu zweit unter dem Weihnachtsbaum saßen und sich gegenseitig ihre Geschenke überreichten. Er war vor ihr auf die Knie gegangen, hatte ein kleines, rotes Samtschächtelchen mit einer goldenen Verzierung darauf aus seiner Hosentasche geholt und sie mit Tränen in den Augen gefragt, ob sie ihn heiraten wolle und ihn damit zum glücklichsten Mann der Welt machen würde. Sie hatte – ebenfalls mit Tränen in den Augen ja gesagt und war in seine Arme gefallen. Am nächsten Tag waren sie zu Robs Eltern nach Long Island gefahren und hatten die frohe Botschaft dort verkündet. Lorelais Familie, bestehend aus ihrer Mutter Marge und ihrer Großmutter Ellen hatte sie bei dem Telefonat, das sie immer zu Neujahr führten, darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie in absehbarer Zeit heiraten würde, und dass sie unbedingt wollte, dass ihre Mum und ihre Grandma an der Hochzeit teil nahmen. Ellen hatte darauf geantwortet, dass sie
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