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Home at Heart - Liebe auf Umwegen

Home at Heart - Liebe auf Umwegen

Titel: Home at Heart - Liebe auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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seinem Hals gebildet, den er erst runterschlucken musste, „dass an jenem Tag der erste Todestag von Amy und dem Baby war.“
    Er hielt die Kaffeetasse umklammert und die Wärme des Bechers ging auf seine Hände über.
    „Was ist dann passiert“, fragte Marge und vor ihrem geistigen Augen lief eine grauenhafte Szene ab, die der Wahrheit ziemlich nahe kam. Tief in ihrem inneren wusste sie, dass ihre Tochter dieses Mal nicht selber die Entscheidung getroffen hatte, zu gehen. Sie hatte in der Zeit, in der sie in Red Oak gewesen war, so glücklich gewirkt, sogar einige Male erwähnt, dass sie überlegte, ganz hier zu bleiben.
    „Ich bin ausgerastet. Ich bin nachts auf den Friedhof zu Amy und erst am nächsten Nachmittag wieder zurückgekommen. Ich habe Lorelai angeschrien und ihr die Schuld dafür gegeben, dass ich Amy und das Baby vergessen hatte. Ich habe ihr gesagt, ich würde die Farm und Red Oak verlassen und wolle sie nie wieder sehen. Daraufhin ist sie auf ihr Zimmer und hat sich ein Taxi gerufen.“
    Jetzt kam er sich schäbig vor. Es klang wie aus einem drittklassigen Schlägertypenfilm, was er hier gerade erzählt hatte. Während er die einzige Tochter/Enkelin der Farm vertrieben hatte, wurde er von ihrer Familie verköstigt und wie ein Sohn behandelt.
    „Ich könnte gut verstehen, wenn ihr mich hier nicht mehr haben wollt“, fügte er schließlich hinzu.
    Marge und Ellen sagten kein Wort. Die Stille in der Küche wurde nur durch das Ticken der Uhr, die über der Eingangstüre angebracht war, unterbrochen.
    „Lorelai hat nie ein Wort darüber verloren“, sagte Ellen nach einer Weile. Sie klang niedergeschlagen.
    „Ich dachte, sie hätte sich nicht verändert. Wäre immer noch das egoistische Mädchen, das uns aus New York Weihnachtskarten schickt und würde sich nicht ändern. Damit hätte ich nicht gerechnet!“
    „Warum erzählst du uns das erst jetzt, Jake? Oder, warum erzählst du e s uns überhaupt?“, fragte Marge.
    „Weil ich Lorelai zurückholen möchte und deshalb für eine Weile nach New York gehen muss. Earl McGray hat mir gestern Abend einige Dinge gesagt, die wohl längst gesagt werden mussten!“

    Die Minen der Frauen hellten sich auf.

    Auf dem JFK herrschte wie eh und je reges Treiben, wobei, gerade jetzt, in der Vorweihnachtszeit war es vielleicht noch ein bisschen stärker. Im Flugzeug war es für Jake noch okay gewesen. Er fand den kleinen Sitz, auf dem er den Flug von Texas nach New York zwar ziemlich beengend und den älteren Mann, der neben ihm saß und ihm die ganze Zeit davon erzählte, dass er Flugangst hätte und bestimmt schon zehn Bücher darüber gelesen hatte, aber diese irren fliegenden Dinger immer noch meiden würde und sie nur bestieg, wenn es denn gar nicht anders möglich war, nervig, aber im Flugzeug war es okay gewesen. Er hatte sich irgendwie noch auf „seinem“ Terrain gefühlt, irgendwie noch mit Red Oak verbunden. Doch jetzt, als er in der Ankunftshalle in dem Gewusel von ankommenden Passagieren aller möglichen Kulturen stand, unzählige fremde Sprachen vernahm und sich für einen kurzen Augenblick orientierungslos fühlte, überkam ihn eine merkwürdige, dumpfe Leere, die ihn fragte, was er hier überhaupt machte. Die ihm sagte, es wäre besser gewesen, in Texas zu bleiben. Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich sein Gepäck zu schnappen, schnurstracks auf den nächsten AA-Schalter zuzugehen und seinen Rückflug nach Forth Worth, der eigentlich erst in drei Tagen stattfinden sollte, auf die nächste Maschine umzubuchen.
    „Hey Mann, hast du hier Wurzeln geschlagen?“ Ein junger Bursche, der keine zwanzig war, dunkle Jeans und ein Shirt mit einem Totenkopf und der übergroßen Aufschrift „Love“ darauf sowie einem Kopfhörer im Ohr rempelte Jake an der Schulter an, schüttelte den Kopf und murmelte etwas unverständliches. Zwei junge Mädchen huschten an ihm vorbei, musterten ihn im vorbeigehen von Kopf bis Fuß und murmelten etwas, von dem er nur „Butch Cassidy“ verstand. Reflexartig nahm er seinen Stetson ab und hielt ihn in der linken Hand, während er sich auf dem Weg zum Gepäckband machte.

    Wenige Minuten später kam er mit seinem Koffer in der Hand aus der Ankunftshalle. Er setzte sich in eines der etwa dreißig Taxen, die vor der Ankunftshalle standen und auf potentielle Kundschaft warteten und teilte dem Fahrer mit, dass er ins Huntington Hotel in der 56. Straße wollte.

    Draußen hatte es zu schneien begonnen.

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