Home at Heart - Liebe auf Umwegen
noch einmal in den Spiegel.
„Wenn du so weitermachst, Junge, machst du’s wirklich nicht mehr lange“, sagte er zu seinem mitgenommenen Spiegelbild.
Nachdem er geduscht und sich rasiert hatte, war er hinaus zu den Pferden um sie zu füttern. Wenigstens optisch sah er jetzt nicht mehr wie ein Mann am Rande des Alkoholismus aus. Ein Umstand, den er so gut wie es nur ging, vor den Cartwrightfrauen verstecken wollte, wobei er sich vorstellen konnte, dass sie zumindest vorübergehend dafür Verständnis haben würden. Immerhin hatte er volle Breitseite eine Abfuhr von Lorelai erhalten. Dennoch wollte er nicht wie ein Weichei wirken, das seine Liebesprobleme in Alkohol ertränkte, auch wenn es so war.
Er war gerade dabei, die letzte Box des Stalles zu säubern. Die Pferde hatte er bereits vor fast zwei Stunden auf die Koppeln gebracht. Als er Flash auf die große Koppel vor dem Haupthaus geführt hatte, war Ellen herausgekommen und hatte ihn gebeten, sie und Marge später in die Stadt zu fahren – sie hätten noch einige Besorgungen für das Festessen heute Abend zu machen. Er hatte zugesagt und mit Unbehagen an das Weihnachtsessen gedacht, dem er ebenfalls beiwohnen sollte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sich am liebsten in seinem Häuschen eingeschlossen und von all dem Weihnachtskram nichts mitbekommen. Aber den Cartwright-Ladies war er es schuldig, an ihrem essen teil zu nehmen.
Er hörte, wie die große Stalltüre aufgeschoben wurde und sah ärgerlich auf die Uhr. Es war noch nicht einmal zehn. Ellen hatte er gesagt, er könne sie frühestens um halb elf in die Stadt fahren, da die Pferde vorgingen.
„Ich bin gleich soweit, Ellen“, rief er und verzog das Gesicht zu einer genervten Grimasse, bevor er schmutziges Stroh weiter in die Schubkarre schippte. Es kam keine Antwort. Stattdessen hörte er Stöckelschuhe die Stallgasse entlang klickern. Er hasste es, wenn Leute einfach so auf dem Gelände der Farm und – noch schlimmer – in den Stallungen herumschnüffelten. Verärgert stellte er die Stallgabel an die Wand, wischte sich die Hände an seinen Jeans ab und rief: „Wir sind keine öffentliche Einrichtung – es ist verboten hier einfach so…“
„….hereinzuplatzen, ich weiß. Und wenn ich nicht gehe, rufst du die Cops“, vollendete Lorelai seinen Satz.
Jake musste mehrmals blinzeln, bevor er registrierte, dass ihm weder sein Verstand noch der minimale Restalkohol, der er noch im Blut hatte, einen Streich spielte. Es war tatsächlich Lorelai, die vor ihm stand. Sie trug enge, blaue Jeans, ein pink-weiß-schwarz kariertes Hemd und darüber ein ärmelloses Gilet aus dunkelbraunem Kunstfell. Die schwarzen Kniestiefel, die sie trug, klimperten auf ihn zu.
„Lorelai“, rief Jake überrascht und erstarrte zu einer Salzsäule. Damit hatte er nicht gerechnet.
„Was machst du hier?“
„Ich möchte Weihnachten mit meiner Familie feiern“, sagte sie, „und mit dem Mann, den ich liebe!“
Jake warf die Mistgabel zur Seite, trat aus der Pferdebox auf Lorelai zu und für einen kurzen Augenblick sahen sie sich an. Dann stürzten sie aufeinander zu, Lorelai fiel in Jakes Arme und sie küssten sich.
EPILOG
Es war ein wunderschöner Abend gewesen. Lorelai wusste nicht, ob sie jemals ein so schönes Weihnachtsfest gefeiert hatte.
Jetzt lag sie in Jakes Armen weich eingekuschelt in seine…nein, in ihrer beider Bettdecke.
Am dreiundzwanzigsten Dezember hatte sie ein Gespräch mit den Eigentümern von The Commercialists geführt und erklärt, dass sie die Juniorpartnerschaft nicht annehmen konnte. Ihre Wurzeln waren nicht in der Großstadt, das hatte sie erkannt. Sie erklärte den Inhabern, sie habe bereits ihr Appartement einer Maklerin zum Verkauf überlassen und würde New York verlassen. Es war eine Entscheidung gewesen, die ihr nicht leicht gefallen war, aber die sie mit so intensiver Sicherheit getroffen hatte, wie sie es noch nie zuvor in ihrem Leben getan hatte.
Lorelai war davon ausgegangen, dass ihre Karriere bei The Commercialists mit diesem Gespräch beendet war. Umso überraschter war sie, als Ryder und Radcliffe ihr anboten, ihre Juniorpartnerschaft in einem Büro in Dallas auszuüben. Man habe ohnehin vorgehabt, sich weiter westlich ebenfalls nieder zu lassen und gerade die Zeit, die Lorelai in Red Oak verbracht hatte, hatte für das Unternehmen gezeigt, dass noch einige Kapazitäten schöpfbar waren, wenn es nicht nur von New York aus agierte.
„Ich liebe dich“,
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